Glashütte Freudenthal
Ohne Fabrik kein Dorf

Die Glashütte im Freudenthal  war um 1910 einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Bezirk Vöcklabruck. Sie belieferte 350 bis 400 Apotheken mit Medizingläsern. | Foto: Sammlung Dopler/Archiv Saminger
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  • Die Glashütte im Freudenthal war um 1910 einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Bezirk Vöcklabruck. Sie belieferte 350 bis 400 Apotheken mit Medizingläsern.
  • Foto: Sammlung Dopler/Archiv Saminger
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Bis ins Jahr 1942 zählte die Glashütte Freudenthal zu den wichtigsten Arbeitgebern im Bezirk.

WEISSENKIRCHEN (rab). "Ogehloss'n" – mehr als 200 Jahre lang schallte dieser Ruf jeden Morgen durch das abgeschiedene Freudenthal in Weißenkirchen. "Der Schürer heizte in der Nacht die Öfen an. Wenn er um etwa 2.30 Uhr nach Hause ging, weckte er mit diesem Ruf die Arbeiter auf", erzählt Herbert Saminger. Der ehemalige Volksschuldirektor verwaltet die umfangreiche Sammlung des "Glaslpfarrers" Johann Dopler über die Glashütte im Freudenthal.

350 bis 400 Apotheken beliefert

Ab 1716 wurden hier zuerst kunstvolle Gebrauchsgegenstände aus Glas, darunter die bekannten Freudenthaler Figurengläser, erzeugt. Nach einem Brand im Jahr 1893 belieferte die Fabrik etwa 350 bis 400 Apotheken mit Medizingläsern. "Zu Spitzenzeiten waren mit Hausbediensteten und sonstigen Berufen insgesamt etwa 130 Leute im Freudenthal beschäftigt", sagt Saminger. Rund 25 Arbeiterfamilien lebten in 14 eigens errichteten Arbeiterhäusern mit je vier gleich großen Zwei-Zimmer-Wohnungen.

Mit neuen Ideen durch die Krise

Im Tal entstand so eine rege Dorfgemeinschaft mit Musikkapelle, Volkstanzgruppe und vielem mehr. Wegen der hohen Bevölkerungsdichte gab es bis 1954 sogar ein eigenes Postamt. "Um 1900 entstand hier auch die zweit-älteste sozialdemokratische Zelle im Bezirk", so der Heimatforscher. Besonders schlimm für die Familien sei die Zeit der Weltwirtschaftskrise von 1932 bis 1937 gewesen: "Um den Verdienstentgang auszugleichen, sammelten Frauen und Kinder Himbeeren in den Wäldern des Freudenthales und verkauften diese an den Kracherlhersteller in Frankenmarkt."

Schlussstrich Zweiter Weltkrieg

Ein jähes Ende fand die Fabrik schließlich am 25. März 1942. Im Zweiten Weltkrieg mussten alle Glasarbeiter einrücken, deshalb konnte der Betrieb nicht fortgeführt werden. "Im Winter folgte ein Kälteeinbruch mit viel Schnee. Dieser drückte schließlich das Fabriksdach ein", erzählt Saminger. Die Glashütte wurde nicht mehr aufgebaut. Deshalb zogen die Familien weg und ihre Häuser wurden abgerissen. Als letzte Zeugen der vergangenen Tage findet man heute noch das Herrenhaus, das Wirtshaus und ein verlassenes Arbeiterhaus im Freudenthal.

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