Kollmitzgraben
Protest gegen die "Gefängnismauer"
Hochwasserschutz in Kollmitzgraben sorgt für Kopfschütteln im Ort. Mancher erinnert sich an eine Strafanstalt erinnert. Eine Befragung soll die Stimmungslage klären.
KOLLMITZGRABEN. Kollmitzgraben, der Ort sieht aus wie auf einer Postkarte aus der Monarchie, dort, wo die betuchte Gesellschaft urlaubte - auf "Sommerfrische" fuhr. Doch mit dem Idyll könnte es bald vorbei sein, wenn die Pläne zum Hochwasserschutz umgesetzt werden. Diese sehen eine Mauer beiderseits des Thayaufers vor.
Heftige Reaktionen im Ort
"Schrecklich", "einfach komplett irre", "das kann man ja nicht machen", sind nur einige der Reaktionen, die auf Ortsvorsteherin Monika Grüner einprasseln. Andres Riedl ist Assistenzprofessor an der Universität Wien, Wirtschaftsingenieur, Geograph und Kartograph - und lebt in Kollmitzgraben. Er hat die Mauer in einem Vorher-Nachher-Vergleich auf seiner Homepage über den Ort gelegt. Denn: Bei der Präsentation der Hochwasserschutzmaßnahmen gab es keine Visualisierung, wie der Ort nachher aussieht. "Ein Großteil hätte sich das schon erwartet", so Riedl. Und: "Nach ästhetischen Gesichtspunkten ist das ganz klar nichts".
Deftigere Vergleiche finden andere: Das Ergebnis erinnere Kollmitzer eher an eine Gefängnismauer. Die Kollmitzer fürchten um das Ortsbild und ihre Lebensqualität. "Da ist es im Erdgeschoss permanent finster", so ein Betroffener.
Rund zwei Millionen Euro sollen die beiden Mauern kosten. Den Nutzen sieht man im Ort aber nicht. Die Mauern schützen lediglich vor einem Hochwasser wie im März 2006, das nur ein kleiner Vorgeschmack auf die wirklich verheerende Flut vom Juni 2006 war.
Damals sei das Wasser eben über die Straße gegangen und über den "Terreis", die erhöhten Fundamente auf denen viele der Häuser gebaut sind, geflossen. Die Gärten waren zwar im Wasser, die Häuser blieben aber trocken. Also alles nicht so schlimm, damit müsse rechnen, wenn man direkt am Thayauufer lebt, so Michael Grüner, der Ehemann der Ortsvorsteherin.
Einen wirklichen effektiven Hochwasserschutz sehen die Betroffenen in einer viel einfacheren Maßnahme: Die Thaya verlandet zusehends. Sollten die Wassermassen in den Ort schießen, sind dadurch Verklausungen unausweichlich. Die Befürchtung: Bäume, Sträucher und Geröll im Flussbett würden im Ort wie ein Staudamm wirken. Deshalb forderten die Anrainer bei einem Besuch der Regionalmedien im Sommer bereits, dass das Flussbett ausgebaggert wird, bevor es endgültig verlandet - ein Ansinnen, das bis dato nicht erfüllt wurde.
"Das wäre natürlich auch billiger. Die auszuräumen kostet rund 134.000 Euro. Mauern, die keiner will, aber zwei Millionen Euro Steuergeld", so Grüner.
Bürgermeister kündigt Befragung an
Der Bürgermeister von Ludweis-Aigen Hermann Wistrcil will die Stimmung in Kollmitzgraben nun genau herausfinden: "Es wird eine schriftliche Umfrage geben, ob man in Kollmitzgraben den Hochwasserschutz will, oder nicht. Wenn nicht eine deutliche Mehrheit für den Hochwasserschutz ist, können wir ihn als Gemeinde auch nicht gegen den Willen der Betroffenen realisieren."
Aber: Sollte das Ergebnis negativ ausfallen, dann habe die Gemeinde das ihrige getan, so der Bürgermeister, der gleichzeitig darauf verweist, dass Hochwasserschutz Sache der Betroffenen sei: "Die Gemeinde hätte Ihre Hilfe angeboten", so Wistrcil.
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