Streit um bedrohten Schmetterling
Kampf gegen Kiesabbau in Stadl-Paura geht weiter

- Der Gelbringfalter ist vom Aussterben bedroht. Eine Bürgerinitiative in Stadl-Paura will nun trotz Gerichtsbeschlusses gegen den geplanten Kiesabbau im Lebensraum des Insektes vorgehen.
- Foto: Huss
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In Stadl-Paura lässt der Gelbringfalter die Wogen der Naturschützer noch immer hochgehen, denn: Die Welser Firma Treul möchte den Kiesabbau in den kommenden Jahrzehnten ausbauen. Trotz Gerichtsurteil und Renaturierung will man weiter auf die Barrikaden gehen.
STADL-PAURA. Es bleibt ein Kampf, David gegen Goliath: Wie berichtet, sollte die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes die Ausweitung des Kiesabbaus im Gemeindegebiet durch die Firma Treul legitimieren. Ein unabhängiger Gutachter sei zum Schluss gekommen, dass die Umwelt durch Renaturierung des Unternehmens nicht in Mitleidenschaft gezogen werden wird. Doch die gebildete Bürgerinitiative will das nicht gelten lassen. Für sie sei der im Abbaugebiet heimische und vom Aussterben bedrohte Gelbringfalter stark gefährdet: "Es sind zig Hektar, die da zur Schotterwüste werden", erklärt Biologe und Sprecher der Bürgerinitiative, Herbert Huss:
"Die Maßnahmen der Firma Treul werden dem Falter keine Überlebenschancen garantieren – hier passt etwas ganz und gar nicht und das ist in meinen Augen skandalträchtig."

- Der 74-jährige Biologe Herbert Huss will mit der gebildeten Bürgerinitiative gegen den Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vorgehen.
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Bedenken am Naturschutz
Herbert Huss hat in Graz studiert, sei ausgebildeter Biologe und lebt selbst in Stadl-Paura. Er bekrittelt die geplanten Naturschutzbemühungen der Firma Treul während des Kiesabbaus und zweifelt trotz Gutachten an deren Effektivität: "Die Auflagen vom Land werden in keiner Weise ausreichen", so der 74-Jährige:
"Es gibt da zu viele Unsicherheiten und keine Garantie, dass das funktioniert."
Seine Bedenken gelten dem zeitlichen Abstand von Schürfarbeiten und Renaturierung. Die Natur brauche laut seiner Aussage eine Erholungspause, die zu lang dauere. Bis wieder Wald entstünde, würden laut Huss Jahrzehnte vergehen: "Wenn der wieder nachgewachsen ist, ist der Gelbringfalter weg."

- Garde im geplanten Abbaugebiet in Stadl-Paura soll sich der Lebensraum des bedrohten Gelbringfalters befinden.
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"Zweifelhafte Maßnahmen"
Auch andere Maßnahmen, die zum Schutz der Gelbringfalter-Population beitragen sollen, seien laut dem Biologen "Augenauswischerei". "Ich habe mir den Renaturierungsversuch genau angeschaut", erklärt Huss:
"Wo karger Waldboden mit der Weiß-Segge sein sollten, überwuchern Disteln und andere Pflanzen – das ist problematisch, weil sich die Raupe des Falters nur von den Blättern der Segge ernährt."
Und die komme eben im geplanten Abbaugebiet vor. Auch das Vorhaben, die Raupen der Gelbringfalter einzusammeln, hinterfragt der 74-Jährige: "Die sind knapp einen Zentimeter groß, getarnt und nachtaktiv – da soll mir jemand erklären, wie das funktioniert – das sind zweifelhafte Maßnahmen." Auch die Nachzucht im Labor sei nicht vielversprechend.

- Laut Herbert Huss sieht so der typischen Lebensraum des Falters mit magerem Unterwuchs und Weiß-Segge, der Futterpflanze des Gelbringfalters, aus.
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Einspruch wird eingelegt
"Der Schmetterling ist schützenswert und darum werden wir gegen die Entscheidung vorgehen", erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative. Laut ihm wird eine Beschwerde sowie ein Antrag auf "aufschiebende Wirkung" eingebracht. Als Grundlage nehme man das EU-Recht, welches hier allem Anschein nach nicht in Betracht gezogen worden sei, aber genauere Richtlinien für den Artenschutz vorsehe. "Das Projekt wird wie geplant starten und umgesetzt werden", heißt es auf der anderen Seite von Treul.

- Kies-Abbaugebiet der Firma Treul.
- Foto: Huss
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