Proteste rund um Nobelpreisverleihung
Erdoğan bezeichnet Handke als Rassist
Während Peter Handke am Dienstag den Nobelpreis in Stockholm erhielt, war vorab Kritik an der Verleihung an Handke, u.a. vom türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan, zu hören.
ÖSTERREICH. Am Dienstagnachmittag wurde dem Kärntner Peter Handke in Stockholm der Nobelpreis für Literatur verliehen. 1.560 geladene Gäste durften der Verleihung der Nobelpreise im Konzerthaus von Stockholm beiwohnen. Bei der Verleihung sprach Anders Olsson, Mitglied der schwedischen Akademie, die Laudatio für Handke, in der er sich vor allem auf dessen Herkunft und literarisches Schaffen bezog. Er lobte die "bahnbrechende Meisterschaft der Sprache" des Autors. Handkes Gesinnung sei antinational, müsse er doch mit dem kulturellen Erbe umgehen, dass seine Heimat Österreich einst von der Nazis besetzt wurde, so Olsson in seiner Rede. Die Aufregung rund um Handkes Haltung im Jugoslawien-Konflikt erwähnte er nicht. Gegen Ende der Zeremonie erhielt Handke eine Urkunde und eine Medaille, die ihn als Literaturnobelpreisträger 2019 ausweisen, aus den Händen des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf.
Verleihung begleitet von Protesten
Nicht unter die Gäste gesellten sich der Botschafter des Kosovos, Albaniens, Kroatiens und der Türkei, deren Regierungen gegen die Verleihung an Handke protestiert hatten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete den Schriftsteller am Dienstag sogar als "rassistische Person". Erdoğan kritisierte die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Österreicher scharf: "Dass am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, der Literaturnobelpreis einer rassistischen Person gegeben wird, die den Genozid in Bosnien und Herzegowina leugnet und Kriegsverbrecher verteidigt, hat keine andere Bedeutung, als Verstöße gegen Menschenrechte auszuzeichnen", sagte Erdoğan.
In Stockholm hatten sich währenddessen zahlreiche Familienangehörige von Srebrenica-Opfern angekündigt, sich an einem Protest beteiligen zu wollen. Bosnischen Kriegsopferverbände demonstrierten in der Nähe des Konzerthauses. In Sarajevo war auf einem Display der Schriftzug "Shame on you!" zu lesen. Unter den Serben hatte die Verleihung des Literaturnobelpreis für Handke für Lob gesorgt.
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