"Wir müssen das Klima bei den Schiris verbessern"
Die Villacherin Tanja Hausott ist die erste Frau im Präsidium des Kärntner Fußballverbandes.
Dei Villacherin Tanja Hausott (vormals Schett) ist neue Vizepräsidentin des Kärntner Fußballverbandes. Die WOCHE bat sie zum Antrittsinterview.
WOCHE: Sie wurden als erste Frau in der Geschichte des Kärntner Fußballverbandes in das Präsidium gewählt. Ihr erster Gedanke nach der Verkündigung des Wahlergebnisses?
HAUSOTT: Freude über das tolle Wahlergebnis. Der zweite Gedanke war bereits: Jetzt geht es los!
Was geht los?
Gemeint ist damit die Umsetzung unserer Vorhaben: Neue Perspektiven für den Fußballnachwuchs schaffen. Die Servicequalität im Verband steigern, den Strafausschuss vereinsfreundlicher aufstellen, mehr Wertschätzung auf den Kärntner Fußballplätzen. Wichtig wird auch sein, Kärntens Fußball aus den negativen Schlagzeilen zu bringen und noch mehr Nachwuchsmannschaften in den Vereinen zu haben.
Waren diese Vorhaben für Sie ausschlaggebende, sich um die ehrenamtliche Funktion der Vizepräsidentin zu bewerben?
Ja. Daher habe ich Klaus Mitterdorfer auf Anfrage zur Mitarbeit in seinem Team sofort meine Zusage gegeben. Der Fußball hat mir in meinem bisherigen Leben viel geschenkt, nun kann ich etwas zurückgeben.
Was erhielten sie geschenkt?
Ich durfte als UEFA-Schiedsrichterin sehr viel interessante Spiele leiten und Menschen kennenlernen. Es war für mich eine richtige Persönlichkeitsschulung.
Warum wurden Sie Schiedsrichterin und nicht Fußballerin?
Schon als Jugendliche hat mich der Herr in Schwarz mehr fasziniert als die Kicker. Im Bruchteil einer Sekunde die richtige Entscheidung fällen – diese Herausforderung hat mich gereizt.
Kann der KFV von ihrer Schirierfahrung profitieren?
Das hoffe ich. Daher war ich in dieser Mission schon sehr aktiv. Mit Schiedsrichterobmann Hartwig Gangl gab es schon die erste Gesprächsrunde, auch beim Villacher Schiriabend war ich dabei.
Ihr Fazit?
Wir müssen das Klima im Schirikollegium verbessern, die Regelabende interessanter gestalten, das eingeschlafene Projekt Sichtungskader/Talentekader wieder mit Leben füllen und einen Sichtungstag organisieren. Aber auch eine Unfallversicherung für Schiedsrichter könnte Thema sein.
Schiedsrichter wirken oft nach Nachwuchsspielen mehr geschafft als nach einer Kampfmannschaftspartie. Warum?
Das Stimmungsbild bei Nachwuchsspielen ist für mich oft befremdend. Man glaubt oft, es spielen nicht Kinder auf dem Feld gegeneinander um den Sieg, sondern deren Eltern am Spielfeldrand in Form von gegenseitigen Verbalattacken. Als Diplom-Pädagogin appelliere ich an Besinnung auf Vorbildwirkung und Vernunft. Denn Spaß am Sport ist bis zu einem gewissen Alter wichtiger als der zählbare Erfolg.
Welche Frage würden Sie in vier Jahren gerne gestellt bekommen?
Sie haben alle Ziele erreicht. Was steht als Nächstes an?
ZUR PERSON
Karrierebeginn: 1996, Schiriprüfung
Regionalliga: als erste österreichische weibliche Spielleiterin (2003)
Bundesliga: als erste österreichische weibliche Spielleiterin (2008)
FIFA: erste Einberufung (2003)
UEFA-Elitekategorie: die höchste Schiriklasse im Frauenfußball (2008)
Spielleitung: 713
Schirihighlight: Algarvecupfinale (gehört zu vier bedeutendsten Turnieren im Frauenfußball)
Schiedsrichterin in Ruhe: seit Juli 2014
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