Spaziergänger rettet Baby-Eule vor dem sicheren Tod
Eine kleine Waldohreule hat dank einem aufmerksamen Spaziergänger überlebt. Die Borkenkäferkatastrophe ist auch für Eulen eine Gefahr.
LIEBENBERG. Ein ungewöhnlicher Patient flatterte in die Tierarztpraxis am Buchberg in Dietmanns - wobei "flattern" eigentlich eine Übertreibung ist, denn das Eulenbaby ist noch einige Wochen von seinen ersten Flugversuchen entfernt.
Ein Spaziergänger hatte das Küken bei einem Holzstoß bei Liebenberg gefunden. Seine Geschwister hatten weniger Glück: Zwei von vier Tieren waren bereits tot. Ein zweites, deutlich kleineres, Jungtier lebte zwar noch, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Die kleine Eule hat den Sturz aus dem elterlichen Nest ohne Verletzungen an den Flügeln oder Beinen überstanden.
"Anfangs wussten wir nicht, ob fängt, aber sie schon bald angepfaucht und geklappert. Auch wenn das Drohgebärden sind, ist das in diesem Fall ein gutes Zeichen", so die Dietmannser Tierärztin Silke Mlejnek, die den geflügelten Patienten mit Flüssignahrung und Hühnerfleisch aufpäppelte.
Das Jungtier dürfte entweder bei einem Unwetter aus dem Nest gefallen sein, oder seine Behausung wurde bei Forstarbeiten zerstört. Das kommt in Zeiten der Borkenkäferkatastrophe häufiger vor, so die Tierärztin.
Jetzt wird das Eulenbaby von einem Greifvogelexperten betreut, bis es flügge ist und ausgewildert werden kann.
Wildvögel an Ort und Stelle lassen
Normalerweise gilt: Wildvögel, auch Jungtiere, die scheinbar aus dem Nest gefallen sind, sollte man an Ort und Stelle lassen. Der Schein trügt oft, denn die Jungen vieler Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Wichtig ist, dass der Finder eines „aus dem Nest gefallenen“ Jungvogels besonnen die Situation beurteilt und sich möglichst fachkundigen Rat einholt, bevor er handelt.
Meist handelt es sich nicht um Waisen, sondern um fast flugfähige Jungvögel mit relativ vollständigem Gefieder, die durch Bettelrufe noch mit ihren Eltern in Verbindung stehen. Sobald der Mensch sich entfernt, können sich die Eltern wieder um ihre Kinder kümmern. Gerade junge Eulen sitzen oft als "Ästlinge" im Strauchwerk. Lediglich bei Gefahr sollte man eingreifen.
Das Eulenrettung war in diesem Fall definitv richtig: Eines der toten Jungtiere war bereits von einem Fuchs oder Marder angefressen. "Auch wenn es weiter von den Eltern mit Futter versorgt worden wäre, hätte die Waldohreule wohl nicht überlebt", so Mlejnek.
Mehr zum richtigen Umgang mit vermeintlich verwaisten Vögeln finden Sie hier.
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