"In einer Bar sitzt man nicht lange alleine"

Aleksandar Stanojevic mit Frau Jovana und Sohn Lazar. | Foto: privat
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  • Aleksandar Stanojevic mit Frau Jovana und Sohn Lazar.
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WELS/ONTARIO. Im Jahr 1997 begann die Karriere des Welsers Aleksandar Stanojevic beim Marchtrenker Unternehmen starlim//sterner. Er schlug sich von Anfang an gut: "Ich habe mich in der Produktion ziemlich schnell raufgearbeitet." Nach fünf Jahren wurde er gefragt, ob er Interesse daran hätte, den geplanten Nordamerika-Standort in Ontario zu leiten. "Der Zeitpunkt war optimal, denn meine damalige Freundin hat etwa sechs Monate zuvor Schluss gemacht. So eine Entscheidung fällt einem leichter, wenn man alleine ist. Nach Absprache mit meinen Eltern habe ich mich dann dafür entschieden, nach Kanada zu gehen." Nach zwei Jahren Vorlaufzeit landete Stanojevic am 1. Februar 2004 im flächenmäßig zweitgrößten Staat der Erde. "Das war ein Kulturschock. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt und war völlig alleine", sagt der 40-Jährige.

Mitarbeiterzahl vervielfacht

Bei der Firmeneröffnung ein Jahr später zählte der Nordamerika-Standort etwa zehn Mitarbeiter, mittlerweile sind es zirka 70. Stanojevic leitet den Betrieb und steht über Produktion, Logistik und Technik. "Die ersten drei Jahre gingen schnell vorüber. Danach wurde ich gefragt, ob ich den Vertrag noch einmal um drei Jahre verlängern möchte. Und es hat mir sehr gefallen hier." Vor allem die Möglichkeit zu Städtereisen und die relative Nähe zu Destinationen wie Kuba und Mexiko überzeugten ihn, zu bleiben.

Wale beobachten in Halifax

Während der nächsten drei Jahre lernte er seine zukünftige Frau Jovana kennen, mit der er sich zwei Jahre später vermählte. "Ein weiteres Jahr später kam unser Sohn Lazar zur Welt, der Rest ist Geschichte. Anstatt erneut zu verlängern, habe ich einen offenen Vertrag unterschrieben. Ich kann also hier bleiben, so lange ich möchte, mit der Option, nach Österreich zurückzukehren", erzählt der Familienvater. Letzteres ist trotz der vielen Vorzüge Kanadas eine ernsthafte Option: "Jetzt, wo unser Sohn in die Schule gekommen ist, wäre der Zeitpunkt noch optimal, da er in Österreich in der Volksschule einsteigen könnte. Das würde die Integration so leicht wie möglich machen." Sollte es zur Rückkehr kommen, dann zeitnah in den nächsten ein, zwei Jahren. Stanojevic' Familie und Freunde sind außerdem noch in Wels. Klarerweise würde er Kanada vermissen. "Die großen Seen sind sehr schön. Wenn man davor steht, sieht man kein Ende. Es gibt viele schöne Sachen in Österreich zu sehen, aber auch in Kanada, wenn man die Westküste, Vancouver, British Columbia, die Rocky Mountains oder das Beobachten von Walen in Halifax bedenkt", schwärmt der Welser.

"Offener für andere Kulturen"

Die Anfangszeit in Kanada war für ihn jedoch nicht ganz so einfach: "Ich dachte mir: 'Warum ist hier alles so breit und groß?' Die Straßen und Autos sind einfach riesig. Außerdem fragte ich mich, was ich denn hier tun soll. Von der Firma wurden mir Handy, Fahrzeug und Appartment zur Verfügung gestellt. Aber ich kannte ja niemanden." In der Gesellschaft fand er sich trotzdem schnell zurecht. Die Menschen seien offener für andere Kulturen als in Österreich. "Wenn man alleine in einer Bar ist, sitzt man nicht lange alleine. Man wird gefragt, was man hier macht und kommt ins Reden. In Österreich denken sich die Leute, wenn sie jemanden alleine in einer Bar sitzen sehen: 'Was ist denn mit dem?'." Österreicher seien in Kanada generell sehr hoch angesehen. "Alle wollen mal in Europa Urlaub machen. Du bist dort sehr interessant, weil du dich auskennst. Sie bewundern außerdem unsere Schulbildung und Sozialleistungen", sagt Stanojevic. Bis zur möglichen Rückkehr nach Österreich möchte er aber noch oft mit dem Mountainbike fahren sowie mit seiner Familie Wassersport betreiben und eislaufen in Kanada.

Bisherige Artikel aus der Serie "Landsleute im Ausland":
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