Internationale Gedenkveranstaltung

Gedenkveranstaltung beim KZ Loibl Nord

Das lange vergessene Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen – Loibl KZ Nord – stand im Mittelpunkt des Erinnerns am 11. Juni 2022.

Das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška erinnerte bei seiner jährlichen Gedenkveranstaltung an die 1.800 Menschen aus 17 Ländern, die zwischen 1943 und 1945 als Zwangsarbeiter hierhergebracht wurden, um den Tunnel zu graben.

Die hunderten Anwesenden wurden von Frau Dr. Gerti Malle vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška begrüßt. Sie erwähnte die verschiedenen Opfergruppen und stellte die Häftlinge, die mit dem lila Winkel gekennzeichnet wurden, besonders in den Vordergrund. Die Bibelforscher – heute bekannt als Jehovas Zeugen – erhielten als einzige christliche Religionsgemeinschaft einen eigenen Winkel im KZ. Da sie dieses Regime nicht unterstützen konnten und wollten, leisteten sie von Anfang an Widerstand durch die Verweigerung des Wehrdienstes, des Hitlergrußes und der Mitarbeit in der Rüstungsindustrie. Frau Dr. Malle zog dabei auch die Parallele zu heute: Seit 2017 werden Jehovas Zeugen und andere Minderheiten in Russland verfolgt, eingesperrt und gefoltert. Ihr Appell: „Schauen wir genau hin, wenn Minderheiten ausgegrenzt werden!“

Manfred Morokutti, B.A. MA vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška sieht eine Aufgabe darin, die Erinnerungskultur in Kärnten aktiv mitzugestalten. Er sprach davon, dass Ängste und Krisen genutzt werden, um Menschen dazu zu bringen, etwas zu tun, was moralischen und menschenrechtlichen Werten entgegensteht.

Als „unvergessen und ungebrochen“ bezeichnete Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser die Opfer, die durch ihre Haltung ein Vorbild waren und stellte die Frage in den Raum: „Sind wir nicht lernfähig als Menschen?“ Er erinnerte an Wachsamkeit, Besinnung und daran, niemals zu vergessen!

Daniel Simon, Präsident der Amicale française de Mauthausen, erwähnte, dass alle als Erzfeinde des Nationalsozialismus verhaftet und deportiert wurden, die die Abschaffung von Grundfreiheiten nicht passiv hinnehmen konnten. Er betonte: „Das, was Sie in Österreich als ‚Zivilcourage‘ bezeichnen, ist die eigentliche Größe der menschlichen Spezies: Das Recht, sich der Unterdrückung zu widersetzen…“

Nužej Tolmaier erzählte mit Hilfe seines Enkels Simon von seiner eigenen Erfahrung. Er wurde im Juli 1942 in einem Arbeitslager geboren und sagte: „Heute weiß ich, dass es wichtig ist, die Erinnerungen an die gewaltsame Vertreibung den eigenen Kindern und Enkelkindern weiterzugeben.“

Die Stimme der Jugend kam von Schülerinnen und Schülern der CHS Villach, die durch ein Fotoprojekt das Erinnern wachhalten wollen.

Der Historiker Dr. Peter Pirker gab bei seiner Rede zu bedenken, dass befreiendes Erinnern einschließt, Erfahrungen des Widerstands immer neu zu interpretieren und neu zu lesen.

Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten Ingrid Schwarz, Toni Uran und Tobias Heranig. Besonders zu Herzen ging das Lied „Die weiße Rose“ von Konstantin Wecker: „Ihr habt geschrien, wo andere schwiegen – es ging ums Tun und nicht ums Siegen.“

Der Grundtenor aller Redner war: „Niemals vergessen!“