Villacher McDonald´s Boss im WOCHE-Talk: "Die Gastgärten sind ein leidiges Thema"

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Seit 25 Jahren ist er Villachs Mr. McDonald´s. Reinhard Krämmer. Inzwischen führt er sieben Restaurants und hat 370 Mitarbeiter.
Mit der WOCHE spricht er über gesundes Essen, seine Zukunftspläne und die Villacher Innenstadt.

Orangensaft, Kräutertee und ein Buttersemmerl. Das klassische Frühstück eines McDonald´s Chefs stellt man sich irgendwie anders vor.
Warum? Ich schließe mit meiner Frühstücksbestellung nahtlos an das an, was es bei McDonads in der Früh zu essen gibt.

Aber Kräutertee und Buttersemmerl zählt wohl eher nicht zu den häufigsten Bestellungen.
Nein, das nicht unbedingt. Aber es gibt auch McMüsli. Noch nicht versucht? Perfekt für Gesundheitsbewusste. 

McDonald´s ist nun also gesund.
Ich denke, wir waren es immer. Aber im Kopf der Menschen ist es noch nicht ganz angekommen. 

Das Angebot - Obst, Müsli und Co - hat sich dementsprechend geändert. Aber wie sieht es mit der Nachfrage aus, hat sich die auch dahingehend entwickelt?
Sagen wir so, unser Kerngeschäft ist sicher der Burger. Ich denke auch, wir haben den Burger salonfähig gemacht. Heute gibt es Burger in allen Variationen. 

Der Gesundheitstrend hat McDonald´s nicht geschadet?
Nein, warum auch? Fast Food bedeutet nicht kalorienreich. Sondern, dass wir versuchen, das Essen zu schnell wie möglich zuzubereiten. 
Und apropos gesund. Was ist gesund? Ich mache häufig Führungen mit Kindern und Schülern. Zwei Drittel halten zum Beispiel Eistee für gesünder als Cola. 
Ist eine Buttersemmel gesund? Viel wichtiger ist Information. Und diese geben wir in sehr breit gefächerter Art und Weise weiter. 

Sie erfüllen also ihren Teil...
Wichtig ist, dass wir ein Grundprinzip verfolgen. Und das ist heimische Nahrung für den Konsumenten. Viele wissen vielleicht nicht, dass wir eine sehr große Rolle im österreichischen Lebensmittelhandel spielen. Das Fleisch kommt von glücklichen Kühen, die Milch von Berglandmilch in Klagenfurt. Alles was wir in der Nähe bekommen, versuchen wir aus der Region zu beziehen. 
McDonald´s hat einem sehr großen Wandel vollzogen. Im Produktbereich einerseits, im Bedienungsbereich andererseits. Hin zu einem Restaurant, wo man als Gast alle Möglichkeiten hat. 

Bedienung, ein Thema in ihren Filialen?
Natürlich. Beim "Tisch Service" hat der Gast die Möglichkeit, die Bestellung an den Tisch gebracht zu bekommen. Wir sind österreichweit dabei, das auszurollen.
26 von aktuell 200 Filialen sind bereits umgestellt. Ich warte noch auf die finale technische Umsetzungslösung. Das wird gegen Jahresende spruchreif. 

Was ist für die Umsetzung notwendig?
Wir brauchen die Identifikation des Kunden. Wir müssen wissen, wo er oder sie im Restaurant sitzt.

Wie funktioniert das?
Über Bluetooth.

Wird mehr Personal gebraucht werden?
Wir haben jetzt schon, durch die Individualisierung - jedes Produkt wird frisch zubereitet- 20 Prozent mehr Personal. 

20 Prozent mehr, heißt...
Ich zähle in meinen Filialen rund 370 Mitarbeiter.

Das ist eine ganz schöne Menge. Wie fühlt es sich an, für so viele Mitarbeiter "verantwortlich" zu sein?
Das ist ein schönes Gefühl. Deswegen, weil man den Mitarbeitern eine zweite Familie bieten kann. Außerdem habe ich mit sehr vielen Nationen zu tun. Ich brauche nicht auf Weltreise zu gehen, für mich ist der Besuch einer meiner Restaurants ein guter Querschnitt aus vielen verschiedenen Nationen dieser Welt.

Wie lange ist der durchschnittliche Mitarbeiter bei McDonalds?

Da muss man differenzieren. Was ist Fluktuation und was nicht? Im Sommer habe ich viele Ferialpraktikanten, außerdem messe ich einen relativ hohen Anteil an jungen Frauen. Aktuell zähle ich geschätzt 40 Schwangerschaften. 
Unter den restlichen Mitarbeitern gibt es eine Flexibilität, wie es sie vor EU-Zeiten noch nicht gegeben hat. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter in Villach, er ist seit 7 Jahren dabei, hat geheiratet und zieht nun nach Wien. Einfach so, der Liebe wegen.
Dann habe ich aber auch Mitarbeiter, die mittlerweile 25 Jahre bei mir sind. Wie meine Hausmeister in Villach. 

Apropos Villach. Die Filialen laufen gut? Wie steht es am Hauptsatz?
Ich denke, dass die Filiale genauso gut oder schlecht funktioniert wie die anderen Betriebe am Hauptplatz. Was uns hier als Alleinstellungsmerkmal fehlt ist der McDrive. Da bin ich eher für die klare Linie.

Aber das Restaurant ist doch immer recht gut besucht...  
Ich würde aber auch gerne draußen Gäste bedienen. Stichwort Gastgarten. Das ist etwas, was mir bis dato leider nicht gelungen ist. Hier würde ich auch gerne einen Appell an die dafür Zuständigen richten, das Thema zu überdenken.
Es gibt viele Lösungsansätze, aber in der Stadt stellt man sich halt stur. Getreu dem Motto "was immer so war, muss immer so bleiben".

Eine alte Geschichte...
...eine ganz alte. Verfahren von beiden Seiten.

Was wäre Ihr Ansatz?
Ich glaube es geht nicht darum, wer Recht hat und wer nicht, sondern vielmehr darum, gestalterische Elemente ins Spiel zu bringen.

Das heißt?
Am unteren Hauptplatz hat das Goldene Lamm einen Gastgarten und beim Hofwirt ist es ein "Versorgungsstand mit Sitzeinrichtung". Und die Nordsee? Die hat drei Stehtische.
Das ist doch keine Lösung. Wir haben 40 Mitarbeiter, wie will man das vom Gleichheitsgrundsatz in Einklang bringen. 

Was wäre eine Lösung?
Mein Appell richtet sich an die Eigentümer. Sie können Form und Farbe vorgeben. Ein Beispiel: Wir machen einen einheitlichen Gastgarten, oder wie wäre es mit einer Speisekarte, die alles führt?
Es gäbe so viele Möglichkeiten. Hat man den Gast jemals gefragt?
Das Paradoxe ist, ich habe eine gewerbebehördliche Bewilligung, nur keine Zustimmung des Grundeigentümers für die Nutzung der Fläche. Aber ich bin nicht derjenige, der über das Thema streiten will. Ich warte ab, bis jemand auf mich zukommt, und das gemeinsam angehen will.

Wo  wir gerade beim Thema Innenstadt sind. Ideen?
Ich denke, dass die Wünsche der Gäste zu wenig respektiert werden. Beziehungsweise werden sie denn gefragt? Hat sich schon einmal jemand darüber unterhalten, wie es gelingen könnte, die Frequenz zu steigern?

Wie könnte das gelingen?
Durch Attraktivität. Zuerst einmal die Bewerbung. Villach ist ein riesiges Verkehrskreuz. Gibt es Hinweise auf der Autobahn?
Man muss über den Tellerrand blicken. Sich ansehen wie es in anderen Städten funktioniert. Erlebnisqualität in die Innenstadt bringen. Wie in Italien. Schöne inszenierte Plätze, die sich selbst bespielen. Flair. Ich wette da gibt es keinen Gastgartenstreit. 

Also Attraktivität.
Was wir brauchen ist Frequenz. Mir geht es um das Grundrauschen. Sehen Sie, ich kann nur die Dinge in meinem Betrieb umsetzen. 

Wie...
Z.B. ein 24 Stunden Restaurant. In der Maria Gailer Straße. Das erste Restaurant in Villach, das 24 Stunden geöffnet hat. 
Jetzt baut die Infineon groß aus. Gibt es Mitarbeiter die zwischen 2 und 6 in der Früh heimfahren? Ja. Gibt es ein Angebot? Nein. Der Bedarf ist da. Ich würde es gerne tun. Nur muss man mit mir reden.

Wäre das so leicht umsetzbar?
Wir arbeiten jetzt auch schon in drei Schichten.

Keine 12 Stunden Schichten.
Nein bitte. Das ist bei uns kein Thema. 2 mal 12 Stunden macht keinen Sinn.
Wenn wir bei der Innenstadt bleiben. Dieser Gedanken von der Draurieviera. Wo bleibt sie? Jede Stadt, die ich persönlich kenne, die am Wasser liegt, hat so etwas. 

Anderes Thema. In Golling wurde neu gebaut. Wie laufen die Filialen außerhalb Villachs?
Ich bin zufrieden. Aber von meinen sieben Restaurants läuft das in der Maria Gailer Straße sicher am besten.

Sie haben jetzt eine Flotte von sieben. Sind weitere denkbar?
Als innovativer Unternehmer ist man immer auf der Suche nach Herausforderungen und sollte es wirklich irgendwo ein Thema ergeben, bin ich sicherlich nicht der Letzte, der bereit ist, darüber Gespräche führen zu wollen. 

Sie sind 54. Denkt man da bereits an die Nachfolge?
Ich habe eine 22jährige Tochter, die hat Marketing und Medienkommunikation studiert, war 5 Jahre lang in den USA. Bei ihr denke ich mir, dass ihr Kärnten vielleicht zu klein ist. 
Der Sohnemann, er ist 18, wird der Nachfolger vom Hirscher, er geht in die Schihotelfachschule in Bad Hofgestein. Man wird sehen. 

Aber sie bleiben in Villach.
Natürlich. Ich werde der Stadt treu bleiben.
Es wäre aber auch schön, wenn man sich in seiner Kontinuität unterstützt fühlen würde. Es gibt viele, die kommen und gehen. Und die sind es, die oftmals umgarnt werden.
Wir sind seit 25 Jahren ein stilles Glühwürmchen, das immer schön leuchtet.

Abschließend noch eine persönliche Frage. Welcher ist Ihr Lieblingsburger?
Der Doppelcheeseburger. Auch den Big Mac esse ich gerne. Und die Aktionen, wie aktuell Angebote aus dem "Italian Summer".

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Sache

Standorte in Villach: Maria Gailer Straße, Hauptplatz, Atrio
Umsatz: Dürfte durchgerechnet dürfte bei rund 20 Mio. im Jahr liegen (Mc Donald´s: 600 Mio. Euro p.a. /200 Restaurants) 
Mitarbeiter: 370 
Gäste: 10.000 am Tag, 3,3 Mio. im Jahr
Top Seller: Cheeseburger, Chicken Nuggets

Persönliches: Wie kamen Reinhard Krämmer zu McDonal´s?
Reinhard Krämmer kommt aus einer klassischen Gastronomiefamilie. Der ältere Bruder übernimmt den Betrieb. Krämmer geht zum Bundesheer und versucht es mit dem Studium. Das war jedoch nichts für Krämmer, also fing er bei einer Bank an. Er blieb dort einige Jahre lang und machte auch die Prüfung zum Vermögensberater. Am Rande eines McDonald´s Besuchs begann er über das Franchise System nachzudenken. Das Konzept gefiel ihm. Er fing bei McDonald´s an und stellte "die richtigen Fragen". Schließlich ging es noch darum, das Startkapital zusammenzubekommen. Der Rest, ist Geschichte. 

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