Schädigung der Region
Leserbrief von Bgm. a. D. Werner Neuwirt über die Thayatalbahn
Wo waren die Mitglieder des Verkehrsforums Waldviertel , als Anfang der 1990-er Jahre tatsächlich eine „historische“ Chance bestand, die Thayatalbahn zwischen Waidhofen und Slavonice zu aktivieren? Damals scheiterten die politischen Vertreter der Region am Beton-Nein des Verkehrsministeriums, der ÖBB und selbst maßgeblicher Waldviertler Eisenbahngewerkschafter. Es war ein leidvoller und ernüchternder Kampf, den regionale Politiker der SPÖ und der ÖVP und Bahnaktivisten aus Österreich und Tschechien gemeinsam für die Thayatalbahn führten. Es gab gemeinschaftliche Bahnfahrten zur ÖBB-Generaldirektion nach Wien, ins tschechische Verkehrsministerium nach Prag und sogar eine gemeinsame ÖVP-SPÖ-Maifeier mit Landeshauptmannstellvertreter Ernst Höger (SPÖ) und Landtagspräsident Franz Romeder (ÖVP) in Waldkirchen. Aber letzten Endes war alles vergebliche Mühe. Wenn heute ahnungslose (oder sogar böswillige ?) Aktivisten den regionalen „Politikern“ auftragen, sich für die Thayatalbahnlinie einzusetzen, ist das menschenverachtender Zynismus.
Wer wird schon für eine Bahnstrecke Geld hergeben, die für den Schülerverkehr nicht geeignet ist (z. B. Niederedlitz, Peigarten) und damit kaum Einnahmen aus dem Personenverkehr bringt? Und dass man den Holzverkehr von Tschechien nach Österreich auf die Bahn zwingen kann, wenn man schon Jahrzehnte lang das Holz per Bahn nach Waldhausen hätten transportieren können, wage ich sehr zu bezweifeln. Was bedeutet es übrigens, wenn man von einem Radweg „neben“ der Bahn spricht. Als Kenner der lokalen Gegebenheiten weiß ich, dass „neben“ der Bahn oft kein Platz für einen begleitenden Radweg ist. Es ist wohl gemeint „abseits“ der Bahn, d. h. auf Straßen und Wegen mit den vorhandenen Steigungen und abschüssigen Strecken, die für touristische Radfahrer kaum attraktiv sind. Warum werden wohl z. B. der Donauradweg, der Drautalweg oder der Radweg auf der Trasse der ehemaligen Salzkammergutbahn so attraktiv sein? Wohl deshalb, weil sich Alt und Jung ohne große Anstrengung auf weitgehend ebener Strecke fortbewegen können. Damit bleibt aber wirklich nur mehr der Verdacht der Verhinderung, die eine Schädigung der Region bedeutet.
Mag. Werner Neuwirth, Thaya
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