Villach
Neue Becher am Kirchtag sorgen für Wirbel
Bei vielen Veranstaltungen schon Standard, am Villacher Kirchtag eine Premiere: der Mehrwegbecher. Die WOCHE hat sich schlau gemacht.
VVILLACH. Erstmals gibt es am Villacher Kirchtag keine Becher aus Einwegplastik. Die "neuen" Mehrwegbecher produziert eine international tätige Firma aus Wien.
Der Becher-Kreislauf
Das Prinzip dahinter scheint einfach: 400.000 Becher werden angeliefert, ausgegeben und nach der Veranstaltung retourniert und gereinigt. Bei internationalen Großveranstaltungen sei ein vergleichbares Prozedere längst üblich, weiß Kirchtags-Geschäftsführer Joe Presslinger. Nichtsdestotrotz herrscht bei manchem eingefleischten Kirchtagsbesucher Verunsicherung. Und auch einige Wirte sind zwiegespalten. Neuem gegenüber sei man "halt oft skeptisch", weiß auch Presslinger.
Bei der Informationsveranstaltung des Produzenten hätten 70 Prozent der Wirte teilgenommen, wie viele die Verwendung der Becher – Wirte mit Bedienung können sich auch für Glas entscheiden – angemeldet hätten, könne er nicht sagen. Presslinger: "Es geht ja nicht um Kontrolle, sondern darum, dass alle ein gutes Geschäft machen."
Die Bedenken
Einige Wirte äußerten Bedenken, dabei gehe es vorwiegend um das "Servicegeld" für die Becher. Pro Stück fallen 15 Cent an. Auch das Pfandsystem (zwei Euro) wäre nicht jedem recht. Der Wirt zahlt pro Becher zwei Euro, die bekommt er vom Gast bzw. im Nachhinein vom Produzenten zurück.
"Es ist im Prinzip ein simpler Kreislauf", sagt Presslinger. Ein Kreislauf, der dennoch "in ein funktionierendes System" eingreife: "Es wird halt jedes Jahr mehr kassiert", sagt ein Wirt. Presslinger setzt dem Erfahrungswerte entgegen: "Jeder Wirt, der seit Jahren damit arbeitet, weiß, dass es im Prinzip ein lukratives Geschäft ist, wenn man das so sagen darf." Bei bis zu 30 Prozent der Becher wird auf Pfand "vergessen" oder "verzichtet". "Selbst wenn es ,nur‘ zehn Prozent sind, die am Tresen stehenbleiben ..." Zudem hätten Wirte früher für Geschirrspüler, Abwäscher oder Einwegbecher zahlen müssen. "Das fällt weg", erklärt er.
100.000 Kirchtags-Becher
Sogar die Anlieferung der Becher werde übernommen, so Presslinger. "Allein die Rückgabe muss eigenständig erfolgen", sagt er. Die zurückgegebenen Mehrwegbecher werden in Wiener Neustadt gereinigt. Die übrig gebliebenen – einige werden wohl als Souvenir mitgenommen – Becher im Kirchtagsdesign (100.000) hält der Produzent nach der Reinigung auf Lager – bis zum nächsten Villacher Kirchtag.
Die Umwelt
Und nicht zu guter Letzt steht es für den Nachhaltigkeitsgedanken: die Becher durchleben lange Kreisläufe bevor sie wieder recycelt werden. "Wir sparen Tonnen an Müll", sagt Presslinger, der auch für die Überlegung Spielraum lässt, die geringeren Reinigungskosten reduzierend auf die Standmiete umzulegen. "Hier fehlen aber noch die Erfahrungswerte", berichtet Presslinger von einem Gespräch mit Saubermacher. Im Grunde genommen, so ergänzt Presslinger, sei es eine Umstellung, die "sowieso auf uns zugekommen wäre", und ergänzt: "Andernorts wird das längst so gehandhabt".
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Zur Sache
... die Becher werden einmal benutzt (hygienische Gründe/Verwechslung)
... das Pfand beträgt pro Becher zwei Euro
... für jeden retournierten Becher bekommt man zwei Euro retour
... die Becher können bei jedem Stand, der Becher ausgibt, auch retourniert werden
... Wirte mit Bedienung können sich auch für Glas – oder beides – entscheiden
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