Sperrbrunnen sollen helfen
Chemikalie Styrol wandert weiter durchs Welser Grundwasser

So hat sich das Styrol seit September in Wels ausgebreitet: Rund 3 Kilometer von der Unglücksstelle in der Pernau bis aktuell nach Schafwiesen hinein. | Foto: LandOberösterreich/Doris
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  • So hat sich das Styrol seit September in Wels ausgebreitet: Rund 3 Kilometer von der Unglücksstelle in der Pernau bis aktuell nach Schafwiesen hinein.
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Ein halbes Jahr nach der Güterzugentgleisung in Wels breitet sich der ausgetretene Stoff weiter im Grundwasser aus.

Hier gibt's alle Infos zum Styrol-Austritt

WELS. Großalarm am Welser Verschiebebahnhof in der Pernau: Am 29. September entgleiste hier ein Güterzug. Rund 40.000 Liter des geladenen Kohlenwasserstoff Styrol traten aus. Der giftige Stoff drang ins Grundwasser und breitet sich seither aus – mit 15 Metern am Tag Richtung Marchtrenk.

"Es gilt, die Belastung des Grundwassers zu minimieren und Schäden zu beseitigen", so Georg Parzmayr von der Welser Wasserrechtsbehörde. Diese Aufgabe übernahm die Firma Intergeo: "Seit Oktober sind wir schwer damit beschäftigt, es ist eine schwierige Herausforderung", so Geologe Alfred Fritsch. Die Ausgangslage habe nicht unangenehmer sein können: Der Unfallort lag mitten auf der Westbahnstrecke. "Zudem trat der Stoff schnell ins Grundwasser, es ist eine sehr mobile Chemikalie." Und der Schaden wandere, "wegen des Gefälles geht da die Post ab".

So habe man im November das Schadenszentrum im Griff gehabt, über Weihnachten sei der Stoff jedoch weiter Richtung Kamerlweg gewandert. Mit Sperrbrunnen habe man ihn abgefangen und versucht auch weiterhin, der Lage so Herr zu werden. "Rund 20 Prozent des Gifts haben wir bisher zurückgewonnen", so Fritsch.

Schafwiesen ist erreicht

Mittlerweile habe sich das Styrol bis in den Stadtteil Schafwiesen ausgebreitet, zwischen Linzer Straße und Uhlandstraße, kurz vor der Firma Resch & Frisch. Auch hier wurden Sperrbrunnen errichtet. Nicht weit dahinter liegen entlang der Pichlerstraße zwei Siedlungen. Die rund 60 Haushalte wurden nun kurzfristig zum Info-Abend eingeladen. Viele sind nicht an die Ortswasserleitung angeschlossen. Für sie soll es laut eww eine Notversorgung geben. Und die Prognose? "Wir werden 80 Prozent des Stoffes rausholen, der Rest baut sich ab", so Fritsch. Und: "Die Stadtgrenze ist noch nicht erreicht."

Krisensitzung in Wels-Land

Trotzdem herrscht in Wels-Land Alarmstimmung: Der Krisenstab der BH tagte am Dienstag, 26. März. Stand der Dinge: die Schadstoff-Fahne stehe an der Grenze zu Marchtrenk, die ÖBB tue alles, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Eine Prognose sei schwer, aber alle Betroffenen mit Hausbrunnen würden rechtzeitig informiert, wenn sich das Styrol nähern sollte. Es besteht genügend Vorbereitungszeit", so die BH. Eine Beruhigung gäbe es: Da der Stoff auch unter dem Grenzwert bereits zu riechen sei, sei eine unbemerkte Einnahme unwahrscheinlich.  „Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, um diese Situation bestmöglich zu meistern. Wir arbeiten lösungsorientiert weiter und werden die Betroffenen im Falle neuer gesicherter Erkenntnisse umgehend informieren“, so Bezirkshauptfrau Elisabeth Schwetz und Marchrenks Bürgermeister Paul Mahr.
Fragen kann man an die Bezirkshauptmannschaft Wels-Land unter bh-wl.post@ooe.gv.at richten.

Kritik an der Informationspolitik

Soviel Transparenz hätten sich auch die Welser gewünscht. Besorgte Bürger bezeichnen die Informationspolitik als sehr "dürftig". Man müsse unzählige Telefonate führen, um an Ergebnisse zu kommen, die Zuständigkeiten seien einmal bei der Stadt, dann wieder bei den ÖBB. Auch sei man lange im Dunkeln gelassen worden, welche Dimensionen der Unfall und seine Folgen haben. "Die Anfangskommunikation hätte man definitiv besser gestalten können", sagt der Welser Sicherheitsreferent Gerhard Kroiß (FPÖ). "Ich verstehe den Wunsch nach mehr Transparenz", sagt auch ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner.
Bei Katastrophenfällen sollen sich laut dem Welser Umweltstadtrat Thomas Rammerstorfer (Grüne) künftig alle beteiligten Behörden, Einsatzkräfte und Stadtsenatsmitglieder quasi "vom ersten Tag an" in einem Krisenstab zusammenfinden und dann gemeinsam nach außen kommunizieren. "Wichtig ist, den Menschen reinen Wein einzuschenken", so Rammerstorfer, "wenn man schon kein reines Wasser anbieten kann."

Überprüfungen gefordert

„Um der Unsicherheit entgegenzuwirken und die Gesundheit unserer Bürger zu schützen, fordern wir eine kostenlose Überprüfung der Wasserqualität aller Hausbrunnen im betroffenen Gebiet durch unabhängige Fachleute", meldet sich nun der Welser SPÖ-Chef Klaus Schinninger zu Wort. Die Kosten solle die Stadt Wels tragen – vorerst. "Dann wird man sich beim Verursacher, den ÖBB, schadlos halten."

Giftige Chemikalie breitet sich im Grundwasser aus
So hat sich das Styrol seit September in Wels ausgebreitet: Rund 3 Kilometer von der Unglücksstelle in der Pernau bis aktuell nach Schafwiesen hinein. | Foto: LandOberösterreich/Doris
Im September 2023 entgleiste der Güterzug mit Kesselwaggons voller Styrol, rund 40.000 Liter traten aus – und verbreiten sich seither. | Foto: laumat.at
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