Kommentar
Warum feiern wir das Osterfest?

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Rund um kirchliche und staatliche Feiertage werden, speziell im Radio, immer wieder Umfragen gestartet. Warum feiern wir einen Tag X und warum haben wir an dem Tag überhaupt frei? Das ist kurzfristig immer recht lustig, da überwiegend falsche Antworten gesendet werden. Das liegt meistens an der Aufklärung zu Hause oder in den Schulen, denn meist wissen junge Menschen (Schüler und Studenten) nicht mehr, warum sie Ferien haben und dabei auch noch Geschenke bekommen – wie eben jetzt an Ostern. Um es vorweg zu nehmen, das Osterfest hat nur indirekt mit Ostereiern und dem Osterhasen zu tun. Vielmehr sind es Symbole, aber nicht der Ursprung des Osterfestes. Daher, passend für die jetzige Karwoche, einen kurzer Abriss darüber, warum in christlich geprägten Ländern Ostern gefeiert wird:

Ostern ist das höchste Fest im Christentum und damit der Höhepunkt im Kirchenjahr. Im Mittelpunkt steht das Gedenken an das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Vor dem Osterfest findet die Karwoche statt, auch „Heilige Woche“ genannt. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, an dem der Einzug Jesu in Jerusalem gedacht wird. Die Karwoche wird aus dem althochdeutschen „kara“ oder „chara“ für Klage, Kummer, Trauer abgeleitet. Ab Donnerstag in der Karwoche der Gründonnerstag – beginnen die „drei österlichen Tage“. Grünes am Gründonnerstag essen? Traditionell wird es so gehalten, dass am Gründonnerstag „grüne Speisen“ wie Spinat auf dem Speiseplan stehen. Der Tag leitet sich aber nicht von der Farbe ab, sondern vom althochdeutschen „Grunen“ oder „Greinen“, das „Weinen“ bedeutet. Egal, gesund wäre Spinat trotzdem.

Am ersten Tag der drei österlichen Tage gedenkt die Kirche zunächst dem letzten Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern hielt. Als Zeichen der Liebe wusch Jesus vor dem Mahl seinen Jüngern die Füße. Diesen Brauch pflegen am Gründonnerstag noch heute Priester oder Bischöfe. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummen als Ausdruck der Trauer über die Gefangennahme und den nahenden Tod von Jesus die Orgeln und Kirchenglocken, zudem werden nach der Messfeier Blumenschmuck und Kerzen weggeräumt.

An die Gefangennahme, Verurteilung und schließlich Hinrichtung Jesu wird am Karfreitag erinnert. Für die Evangelischen der höchste Feiertag im Jahr (jetzt mit Urlaubsantrag), gilt der Karfreitag in der katholischen Kirche neben dem Aschermittwoch als einer der beiden strengsten Fasten- und Abstinenztage. Der Karsamstag ist der stillste Tag im Kirchenjahr. Es finden keine Gottesdienste statt und auf den Altären stehen weder Kerzen noch Blumen. Mit dem Karsamstag endet auch die Fastenzeit und die Karwoche. Die Osternacht (Samstag auf Sonntag) beginnt mit einer Lichtfeier, bei der das Osterfeuer und die neue Osterkerze in der Kirche mit einem Lob- und Dankgebet gesegnet werden. Mit dem Ostersonntag beginnt die 50-tägige Osterzeit, die bis Pfingsten andauert. Eine Besonderheit stellt am Ostersonntag der vom Papst in Rom ausgesprochene Segen „urbi et orbi“ dar, der sonst nur zu Weihnachten und direkt nach seinem ersten öffentlichen Auftritt als neugewählter Papst erteilt wird. Den Ostermontag, der in Österreich ein gesetzlicher Feiertag ist, nutzen viele für Verwandtenbesuche und Familienausflüge. Traditionell werden auch Osterspaziergänge, den sogenannten „Emmausgang“ gemacht. Dieser Name ist auf eine besondere Bibelstelle zurückzuführen.

Sollten Sie also in den nächsten Tagen bei einer Osterumfrage erwischt werden, dann sind mit diesem kurzen Überblick zumindest nicht ganz unwissend. In diesem Sinne: Ein besinnliches Osterfest!

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