Arbeiterkammer Waidhofen erstreitet 157.000 Euro für die Waidhofner
Überstunden-Abrechnung führt immer wieder zu Streit zwischen Arbeitgeber und Dienstnehmer
Rund 166.000 ArbeitnehmerInnen in Niederösterreich hatten 2014 Probleme am Arbeitsplatz und wandten sich an die AKNÖ. „Rund 22,5 Millionen Euro an ausständigen Geldern wurden in Folge vor Gericht oder per Intervention für unsere Mitglieder erkämpft“, sagt AKNÖ-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Für 4.760 Betroffene wurden zudem über 37 Millionen Euro nach Insolvenzen gesichert. Kritik gibt es an den Verfallsfristen.
„Wegen der Geltung von Verfallsfristen konnten viele niederösterreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihnen zustehende Ansprüche nur für einen kurzen Zeitraum einfordern - auch wenn sie über Monate oder gar Jahre zu wenig Geld bekommen haben“, kritisiert AKNÖ-Präsident Markus Wieser. Er fordert vom Gesetzgeber, Verfallsfristen generell abzuschaffen. Das bringt Verbesserungen für Beschäftigte bei ausstehenden Ansprüchen, die in Kollektiv- und Einzelverträgen geregelt sind (Entgeltfortzahlung, Überstunden, usw.).
AK-Tipp: Arbeitszeiten aufzeichnen
Wenn es hart auf hart kommt, ist es wichtig seine Ansprüche vor Gericht nachweisen zu können. Denn wenn nicht alle Arbeitszeiten detailgenau und lückenlos dokumentiert sind, sind Klagen oder Klagsdrohungen zwecklos.
Deshalb rät der AKNÖ-Präsident:
· Arbeitszeiten minutiös aufzeichnen – und wenn möglich von einer Kollegin oder einem Kollegen bestätigen lassen. Damit hat man im Falle des Falles ein Beweismittel in der Hand, um Forderungen durchsetzen zu können.
· Lohnabrechnungen kontrollieren (lassen): Nie darauf vertrauen, dass die Lohnabrechnung stimmt. Es können sich bei einer Überprüfung große Nachzahlungen ergeben.
· App: Mit dem AK-Zeitspeicher können Sie einfach die Arbeitszeiten dokumentieren. Mehr unter: zeitspeicher.arbeiterkammer.at
Vorsicht, Überstunden bereits nach 4 Monaten „verjährt“
„Das mit den Überstunden, das rechnen wir am Jahresende zusammen“, wurde einer Kellnerin aus dem Bezirk erklärt, als sie ihre erste Monatsabrechnung kontrollierte. „Darauf darf man sich nicht einlassen“, erklärte AK-Bezirksstellenleiter Leopold Kapeller, denn im Gastgewerbe gilt eine Verfallsfrist von nur vier Monate. Ansprüche, die länger zurück liegen, sind dann verloren.
Für die Waidhofener Kellnerin sprang die AK in die Bresche. Der Dienstgeber konnte sich am Jahresende nämlich nicht mehr an seine Zusage erinnern, die Überstunden wenigstens jetzt abzurechnen und zu bezahlen. Kapeller: „Von den rund 200 offenen Überstunden konnte ein Teil gerettet werden. Hätte das Dienstverhältnis länger gedauert, wer weiß, wie viel dann noch unter den Tisch gefallen wäre.“
Jahresbilanz 2014 – Bezirk Waidhofen
Arbeits- und sozialrechtliche Beratungstätigkeit
Persönliche Beratungen: 1.622
Telefonische und schriftliche Beratungen: 451
Interventionen beim Arbeitgeber: 47
Kostenloser Rechtsschutz: 11
Außergerichtlich eingebracht: 140.978 Euro
Gerichtlich eingebracht: 16.327 Euro
Insolvenzvertretung: 635.121 Euro
Gesamt: 792.426 Euro
2014 forderte die AK Waidhofen für 58 ArbeitnehmerInnen ausstehende Löhne und Gehälter ein. „Leider haben es einige Arbeitgeber auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen“, sagt Bezirksstellenleiter Leopold Kapeller.
Für die ArbeitnehmerInnen des Bezirks konnten 157.305 Euro an Entgeltnachzahlungen erreicht werden. Weiters wurden 635.121 Euro für 51 ArbeitnehmerInnen aus drei insolventen Betrieben gesichert.
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