Lockdown zeigte Grenzen auf
"Österreichs Stromnetze sind am Limit!"

Unsere Stromnetze sind nicht für die Zukunft gerüstet. APG fordert eine Optimierung der bestehenden sowie einen Ausbau der Netze für einen ausreichenden Transport. | Foto: pixabay
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  • Unsere Stromnetze sind nicht für die Zukunft gerüstet. APG fordert eine Optimierung der bestehenden sowie einen Ausbau der Netze für einen ausreichenden Transport.
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Die Stromversorgung in der Corona-Pandemie habe uns "einen Blick in die Zukunft" ermöglicht. In der Pandemie habe es deutliche Verbraucherrückgänge, bei gleichzeitig hoher Erzeugung aus Erneuerbaren gegeben. Diese konnten aber nicht befördert werden. Bei einem Bürgermeistertreffen im Rahmen der Regionalen Sommergespräche in Bad Aussee forderte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid (APG), stärkere Leitungen für eine flächendeckende Versorgung erneuerbarer Energie in Österreich.

ÖSTERREICH. In der aktuellen Situation sieht die APG "ideale energiewirtschaftliche Entwicklungen", betont aber, dass es an leistungsfähigen Stromnetzen fehle. Die APG hätte die Situation nur dank zahlreicher Notmaßnahmen meistern können, etwa durch das Hochfahren von Gaskraftwerken. 

Für eine Versorgungssicherheit brauche es eine Balance von Geben und Nehmen, erklärte Christiner am 27. August beim Gemeindebund-Treffen vor BürgermeisterInnen in Bad Aussee. Während des Lockdowns sei dieses Gleichgewicht in Gefahr gewesen. Denn: Der Stromverbrauch sei weltweit zurückgegangen, in Österreich um elf Prozent. Strom könne im Netz nicht gespeichert werden: "Thermische Kraftwerke sowie Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke können nicht sofort hoch- oder zurückgefahren werden, sie wurden auf ein stabiles Gleichgewicht errichtet."

Zu wenige starke Stromleitungen vorhanden

Speicherkraftwerke seien zwar in Österreich vorhanden. Jedoch scheitere eine nachhaltige Stromversorgung an der Transportfähigkeit des Stroms:  "Wir können Strom, der im Westen produziert wird, nicht zeitgerecht über Netze zu den Verbrauchern in den Osten bringen", bemängelte Christiner. Daher brauche es starke Leitungen. 

Architekturwandel im System 

Dabei hätte Österreich erstmals die Stromversorgung im Monat Mai zu 100 Prozent durch erneuerbaren Strom decken können, bedauerte Christiner. "Summiert man die Produktion aus Wasser, Wind, und Photovoltaik, so wäre bei ausreichender Netzinfrastruktur eine Stromversorgung aller Verbraucher mit erneuerbarem Strom punktuell schon jetzt möglich gewesen." Jedoch seien die dafür notwendigen Netze nicht vorhanden gewesen, der Strom konnte vom Westen nicht in den Osten transportiert werden. Weil der Osten chronisch unterversorgt sei, müssen Gaskraftwerke hochgefahren werden. Christiner: "Das ist so, als hätten wir ein modernes E-Auto, bei dem auch die Reichweite passt, doch wir müssen einen Benzinmotor einbauen, der uns beim Fahren unterstützt. Das ist nicht nur grotesk, das ist auch teuer." 100 Millionen Euro hätte dieser Prozess durch das Hochfahren von Gaskraftwerken heuer bereits gekostet, obwohl wir genug erneuerbaren Strom gehabt hätten. "Erneuerbare Energie ist ohne Netzausbau ein Lippenbekenntnis", fasste Christiner die Situation zusammen.

Strom billiger machen

Zudem müsse Strom als wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Konsumenten günstig sein - auch wenn er aus erneuerbaren Quellen komme, meinte der APG-Vorstand. Der Rückgang der Nachfrage während des Lockdowns wirkte sich zwar positiv auf den Preis aus. "Österreich ist in den effizienten und gut funktionierenden westeuropäischen Strommarkt eingebunden. Ohne Netzausbau laufen wir Gefahr, dass wir diese Einbindung verlieren. Das würde automatisch zu höheren Strompreisen in Österreich führen. Es geht jetzt um sicheren, grünen und leistbaren Strom!"

Ab 2026 wolle die voest AG den Standort Linz für erneuerbaren Strom ausbauen. Dafür seien aber die  entsprechenden Netze notwendig. "Wir kommen in eine Sackgasse, wenn wir das System nicht ausbauen." Das gleiche gelte für die Windkraft im Weinviertel und im Burgenland, etwa in Zurndorf. "Die Verteilung der dort gewonnenen Energie gelingt nur, wenn die dafür nötige Infrastruktur gebaut wird."

Notwendige Zukunftsszenarien für Strom in Österreich

  • Die Verbraucher müssen aktive Marktteilnehmer werden.
  • Bedarf an Flexibilität decken, also Ausbau der Stomnetze und Optimierung der vorhandenen Netze  
  • Marktintegration
  • Verfügbarmachen kurzfristiger Speicherkapazitäten 
  • Absicherung flexibler Gaskraftwerke als Backup
Ökostrom kommt zum Ortstarif
Unsere Stromnetze sind nicht für die Zukunft gerüstet. APG fordert eine Optimierung der bestehenden sowie einen Ausbau der Netze für einen ausreichenden Transport. | Foto: pixabay
Impulsvortrag von Austrian Power Grid-Vorstand Gerhard Christiner bei den "Kommunalen Sommergesprächen" 2020 in Bad Aussee. | Foto: event-fotograf.at/Gemeindebund
Die Zukunft liegt in erneuerbaren Energien, wie Photovoltaik-Anlagen. | Foto: pixabay
Gerhard Christiner, technischer Vorstand Austrian Power Grid (APG) | Foto: APG

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