Seit 65 Jahren im gleichen Job
Villacher frisierte schon Alois Mock
- Heute, mit 79 Jahren, arbeitet Gottfried Wagner noch immer mit Freude – und mit Stolz. „Wenn die Kunden mit einem guten Gefühl rausgehen, habe ich selbst ein gutes Gefühl.“
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Gottfried Wagner ist seit 65 Jahren Friseurmeister, ganz nach dem Motto „Arbeitsfreude ist Lebensfreude“. Im Gespräch erzählte er uns von fragwürdigen Trends und der Branche früher.
VILLACH. Seit 65 Jahren steht Gottfried Wagner nun bereits am Friseurstuhl. Mit 79 ist er immer noch aktiv, schneidet, berät, plaudert – und genießt es. „Ich werde oft gefragt: Wie lange arbeitest du noch? Meine Antwort: Bis 19:30 Uhr!“, lacht er. Heute arbeitet er im Atrio im Salon seiner Tochter Marlies, „sie ist meine Chefin – ich bin Mitarbeiter“. Ein Rollenwechsel, der ihm Spaß macht. Wer Gottfried Wagner kennt, kennt auch sein Häkel-Kapperl. Seit mehr als 20 Jahren trägt er es – fast immer schwarz. „Entstanden ist das aus einer Blödelei“, erzählt er. Bei einer Vernissage witzelte er, dass er so ein Käppi auch gern hätte. Zwei Tage später bekam er eines geschenkt. Kurz darauf war er bei einer Friseurveranstaltung in Salzburg – und das Kapperl wurde zum Hit. „Seit 23 Jahren nie ohne. Es war eine Spinnerei – aber eine, die geblieben ist.“
- Wagner in seiner Lehrzeit.
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Zufall als Wegweiser
Eigentlich wäre Wagner nie von selbst auf die Idee gekommen, Friseur zu werden. „Eine Tante meinte: Zieh dich um, mein Friseur braucht einen Lehrling.“ Also ging er hin – und begann 1960 seine Lehre. Gottfried lernte rasch und viel, auch weil sein Chef selten im Betrieb war. Dabei stieß sein Berufsweg nicht überall auf Begeisterung: „Ich komme aus einer Bauernfamilie. Der Pfarrer hat sich eingemischt und gemeint, Friseur sei nichts für mich.“ Heute lacht er darüber. Mit der Zeit hat er viele Trends erlebt, in den 1960er-Jahren trugen Männer die Haare seitlich extrem kurz und streng. Bei Frauen hieß es „waschen, drehen, toupieren“ oder mal eine Dauerwelle. Auch den „Popper-Schnitt“, beliebt für Kinder, mochte Wagner nie. „Heute sind die Wünsche vielfältiger, das macht den Beruf spannender.“ Auch das Verhältnis zu den Kunden hat sich verändert: Früher war man Dienstleister im klassischen Sinn, heute arbeitet man partnerschaftlich.
- In den 1980er-Jahren.
- Foto: Privat
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Prominenz am Friseurstuhl
Gottfried Wagner hat viel gesehen und viel erlebt. Er reiste beruflich nach Deutschland, Holland, in die Schweiz, schnitt Haare im Ausland und in Österreich. Zu seinen bekannten Kunden gehörten der ehemalige öst. Außenminister Alois Mock oder Opernball-Ikone Lotte Tobisch-Labotýn. Mock faszinierte besonders, dass Wagners Kinder zweisprachig aufwuchsen – damals in Kärnten noch ungewöhnlich. Tobisch traf er am Faaker See, wo er eine Sommerfiliale in Drobollach betreute. Was ist denn eine Technik, die heute verschwunden ist? „Die klassische Wasserwelle.“ Die größten Umbrüche kamen in den 1970er-Jahren mit den Engländern: Föhnfrisuren, lange Männerhaare, mehr Bewegung und Natürlichkeit.
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