Sexualität: Normal ist, was glücklich macht
VÖCKLABRUCK (rab). "Bei sexuellen Problemen ist es wesentlich, in welcher Lebenssituation sich die Frau befindet, ob sie 17 oder 72 ist", sagt der Gynäkologe Gerald Hartmann vom Centrum "Die gesunde Frau" in Vöcklabruck. "Es gibt jedoch keine Norm, wie häufig Sex normal ist: Manche Frauen sind noch mit 90 Jahren aktiv, während andere mit 60 kein Interesse mehr zeigen." Ein Problem entstehe dann, wenn es nicht so ist, wie es die Frau selbst möchte. "Dann sollte sie mit dem Gynäkologen sprechen", empfiehlt Hartmann, der für diese Termine auch mehr Zeit als für Vorsorgeuntersuchungen einplant.
Individuelle Lösungswege
Dabei bespricht er zuerst mit der Patientin, womit sie unzufrieden ist. "Viele Frauen brauchen jemanden, der zuhört und einfühlsam auf ihre individuellen Probleme eingeht. Dann ist alleine schon ein 15- bis 20-minütiges Gespräch hilfreich", berichtet der Gynäkologe. Da sexuelle Störungen meist mit einem Partner auftreten, solle man auch auf diesen nicht vergessen. Deshalb gibt Hartmann seinen Patientinnen nicht nur Tipps, wie sie ihren eigenen Körper besser kennen und lieben lernen, sondern auch einen Anstoß, mit dem Partner über das Problem zu sprechen. "Männer suchen oft erst sehr spät Hilfe", so Hartmann.
Körperliche Ursachen
Doch Schmerzen und Unlust können auch körperliche Ursachen haben: "Wenn eine Frau zum Beispiel immer wieder Harnwegsinfekte hat, kann sie nicht lustvoll sein." Dann sei eine Therapie gegen die Entzündung sowie die richtige Vorsorge notwendig. "Die Leute pflegen sich oft zu viel, das kann Probleme verursachen", so der Frauenarzt. Ebenso können anatomische Gegebenheiten oder Narben Schmerzen auslösen. "Es ist durchaus möglich, dass auch bei jungen Frauen ein Gleitmittel notwendig ist", weiß Hartmann.
Hormonmangel im Wechsel
Wenn Unlust plötzlich und ohne ersichtlichen Grund auftritt, kann auch ein Hormonmangel vorliegen. "Die Wechseljahre sind jedoch nur ein Wechsel von einem guten Zustand in einen anderen guten Zustand. In diesem Zeitraum von zwei bis drei Jahren können Hormonpräparate helfen", so Hartmann. Da diese meist lokal eingesetzt werden, sei auch die verbreitete Angst vor Nebenwirkungen nicht notwendig. "Viele Patientinnen brauchen weit weniger Hilfe als sie selbst glauben", ist der Frauenarzt überzeugt.
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