Rassismus am Sportplatz? Böse Vorwürfe nach Fußballspiel
Wurde ein Maria-Gail-Nachwuchsspieler in Afritz übel beschimpft? Der Fußballverband hat zur Klärung einen Runden Tisch einberufen.
VILLACH/AFRITZ (kofi). Für gehörige Aufregung sorgt ein Vorfall, der sich am Sportplatz Afritz zugetragen haben soll: Bei einem Nachwuchsspiel Ende Mai soll Marcel Kpabitey, der Torhüter der Gäste aus Maria Gail, übel beschimpft worden sein. Von schwerem Rassismus ist die Rede. Der Anlass: Kpabitey, der in Österreich geboren ist und seit vielen Jahren bei den Villachern spielt, hat eine vergleichsweise dunkle Hautfarbe.
Regionauten-Beitrag
Öffentlich geworden ist der Vorfall durch einen so genannten Regionauten-Beitrag auf dem WOCHE-Onlineportal www.meinbezirk.at. Dort schreibt die Villacherin Eva Unterweger unter anderem: "Was sich dieser junge Mann auf Grund seiner Hautfarbe von Afritzer Zuschauern anhören musste, kann ich an dieser Stelle nicht wiederholen, es war zu tief."(Den gesamten Beitrag lesen Sie hier)
"Nein zu Rassismus"
Mittlerweile wurde der Beitrag von mehr als 1.200 Menschen gelesen. Als Erste hat die Kampfmannschaft von Maria Gail reagiert. Bei ihrem Antreten in Afritz vor wenigen Tagen lief sie mit T-Shirts ein, auf denen "NO TO RACISM", also "Nein zu Rassismus", stand. Symbolisch wurden dem jungen Kollegen, der beschimpft worden sein soll, so ein T-Shirt übergeben.
Verband soll Vorfall klären
Auch der Afritzer Sportverein hat reagiert – und den Kärntner Fußballverband (KFV) als Schlichtungsorgan eingeschaltet. "Ich war selbst nicht bei diesem Nachwuchsspiel am Platz anwesend", sagt Obmann Artur Karlhofer: "Aber nach allem, was mir geschildert wurde, weise ich die Rassismus-Vorwürfe entschieden zurück." Ähnlich wird in diesem Beitrag auf www.meinbezirk.at argumentiert.
Aussage gegen Aussage
Anders sieht es Maria-Gail-Obmann Harald Uggowitzer: "Es hat böse Beschimpfungen gegen Marcel gegeben. Unser Tormann hatte keine Chance, irgendwie auszuweichen, denn sein Tor stand direkt vor der Kantine. Und von dort kamen die Rufe." Ähnlich schildert es der WOCHE die Mutter eines Spielers.
Der Fußballverband hat nun reagiert und wird alle Beteiligten zu einem Runden Tisch zusammenholen, sagt KFV-Präsident Klaus Mitterdorfer: "Ich muss mir selbst ein Bild machen. Klar ist aber: Ich dulde, losgelöst von diesem Anlassfall, keinerlei Rassismus auf Kärntens Fußballplätzen." Die Gesellschaft werde bunter, das sei zu akzeptieren. In Ausbildungskursen für Trainer und Schiedsrichter werde das Thema verstärkt behandelt.
Zweiter Fall für KFV
Für den KFV ist es nicht der erste heikle Vorfall: Zuletzt war der Sportverein Wölfnitz in die Schlagzeilen geraten, weil ein Spieler nicht nur slowenischsprachige Gegenspieler wüst beschimpft haben soll, sondern auch noch mit der Nummer 88 auf den Stutzen gespielt hat. Diese Zahl steht in Nazi-Kreisen für "Heil Hitler".
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