Diskussion
Volksbefragung zum Biomasseheizwerk Kematen beantragt

Gemeinsamer Antrag für eine Voiksbefragung: Barbara Aichner, Hermann Ladstätter, Elfriede Hörtnagl-Zofall und Markus Plunser (v.l.n.r.) | Foto: privat
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  • Gemeinsamer Antrag für eine Voiksbefragung: Barbara Aichner, Hermann Ladstätter, Elfriede Hörtnagl-Zofall und Markus Plunser (v.l.n.r.)
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Das geplantge Biomasseheizwerk in Kematen sorgt weiterhin für heftige Diskussionen. GR Elfriede Hörtnagl-Zofall (Vorsitzende der MFG) wendet sich in einer Aussendung gegen das Projekt.

KEMATEN. Über eine große Informationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema Biomassekraftwerk wurde bereits berichtet (den Bericht samt Umfrage finden Sie HIER).
"Auf einige Argumente, die von Bgm. Klaus Gritsch und GV Bernd Raitmair (Gemeindsam Unabhängig für Kematen, die Red.) immer wieder hervorgehoben werden,  möchte ich einiges dagegen halten," stellt die MFG-Vorsitzende fest.

Lagebeschreibung

"Die Lagebeschreibung‚ wonach der Standort  in einem bestehenden Gewerbegebiet an der Grenze zum Grüngürtel liegt, mag zwar harmlos und unverfänglich klingen, es verfälscht aber die Tatsachen," glaubt Elfiede Hörtnagl-Zofall. "Richtig ist vielmehr, dass der gewünschte Standort außerhalb des Gewerbegebietes im Grüngürtel - und zwar genau in der Landwirtschaftlichen Freihaltezone - liegt. Und das ist jedenfalls für die dort wohnenden und ihre Freizeit verbringenden Menschen alles andere als angenehm. "

Standort

Der geplante Standort –das Privatgrundstück Nr. 2631 – liegt laut der Gemeinderätin zum einem in unmittelbarer Nähe zu den bestehenden Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen. Dort befinden sich sowohl das Fußballstadion samt neuem Kunstrasenplatz, die sechs Tennisplätze, der Paddle-Court, die Boccia Bahn, der neue Skater Park, der große Kinderspielplatz, der Volleyballplatz und der Fußball-Käfig. Andererseits liegt dieses Grundstück in unmittelbarer Nähe zu dem geplanten Wohnbau der Fa. ZIMA auf dem ehemaligen TUNAP Betriebsgelände (vormals Fa. Schwarzkopf).

Der Lageplan: Das Heizwerk ist auf diesem blau markierten Streifen im Gewerbegebiet geplant. | Foto: Gemeinde Kematen
  • Der Lageplan: Das Heizwerk ist auf diesem blau markierten Streifen im Gewerbegebiet geplant.
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Unverständlich

Elfriede Zofall-Hörtnagl: "Weiterhin bleibt unverständlich, warum nicht das gemeindeeigene Grundstück der Gemeindegutssagrargemeinschaft – Gst. Nr. 2028 – über das die Gemeinde verfügen kann und das in unmittelbarer Nähe des privaten Grundstückes liegt, in Betracht gezogen wird. Es weist doch dieselben Standortvoraussetzungen auf und würde überdies der Gemeinde beträchtliche Einnahmen verschaffen. Die auf die Anfrage des Landtagsabgeordneten Markus Sint ergangene Antwort von LHStv. Josef Geisler ist diesbezüglich nicht überzeugend."

Angst und Druck

"Wir müssen von Öl und Gas weg" bzw.  "Fernwärme ist kostengünstig". Mit diesen vorgebrachten Argumenten kann sich die Gemeinderätin nicht anfreunden. "In Wirklichkeit wird damit der Bevölkerung die entsprechend funktionierende, bezahlte und bewährte Heizungen in Betrieb hat, Angst gemacht und Druck erzeugt, sich von ihrer bisherigen Heizung zu verabschieden. Die WAV Wärme Austria informierte ihre Kunden dahingehend richtig und beruhigend, dass es zu keinem Ölheizungsverbot kommen wird. Dass Fernwärme aber gerade eben auch nicht kostengünstig ist, haben Kufsteiner Abnehmer erfahren müssen, die mit einer nahezu Verdoppelung ihrer Kosten einen Preisschock erlitten haben."

Unkalkulierbare Kosten

Die Kosten seien in Wahrheit nicht kalkulierbar und der Kunde wäre gebunden, hält Hörtnagl-Zofall fest. Es sei auch nicht das Problem, dass die NHT in Kematen für ihre 55 neuen und 150  zu sanierenden Wohnungen dieses Werk unbedingt bräuchte. Die NHT habe nämlich selbst von vornherein geplant, ihre Objekte im Zuge der Sanierung mit einem entsprechend kleinen und für das Dorf verträglichen Fernheizwerk zu versorgen. "Diese Pläne wurden ihr offensichtlich aber von der Gemeinde abgenommen, die viel Größeres in Kematen vor hat, das aber die Kemater nicht brauchen, weil der Bedarf hier nicht in diesem riesigen Ausmaß gegeben ist," so die MFG-Vorsitzende.

Weitere Argumente

Arbeitsplätze: Das geplante Großprojekt auf einer Fläche von 1,4 ha (13.931 m2) sei für die Versorgung von bis zu 6.000 Einfamilienhäuser ausgelegt und würde laut Hörtnagl-Zofall mit zwei bis max. sechs Mitarbeitern am Betriebsstandort aukommen. "Hier von nennenswerten Mehreinnahmen an Kommunalabgaben zu sprechen, ist geradezu hanebüchern."

Verbesserung der Luftqualität: Auch das könne sich laut Hörtnagl-Zofall nicht ausgehen, da das Fernheizwerk keine Luftreinigungsanlage ist, und um ein unerträgliches Vielfaches mehr an Wärme produziert, als am Standort jemals gebraucht wird. Die Belastungen für die produzierte Überschusswärme würden vor Ort verbleiben. Moderne Einzel-Heizungen müssten einen hohen Schadstoffstandard aufweisen. Zudem gäbe es eine Vielzahl alternativer Heizsysteme mit anderen Energieträgern – so über Sonne, Luft, Boden, Wasser, die allesamt null Belastungen für Mensch und Umwelt bedeuten würden.

Gleisanschluss: Ein solcher sei weder geplant noch gewünscht, glaubt Hörtnagl-Zofall: "Man setzt auf Lkw. Die Vielzahl an täglichen Lkw-Fahrten, mit denen das Holz mit Sicherheit aus ganz Europa angeliefert wird, wird auch nie und nimmer mit den vielleicht für Öl- und Pallets wegfallenden Lieferungen kompensiert. Diesen wenigen Hundert Kemater Haushalten, die einmal jährlich mit Brennstoff beliefert werden, stehen ein unerträgliches Vielfaches von mind. ca 10.000 LKW-Fahrten für Holzlieferungen für das Fernheizwerk gegenüber."

Der Antrag auf Durchführung einer Volksbefragung wurde bereits eingebracht. | Foto: privat
  • Der Antrag auf Durchführung einer Volksbefragung wurde bereits eingebracht.
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Antrag für Volksbefragung

Der Aussendung ist auch eine 20-seitige Stellungnahme im Auflageverfahren zur Änderung des Örtlichen Raumordnungskonzeptes und des Flächenwidmungsplanes angeschlossen. Elfriede Hörtnagl-Zofall verweist auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinderäten bzw. Listenmitgliedern, so von GR Hermann Ladstätter (SPÖ Kematen in Tirol und Parteifrei), GR Markus Plunser (Team Kematen) sowie von Barbara Aichner (Listenmitglied Gemeinsam unabhängig für Kematen), die den Antrag auf Volksbefragung mitgetragen haben. Der entsprechende Antrag wurde am vergangenen Donnerstag eingebracht und wird demnächst im Gemeinderat behandelt.

Lesen Sie dazu auch diesen Bericht:

Bernd Raitmair: "Biomasseheizwerk hat Vor- und Nachteile"

Weitere Infos über die Gemeinde Kematen: www.kematenintirol.at/
Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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