Villacherin schrieb Buch über ihren Vater
Das Leben mit Alzheimer

- Karen Kuttner Jandl mit ihrem Vater Horst Karl Jandl. In ihrem Buch erzählt sie ihre persönliche Geschichte, möchte damit auch anderen Betroffenen helfen.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Birgit Gehrke
„Der Herr Ding“, so nennt sich das Buch, das die Villacherin Karen Kuttner Jandl über ihren an Alzheimer-Demenz erkrankten Vater geschrieben hat.
VILLACH. Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich bis zu 130.000 Menschen mit einer Form der Demenz – Tendenz steigend. So werden auch immer mehr Angehörige mit dieser Krankheit konfrontiert. Karen Kuttner Jandl dokumentierte über neun Jahre tagebuchartig das Leben mit ihrem Vater Horst Karl Jandl, Diagnose: Alzheimer-Demenz. „Mit der Veröffentlichung habe ich gezögert, da es unglaublich intim ist. Aber ich habe das auch für andere Menschen geschrieben, die betroffen sind. Es ist ein wenig ein Ratgeber, wie man es vielleicht besser machen kann. Ich bin trotzdem ein positiver Mensch, daher ist es mitunter sehr lustig geschrieben, obwohl es tragisch ist.“
Pflege aus der Ferne
Was Kuttner Jandl ebenso thematisiert ist die Frage, wie man jemanden pflegt, der 250 Kilometer entfernt wohnt. „Mein Vater lebte im obersteirischen Altaussee. Ich war immer auf Abruf bereit und war regelmäßig vor Ort oder in Notfallsituationen öfter. Fast täglich musste ich meinen Vater übers Telefon stundenlang beruhigen, da meine Mutter total überfordert war.“ Wie erlebt man diesen veränderten Vater als das Kind, das man ja trotzdem immer bleibt? „Mein Vater war zu Lebzeiten kompliziert. Mit der Krankheit hat sich das geändert. Wir haben gelacht, getanzt, viel Blödsinn geredet. Er war dann kompliziert auf eine andere Weise, konnte sich etwa nicht mehr alleine anziehen.“
Sensibilisieren
Mit ihrem Buch will Kuttner Jandl auch sensibilisieren, dass sich das Wesen ändert: „Nie im Leben hätte ein böses oder ordinäres Wort seinen Mund verlassen. Die krankhafte Veränderung seiner Persönlichkeit, die ich im Buch beschreibe, führte mitunter zu peinlichen Situationen, die ich persönlich lustig fand, über die sich aber unser nicht wissendes Umfeld empörte. Darauf möchte ich ganz besonders hinweisen. Wenn sich jemand auffällig benimmt, kann auch eine Krankheit dahinter stecken.“ Lange hat die Familie anderen nichts von der Diagnose erzählt. „Mein Vater war als Künstler eine sehr angesehene Person und man will halt nicht sagen, der Papa ist geistig nicht mehr zurechnungsfähig. Das haben wir lange zurückgehalten, das war vielleicht ein Fehler. Man will den eigenen Vater nicht bloßstellen.“
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