Psychisch krank ist häufig Tabu
Betroffene werden von der Gesellschaft immer noch stigmatisiert
VÖCKLABRUCK. Mehr als ein Viertel der Erwachsenen (27,7 Prozent) leidet im Laufe des Jahres an einer psychischen Erkrankung, so eine deutsche Studie. "Dieser Prozentsatz ist auch für Österreich anzunehmen", sagt Primar Christoph Silberbauer von der Abteilung Psychiatrie am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck. "Obwohl Betroffene scheinbar öfters psychiatrische Dienste in Anspruch nehmen, werden sie leider noch immer stigmatisiert und die Erkrankungen tabuisiert. Es wird ihnen das Gefühl gegeben, ihre Krankheit selbst verschuldet zu haben."
Die häufigsten psychischen Erkrankungen sind laut Aussendung der Ärztekammer Angststörungen (14 Prozent), Schlafstörungen (7 Prozent), schwere Depression (6,9 Prozent), körperliche Beschwerden, die nicht auf organische Erkrankungen zurückzuführen sind (6,3 Prozent), Alkohol- und Drogenabhängigkeit (vier Prozent), ADHS (fünf Prozent) und Demenz (ein bis 30 Prozent, je nach Alter).
Großer Leidensdruck
"Der Leidensdruck ist enorm, die Betroffenen werden oft aufgefordert sich zusammenzureißen. Es wird ihnen vorgeworfen, selbst schuld an ihrer Erkrankung zu sein. Doch genau das Gegenteil trifft zu. Man kann es sich nicht aussuchen, ob man erkrankt oder nicht", so Silberbauer. Er rät, bei Zusatzversicherungen genau hinzusehen, ob alle – auch psychische – Erkrankungen abgedeckt sind. Fakt ist, dass Menschen mit psychischen Leiden oft medizinisch schlechter versorgt werden als körperlich Kranke. Dabei ist die Wirkung von Antidepressiva wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen. Bei leichten Depressionen kann auch mit Psychotherapie alleine eine Besserung erreicht werden.
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