Bauern verlassen eigene Käserei
34 Bauern aus der Region liefern ihre Milch künftig nach Bayern anstatt zur Vöckla-Käserei.
BEZIRK (sc). „Man hat vorher nicht einmal mit uns gesprochen“, ärgert sich Josef Knoll, Obmann der Genossenschaft. „Unser Milchpreis ist österreichweit immer der beste oder zweitbeste.“ 34 der 266 Bauern, die Miteigentümer sind, haben ihren Liefer-Vertrag gekündigt. „Lauter Silobauern“, erklärt Siegfried Stockinger, Betriebsleiter der Vöckla-Käserei. Sie bekommen derzeit 40 Cent für einen Liter Milch. Für Heumilch zahlt die Käserei 44 Cent, für Bio-Heumilch sogar 51 Cent. Während die Heumilch zu Emmentaler und Bergkäse verarbeitet wird, werden aus der Silomilch Käsewürfel für Wurstwaren hergestellt. Ein Teil wird als Trinkmilch weiterverkauft. Durch die Vertragskündigungen fallen der Vöckla-Käserei 6,5 Millionen von jährlich 33 Millionen Litern Milch weg. „Das ist viel für unseren Betrieb“, so Stockinger, der nun neue Lieferanten sucht.
Paradox: Die Höfe einiger Bauern, die ab April an die Allgäuer Alpenmilch in Weiding bei Altötting liefern, stehen nur 500 Meter von der Vöckla-Käserei entfernt. „Künftig wird die Milch 100 Kilometer weit verfahren“, schüttelt Stockinger den Kopf.
„Ich möchte, dass unsere Milch der abnimmt, der sie auch verarbeitet“, erklärt Christian Huber. Er betreibt in Fornach eine Landwirtschaft mit 40 Milchkühen. Der Hauptanteil der Silomilch werde sowieso in andere Molkereien gebracht. Außerdem gehe die Preisschere zwischen Silo- und Heumilch immer weiter auseinander. Die Allgäuer zahlen derzeit aber nur um 0,28 Cent pro Liter mehr als die Pöndorfer.
Weniger Auflagen
„Im Herbst war der Unterschied eklatanter“, weiß der Innviertler Martin Detzlhofer, Geschäftsführer des Vereins der Milchproduzenten, der seit 2001 nach Bayern liefert und der die Bauern angeworben hat. „Außerdem gibt es weniger Auflagen.“ Landwirte, die nach Deutschland liefern, dürfen – im Gegensatz zu Österreich – gentechnisch veränderte Futtermittel einsetzten. „Dadurch kann ich billiger produzieren“, erklärt Huber.
ZUR SACHE
2,5 Millionen Tonnen Käse werden jährlich in der Vöckla-Käserei in Pöndorf produziert: Am gefragtesten ist derzeit Bergkäse, außerdem werden Emmentaler sowie Käsewürfel für Wurst hergestellt. Verkauft wird der Käse nach Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Indien, Spanien, Holland und Belgien.
45 Kilogramm hat ein Block Käse. Derzeit wird er nur viereckig produziert, geplant ist, künftig auch Schnittkäse im Laib herzustellen.
14 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete die Genossenschaft im Jahr 2012. In der Vöckla-Käserei sind 14 Mitarbeiter beschäftigt.
266 Landwirte waren bisher Mitglieder der Genossenschaft. Ihre Höfe liegen im Umkreis von 20 Kilometern zur Käserei. 34 davon haben ihren Vertrag heuer (Stichtag war der 28. Februar) gekündigt. Ihre Anteile müssen innerhalb von fünf Jahren ausgezahlt werden.
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