Proteste Elementarpädogogen
"Es muss sich endlich etwas ändern"

Die Elementarpädagoginnen Carina Zavodnik (l.) und Sabine Fritzer im Gespräch. | Foto: Privat
  • Die Elementarpädagoginnen Carina Zavodnik (l.) und Sabine Fritzer im Gespräch.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Chantal Buschung

Es muss sich etwas tun: Aktuell gibt es gewerkschaftlich organisierte Proteste der Elemtarpädagogen in ganz Kärnten. Doch was müsste sich ändern und warum? Carina Zavodnik und Sabine Fritzer klären auf.

VILLACH/ VILLACH LAND. Die Pädagogen sind sich in vielen Punkten sehr einig: Kleinere Gruppen, mehr qualifiziertes Personal, Unterstützung von Sonderpädagogen innerhalb der Gruppen, mehr Expertenvernetzung, professionelle Fortbildungsmöglichkeiten (alleine und mit dem gesamten Team), Gehaltsanpassung als auch mehr Wertschätzung beziehungsweise einen besseren Stellenwert in der Gesellschaft. "Auch eine Persönlichkeitsstärkung für Pädagogen und Kleinkindassistenten halte ich für sinnvoll", ergänzt Zavodnik. Fritzer wirft zudem die Fragen in den Raum: "Leider entscheiden sich viele Absolventen der Bafep für einen anderen Weg nach der Matura. Kaum jemand möchte in den elementarpädagogischen Beruf einsteigen. Vielleicht wäre eine berufsspezifische pädagogische Ausbildung nach der Matura mit genügend Praxis zielführender? Oder ist der fordernde Job nicht attraktiv für junge Erwachsene?"

Wertschätzung

Beschäftigte in den Krabbelstuben, Kitas, Kindergärten und Horten leisten jeden Tag eine wertvolle Arbeit, die weit über das reine Erledigen von Aufgaben und Pflichten hinausgeht. "Sie bauen eine Beziehung zu den Kindern und Erziehungsberechtigten auf. Diese Arbeit ist für viele nicht sichtbar, aber sie ist die wertvollste", erzählt Fritzer.

Im Gespräch

Carina Zavodnik arbeitet im Kinderhaus Puch und ist seit 1997 als Elementarpädagogin tätig. Sabine Fritzer ist bereits seit 1994 in ihrem Beruf und arbeitet aktuell im Kindergarten und Hort des Magistrats Villach.

WOCHE: Warum haben Sie sich für den Beruf der Elementarpädagogik entschieden?
Zavodnik: Mir hat das Arbeiten mit den Kindern, deren Begleitung, Stärkung und Förderung, immer schon gut gefallen. Als Betreuer von elementarpädagogischen Einrichtungen können wir wertvolle Spuren bei den Kindern hinterlassen, die sie ein Leben lang prägen, Kinder verhalten sich freudvoll, neugierig und offen und geben uns Erwachsenen sehr viel zurück.

Fritzer: Diese Entscheidung fiel schon als Jugendliche und damals war die Vorstellung, in diesem Berufsfeld zu arbeiten eine eher romantische. Ich wollte immer schon mit Menschen arbeiten und meinen Teil zur Bildung und Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Im Laufe der Ausbildung und der ersten Jahre als Elementarpädagogin wuchs die Begeisterung und Leidenschaft für die Arbeit mit den jungen Kindern. Sie in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen, sie in ihrem Selbstwertgefühl und ihrer Wirksamkeit zu stärken, ihren Forscherdrang zu wecken und vieles mehr sind im Rahmen der Bildung, Erziehung und Betreuung einige meiner Ziele.

Inwieweit hat sich Ihr Beruf die letzten Jahre verändert?

Zavodnik: Die Bildung bei den Jüngsten wird aufgrund gesellschaftlicher und sozialpolitischer Rahmenbedingungen immer wichtiger. Die Stärkung der Sozialkompetenz bildet nur einen Meilenstein, der als Fundament erhöhter Aufmerksamkeit von den Pädagogen und Kleinkindassistenten bedarf. Es wird immer schwieriger den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, weil für diese Individualität zu wenig Personal vorhanden ist. Die Kindergruppen sind zu groß, um situationsorientiert arbeiten zu können. Kindern fehlen oft Basiskompetenzen und sie bringen daher unterschiedliche Entwicklungsnormen mit, die es uns massiv erschweren alle auf ein ähnliches Bildungsniveau zu bringen. Kinder mit erhöhtem Förderbedarf bleiben ungefördert, werden im Moment nur durchs System getragen. Es fehlt an kompetentem Expertenwissen und deren Begleitung innerhalb der Gruppe, um gleichwertige Chancen von Bildung anzubieten. Verunsicherte und überforderte Eltern zeigen einen erhöhten Gesprächsbedarf. Viele wollen die erzieherische Verantwortung an den Kindergarten abgeben. Daraus ergibt sich unter anderem auch ein Ungleichgewicht in der Erziehungspartnerschaft zu den Eltern.

Fritzer: Seitdem ich als Elementarpädagogin tätig bin, sind viele Aufgabenbereiche dazugekommen. In einigen Bereichen stoßen wir an unsere Grenzen, weil uns eine spezifische Ausbildung fehlt und wir die zeitlichen, räumlichen und personellen Ressourcen dafür nicht haben. Die Bedürfnisse der Kinder und deren Eltern haben sich ebenfalls verändert. In unserer schnelllebigen Zeit brauchen verunsicherte Erziehungsberechtigte genauso Begleitung, Beratung und manchmal einfach ein offenes Ohr. Neben dem klassischen Beispiel bezüglich des Bildschirm-Konsums betrifft dies auch die Themenbereiche Ernährung, Gesundheit, Freizeitgestaltung, die Erziehung selbst bis hin zur Gestaltung des Familienlebens. In den letzten beiden Jahren kam auch noch eine Pandemie hinzu. Täglich für Familien da zu sein, besonders in schweren Zeiten, führt uns nicht nur an unsere strukturellen Grenzen, sondern auch an unsere persönlichen physischen und psychischen Limits.

Sind Sie aktuell noch gerne Elementarpädagogin?
Zavodnik: Nein. Die Frage nach einem Berufswechsel stellt sich vermehrt.

Fritzer: Oh ja, sehr gerne! Auch in schweren und herausfordernden Zeiten arbeite ich mit Leidenschaft, aber natürlich großem Energieaufwand.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.