Seit über 70 Jahren in der gleichen Wohnung
191 Schilling Miete
Am 17. August 1953 bezog die heute 95-jährige Villacherin Margit Petschnig ihre „meine heimat“-Wohnung in Villach-Landskron. An die Zeit von früher gibt es viele Erinnerungen.
VILLACH. Überaus glücklich sei Petschnig damals gewesen. „Nach Ende des 2. Weltkrieges herrschte eine große Wohnungsnot, St. Andrä 87 lautete die damalige Adresse. 61 Quadratmeter wurden uns damals zugeteilt“, erinnert sich Petschnig. „Die Wohnung war modern ausgestattet, wir hatten eine Badewanne mit Füßen, einen Badeofen… In der Küche gab es einen Herd zum Heizen, zwei Elektroplatten und ein Backrohr. Der Elektroboiler sorgte für Warmwasser in der Küche und im Bad.“ In jedem Raum gab es zudem einen kleinen Ofen. „Die monatliche Miete betrug 191 Schilling, zuzüglich Betriebskosten. Das Geld wurde am ersten eines jeden Monats durch einen Mitarbeiter der Heimat im Bügelzimmer eingehoben“, so die rüstige Villacherin. Im Keller gab es für alle eine Waschküche mit einem großen kupfernen Waschkessel, der beheizt werden musste. Zum Schwemmen der Wäsche stand ein betonierter Bottich zur Verfügung. Petschnig: „An Sonn- und Feiertagen war es selbstverständlich, dass keine Wäsche im Freien aufgehängt wurde. Auch die Hausordnung wurde genau eingehalten, das Stiegenhaus war immer sauber. Wir hatten dafür einen Putzplan. Der erste Stock war etwa für den Hof einschließlich Winterdienst zuständig, wobei sich da alle Hausbewohner aus Solidarität beteiligten. Der zweite Stock kümmerte sich um den Dachboden, der einmal im Monat geputzt werden musste.“
Der erste TV
Auch um die Bepflanzung mit Blumen und Sträuchern kümmerten sich die Bewohner selbst. „Für die Kinder wurde eine Sandkiste gebastelt, Schattenspender war ein Lindenbäumchen, welches inzwischen ein stattlicher Baum geworden ist.“ Gut erinnern kann sich Petschnig noch an die betonierte, mit Holzbrettern abgedeckte Grube im Hof. Hier wurde die Asche entsorgt. „Sonst gab es kaum Müll. Nur die Asche oder halt Scherben, wenn was zu Bruch ging.“ Ein Highlight war, als ein Bewohner der Wohnanlage den ersten Fernseher bekam. „Die Kinder durften bei ihm mittwochs Kasperl schauen, ein großer Spaß. Zeitweise wohnten im Haus Nr. 75 mehr als 20 Kinder. Jetzt ist es still geworden hier, fast zu still…“
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