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Neues Buch zeigt das verschwundene Waldviertel
Über Greißler und Wirtshäuser, Textilfabriken und Mühlen, Kinos und Bahnhöfe sowie Grenzen, die es nicht mehr gibt
WALDVIERTEL. Jahrzehntelang wurden das Waldviertel und seine Bewohner von der Textilindustrie geprägt. Nach dem Niedergang dieser Branche stehen zahlreiche dieser Industriegebäude leer und sind nur noch Baudenkmäler. Einige jener funktionslos gewordenen Produktionshallen der Textil- und auch der beinahe bedeutungslos gewordenen Glasindustrie erinnern noch heute an die wirtschaftlichen Glanzzeiten des Waldviertels.
Zeugnis der veränderten Welt
Auch das Alltagsleben der Menschen im Waldviertel hat sich im letzten halben Jahrhundert stark verändert. Zeugnis davon sind leer stehende Geschäftslokale, Greißlereien und Gewerbebetriebe. Aber nicht alles, was verschwindet, hat negative Auswirkungen: Der Abbau des Eisernen Vorhangs zwischen Österreich und der Tschechoslowakei im Jahr 1989 führte zu einem Aufschwung der Regionen auf beiden Seiten der Grenze und zu neuen Möglichkeiten im Zentrum Europas.
Die Autoren János Kalmár, Reinhard Linkebe und Christoph Mayer begeben sich auf die Spuren des verschwundenen Waldviertels und auf einen Streifzug durch die Geschichte der Region. Sie dokumentieren den Wandel der Zeit und fanden auf ihrer Entdeckungsreise nicht mehr genutzte und vergessene Bauwerke: Kaffee- und Gasthäuser, Mühlen und Sägewerke, Kaufhäuser und Greißler, Bauernhöfe und Wohnhäuser, Kinos und Zollstationen, Textilmanufakturen und Bahnhöfe.
Die Schönheit verlassener Gebäude
Co-Autor Christoph Mayer auf Bezirksbslätter-Nachfrage: "Unser Vorwort beginnt ja auch mit dem Satz „Das Waldviertel ist wunderschön.“ … Und das wollen wir schon auch mit diesem Buch ausdrücken. Hier geht es nicht um das Jammern, wie es einmal war, sondern vielmehr um die Darstellung eines Strukturwandels, dem ja nicht nur unsere Region unterliegt. Dennoch entführen wir unsere Leserinnen und Leser natürlich in eine frühere Zeit, vor allem auch wirtschaftlich und industriell."
Welcher der verschwundenen Orte den Waidhofner am meisten beeindruckt haben? "Natürlich habe ich viele der im Buch angeführten Orte bereits gekannt, aber dennoch waren auch viele neue Objekte dabei und in gewisser Weise, ich denke, das darf man sagen, haben verlassene und historische Gebäude ja auch eine gewisse Schönheit in sich. Ich denke da an das imposante Hotel Blauensteiner bei Gars/Kamp oder das Jägerhaus bei Pürbach, eines meiner absoluten Lieblingsobjekte im Waldviertel. Beeindruckend sind aber natürlich auch alte Fabriken wie die Anderlfabrik in Kleedorf bei Schrems oder die ehemalige Textilfabrik in Groß Siegharts, vor allem, wenn man sich auch mit der Geschichte dieser Wirtschaftszweige und der Bedeutung auseinandersetzt. Das wollen wir in unserem Buch auch mitgeben, tolle Fotos eines wirklich wunderbaren Fotografen, aber auch informative Texte, um in die Historie und die Entwicklung des Waldviertels einzutauchen."
Die Autoren
János Kalmár, geboren 1937, freier Fotograf in Wien, Bildautor zahlreicher Bildbände, Schwerpunkte seiner Arbeit: Kulturgeschichte, Landschafts- und Städteporträts, Architektur und Menschenbilder.
Dr. Reinhard Linke, geboren 1959, ist Journalist beim ORF Niederösterreich, Autor in den Bereichen Kultur und Geschichte sowie seit 2010 Programmkurator der WALDVIERTEL AKADEMIE.
Christoph Mayer, MAS, geboren 1985, studierte Kulturmanagement in Wien, ist diplomierter Eventmanager und war von 2008 bis 2020 Geschäftsführer der WALDVIERTEL AKADEMIE.
Verschwundenes Waldviertel. Über Greißler und Wirtshäuser, Textilfabriken und Mühlen, Kinos und Bahnhöfe sowie Grenzen, die es nicht mehr gibt. Von János Kalmár, Reinhard Linke und Christoph Mayer. 23,5 x 20 cm. 140 Seiten mit zahlreichen Fotografien. Hardcover. € 24,90 ISBN 978-3-9504720-7-3 Erscheinungstermin: Mai 2020
Edition Winkler-Hermaden, Hauptstraße 37, A-2123 Schleinbach; Tel.: 02245 4592; E-Mail: info@edition-wh.at; www.edition-wh.at
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