Eine Wiedner Band
Parc de Triomphe singt über das Wendejahr 1989
Die Wiedner Jörn Brien und Florian Knabenschuh sind die Band "Parc de Triomphe". In ihrer ersten EP singen sie über ihre Erfahrungen im Wendejahr 1989.
WIEN/WIEDEN/JOSEFSTADT/OTTAKRING. Als sich Jörn Brien und Florian Knabenschuh vor einigen Jahren im Alois-Drasche-Park kennenlernten, wussten sie rasch, dass sie gemeinsam Musik machen wollten: Die Wiedner Band Parc de Triomphe war geboren. Am 20. Oktober feiern sie die Veröffentlichung ihrer ersten EP "Harte Zeiten".
Darauf verarbeiten die beiden, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind – Brien in Ostberlin, Knabenschuh in Niedersachsen an der Grenze zur DDR –, ihre Erinnerungen an das Jahr 1989. "Ausschlaggebend dafür war die Geburt meiner Tochter. Danach ist mir das alles wieder ins Bewusstsein gerückt und ich habe viel darüber nachgedacht, wie es damals war", erinnert sich Brien.
Eine musikalische Melange
Die beiden waren beim Fall der Berliner Mauer zwölf Jahre alt. "Wir haben damals ziemlich viel mitbekommen, aber uns hat niemand etwas erklärt. Man wurde mit diesem Prozess alleine gelassen", so Brien. Knabenschuh ergänzt: "Wir hatten als Kinder immer diesen Grenzzaun vor der Nase und wir haben nicht wirklich begriffen, was da eigentlich los war. Wir wussten nur: Über diesen Streifen darfst du nicht drübergehen, weil es dort Menschen im Wachturm gibt, die auf dich schießen könnten." Manchmal verirrte sich Wild in das Gebiet, was zu Minenexplosionen führte. Dieses Geräusch hat die Band in einem ihrer Lieder verarbeitet.
Ihre Musik verorten die beiden zwischen Indiepop und Electronic Rock. Inspiration finden sie auch in den Dark-Wave-Strömungen der 1980er-Jahre. "Es ist eine Melange aus Indierock von früher, verpackt in Electro mit New-Wave-Anleihen und modernen Beats", so Brien.
Die 90er starteten mit Anarchie
"Ich habe es immer als melancholisch-düster oder metallisch-grau vor Augen. Das war für mich das Ende der 1980er-Jahre: Das Regime geht seinem Ende entgegen. Es gab keinen großen Knall oder eine Revolution, sondern es war ruhiger, wie eine Welle, die hinüberschwappte und die niemand verstand", führt der Musiker fort.
Diese Verwirrung und die Anarchie-ähnlichen Zustände mit einer hohen Arbeitslosenquote und politischen Umbrüchen in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung stehen im Fokus vieler Lieder. "Natürlich gab es einen staatlichen Rahmen, aber der war nicht sicht- oder fühlbar. Wir wollen vermitteln, wie es ist, wenn plötzlich alles wegbricht und neu gemacht wird. Ich glaube, wer die Musik hört und die Texte liest, kann sich angesprochen fühlen, auch wenn er nicht in der DDR gelebt hat", so Brien überzeugt.
Zur Sache: Am Freitag, 20. Oktober, feiert die Band Parc de Triomphe die Veröffentlichung ihrer EP "Harte Zeiten". Das Live-Konzert findet um 19.30 Uhr im "Rhiz" im U-Bahn-Bogen 37 statt. Karten erhält man an der Abendkassa.
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