Aufregung um Literaturnobelpreisträger
Handke: "Ich bevorzuge Klopapier gegenüber Ihren leeren Fragen"

Foto: Eggenberger

Am Freitag sorgt der Kärntner Literaturnobelpreisträger Peter Handke in Stockholm für Aufregung.

ÖSTERREICH. Zum Auftakt der Nobelpreiswoche– am Dienstag wird Handke der Literaturnobelpreis verliehen– sprach er bei einer Pressekonferenz. Nach der Gewinnerin 2018, Olga Togarczuk, war der Kärntner an der Reihe und zeigte sich irritiert von einigen Fragen der anwesenden Journalisten. 

Handke reagiert gereizt auf Serbiendebatte

Als er auf die Jugoslawiendebatte rund um seine Person angesprochen wurde, schlug Handkes Stimmung um. Auf die Frage der Journalisten, ob er noch der selben Meinung wie in seinen Jugoslawien-Texten sei, antwortete er: "Ich hatte nie eine Meinung, ich schreibe keine Meinung, ich hasse Meinungen". 

Nachdem sich die Schwedische Akademie für Handke entschieden hatte, flammte die Debatte über dessen Haltung im Jugoslawien-Konflikt wieder auf. Damals hatte der Schriftsteller Serbien seine Solidarität bekundet und relativierende Aussagen zum Völkermord von Srbrenica getätigt.

Handke erzählte vor der Weltpresse weiter, er habe in den letzten Wochen viele wundervolle Briefe von Lesern bekommen. Bis auf einen anonymen Brief, der Toilettenpapier enthielt. "Und ich sagen ihnen allen, die hier ihre Fragen stellen wie dieser Mann. Ich bevorzuge Toilettenpapier, einen anonymen Brief mit Klopapier, gegenüber ihren leeren und ignoranten Fragen", kritisierte Handke. 

Auf die Frage des US-Journalisten Peter Maass, ob Handke die Fakten, dass es ein Massaker in Srebrenica gegeben habe, anerkenne, sagte der Nobelpreisträger: "Ich mag diese Fragen. Es ist die einzige Frage. Aber Sie haben viele Fragen. Machen Sie weiter." 

Proteste gegen Handke

Am Dienstag sind für die Nobelpreiszeremonie Proteste gegen Handke angekündigt. Handke erklärte in dem Zusammenhang, dass er bereits bei der Vergabe des Ibsen-Preises in Oslo vor vier oder fünf Jahren versucht habe, mit Demonstrierenden zu sprechen. „Es gab eine Menge ‚Faschist, Faschist‘-Rufe. Ich bin angehalten, wollte mit diesen Damen und Herren sprechen. Aber sie wollten nicht.“ Wenn jemand einen Rat habe, wie er den jetzigen Protesten begegnen solle, dann nehme er diesen gern an.

Neben der Aufregung gab es dann aber auch ein Geburtstagsständchen für Peter Handke, der 77 Jahre alt wurde. 

Am Ende der Pressekonferenz antwortete Handke auf die Frage, ob sich sein Schreiben nach dem Nobelpreis verändert hätte: "Ich will keine Ihrer Fragen beantworten. (...) Meine Leute sind Leser, nicht ihr."

Kärntner Bischof kommentiert Aussagen

Der Kärntner Bischof Josef Marketz kommentierte bei seiner Ernennungspressekonferenz am Freitag Handkes Aussagen: "Man kann sich in seinem Engagement auch verirren". Es tue ihm leid, dass Handke nicht bereit sei, über seine Haltung zu Jugoslawien zu sprechen, so Merketz. 

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