Senior Quality
Ansturm der "Alten" im Voitsberger Stadtsaal

- Gerhard Flor, Roswitha Pichler, Martina Schröck und Franz Hansbauer waren die Referenten.
- Foto: Almer
- hochgeladen von Harald Almer
Da staunte Martina Schröck, Geschäftsführerin vom Verein "iA - Integration am Arbeitsmarkt" und Organisatorin des Wirtschaftsfrühstücks "Passgenau" nicht schlecht, als mehr als 100 Personen den Voitsberger Stadtsaal stürmten. "Mit diesem Andrang haben wir nicht gerechnet, immerhin ist die Informationsveranstaltung freiwillig", freute sich auch AMS-Leiter Franz Hansbauer, nachdem noch Sesseln eingeschoben werden mussten.
Grund des Ansturms war weniger das Frühstück, sondern das brennende Thema "Ältere Menschen am Arbeitsmarkt", das im Bezirk Voitsberg besonders unter den Nägeln brennt.
Arbeitslosigkeit halbiert
Und das, obwohl Hansbauer mit unglaublich positiven Zahlen aufwarten konnte. "Wir profitieren extrem von der guten Konjunktur. Der Bezirk Voitsberg hat in den letzten zwei Jahren nach Jennersdorf den zweithöchsten Rückgang an Arbeitslosen in ganz Österreich. Wir haben die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum halbiert. Die Arbeitslosenquote bei den Männern liegt bei 3,7%, das bedeutet quasi Vollbeschäftigung", so Hansbauer. "Wir haben 342 offenen Stellen im Bezirk, das gab es noch nie! Trotzdem sind 420 Personen - also die Hälfte aller Arbeitslosen - im Segment 45 plus."
Vor- und Nachteile
Und dieses Klientel hörte sich neben vielen Unternehmern die Möglichkeiten an, welche ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer denn haben. Zuvor benannte Schröck noch gängige Vorurteile gegenüber der älteren Generation: "Zu alt, zu teuer, zu unflexibel, nicht mehr belastbar, nicht mehr leistungsfähig und kaum rauszubekommen." In ihrer Arbeit mit Fokusgruppen kam aber zutage, dass Ältere in Sachen Treue, Loyalität, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit punkten, dazu kommen eine viel engere Beziehung zum Beruf und zum Arbeitgeber. Job-Hopping und Projektarbeiten sind bei den Jüngeren angesiedelt. Die Nachteile: Höhere Lohn- und Gehaltskosten, erschwerte Möglichkeit von Kündigungen, weniger Selbstbewusstsein, wenig Nutzung von sozialen Medien, weniger Leistungsfähigkeit bei körperlichen Arbeiten und Stigmatisierung durch eine Laufbahn im zweiten Arbeitsmarkt.
Hansbauer nannte einige Möglichkeiten für Firmen und Arbeitnehmer wie Stiftungen, Eingliederunshilfen, Kombilohn, Qualifzierungsmaßnahmen, Vorstellung und Entfernungsbeihilfe. "Wichtig ist bei all diesen Maßnahmen, dass das AMS vorher Bescheid weiß, im Nachhinein geht nichts."
Roswitha Pichler von "Movement" und Gerhard Flor von "fit2work" stellten ihre Bereiche vor, bevor Schröck noch einmal das Wort ergriff: Mit 1. Juli 2017 wurde der Kündigungsschutz für ältere Personen gelockert. Alter ist bei Sozialwidrigkeit keine Kategorie mehr. Aber das ist bei den meisten Arbeitgebern noch nicht angekommen."
Im Rahmen von "Senior Quality" wurde dieser Vormittag organisiert, Als Unternehmervertreter waren u.a. Manfred Prettenthaler (WKO), Angela Süß (bfi), Sabine Wittmann (best) und Lisa Dirnberger (Therme NOVA) daran interessiert.



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