„Man spürt, dass ein besonderer Tag ist“
Festliche Stimmung kommt auch bei den Menschen auf, die zu Weihnachten ihren Dienst verrichten.
BEZIRK (rab). „Am 24. Dezember kann man beobachten, wie der Stress im Tagesverlauf von den Leuten abfällt“, erzählt der Lokführer Peter Plainer aus Attnang-Puchheim. „In der Früh sind noch alle ganz hektisch, weil sie entweder in die Arbeit müssen oder noch die letzten Geschenke besorgen wollen.“
In den Zügen um die Mittagszeit finde man jene Leute, die in Panik geraten, weil sie immer noch kein Geschenk haben. „Dazu kommen dann die Verkäuferinnen, die erleichtert in die Sitze fallen, nachdem sie den Arbeitstag geschafft haben.“ Im Laufe des Nachmittags kehre Ruhe in den Zügen ein. „Am Abend fahren nur noch wenige Menschen“, erinnert sich Plainer, der seit 1991 fast jedes Jahr im Einsatz war. „Die meisten sind Großeltern, die zu ihrer Familie fahren und sich schon richtig darauf freuen. Mit ihnen kommt festliche Stimmung auf.“
Raclettebrote in Bad Aussee
Dass er selbst arbeiten muss, stört den Lokführer nicht: „Wir haben keine kleinen Kinder in der Familie, dafür aber zwei Lokführer, zwei Polizisten und eine Krankenschwester. Wir versuchen, unsere Dienste so einzuteilen, dass wir am 25. Dezember alle gemeinsam essen können.“ Den Heiligen Abend verbringt Peter Plainer mit seinen Kollegen, wenn sie in einem anderen Bahnhof übernachten müssen. „Im vergangenen Jahr hat ein Kollege einen Raclettegrill mitgenommen, damit haben wir in Bad Aussee Raclettebrote gemacht.“
"Der Partner freut sich wie ein Christkindl"
Im Dienst mit Kollegen feiern – das kennt auch Alexandra Gruber. Die 23-jährige Krankenpflegeschülerin ist am 24. Dezember ehrenamtlich für das Rote Kreuz im Einsatz. „Wenn kein Notfall passiert, beginnen wir den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach bringen wir Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, nach Hause.“ Dies sei die schönste Aufgabe an diesem Tag: „Die Patienten sind so dankbar, wenn sie nach einem langen Krankenhausaufenthalt nach Hause dürfen. Wenn wir ankommen, steht oft schon der Partner in der Tür und freut sich wie ein Christkindl.“ Zudem seien diese Patienten oft sehr gesprächig. „Viele haben eine lange Geschichte hinter sich und freuen sich, wenn sie jemanden zum Reden haben.“
Zuhören im Krankenhaus
Sich viel Zeit für die Patienten nehmen und zuhören ist für Eva Konrad genauso wichtig. Die Krankenpflegeschülerin ist bei ihrem Praktikum heuer zum ersten Mal am Stefanitag, dem 26. Dezember, im Dienst. „Ich bin schon sehr gespannt, welche Kindheitserinnerungen mir die Patienten erzählen werden. Vielleicht erinnern sie sich ja an alte Gedichte oder Lieder, die wir gemeinsam singen können.“ Doch egal, ob Krankenschwester, Rettungssanitäter oder Lokführer – in einem sind sich alle drei einig: „Man spürt zu Weihnachten schon bei Dienstbeginn, dass ein besonderer Tag ist.“
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