Appell an Regierung
"Ohne Pfleger würde das System ordentlich krachen"
Die Standesvertretung der Pflegerinnen und Pfleger schlägt Alarm: Nimmt die Regierung die geplante Pflegereform nicht in Angriff, könnte Österreich in Extremsituationen, wie Pandemien, ein ähnliches Schicksal drohen wie anderen Ländern.
ÖSTERREICH. "Die angekündigte Pflegereform, die im Regierungsprogramm steht, ist dringend in Angriff zu nehmen, appelliert Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), im Gespräch mit RMA-Chefredakteurin Maria Jelenko an die Regierung. Denn: "In Zeiten wie diesen haben wir sehr gut gesehen, was passiert, wenn diese zentrale Berufsgruppe nicht gut ausgebildet ist."
Neue Strukturen notwendig
Auch die 24-Stunden-Betreuung gehöre im Zuge der Reform auf neue Strukturen gestellt. "Man sieht nämlich, wie fragil diese Strukturen sind." Frohner erwartet sich, dass wenn sich die Lage rund um diese außergewöhnliche Situation der Corona-Pandemie beruhigt hat, "die Regierung Arbeitsgruppen einrichtet und die Pflegereform breitest aufstellt." Die Standesvertreterin sieht ein Problem darin, dass die Pflege gerne "filetiert" werde: "Die einen sehen darin immer nur den Spitalsbereich, die anderen nehmen Pflegerinnen und Pfleger als bessere Hausangestellte wahr. Es ist weder das eine noch das andere." Vielmehr gehe es darum, "Menschen mit ihren krankheitsbedingten Einschränkungen abzuholen und wieder in eine Alltagsbewältigung zu integrieren". Frohner verdeutlicht das mit einem Beispiel: In fortgeschrittenem Alter und mit zusätzlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind Patienten etwa nach einer Gallenblasenoperation auf Hilfe angewiesen.
"Ohne Pfleger würde das System ordentlich krachen"
"Es kann nicht sein, dass wir in dieser Krise herhalten müssen, in der wir immer präsent sind und Mängel des Systems kompensieren, und uns dann in die unsichtbare Ecke verkrümeln müssen, frei nach Brecht: Die im Dunklen sitzen, sieht man nicht. Ohne die Pfleger würde das System ordentlich krachen, wie man in anderen Ländern sehen kann, wo auch im Akut-Bereich nicht genügend ausgebildetes Pflegepersonal vorhanden ist", so Frohner.
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