KSV1870
So schützt du dich vor Privatkonkurs
9.534 Konkursverfahren Privater wurden 2019 eröffnet. Ein Drittel der Fälle wäre vermeidbar gewesen.
ÖSTERREICH. Mit einem Plus von 12 Prozent gab es 2019 – bereinigt um die Folgen einer Rechtsnovelle aus dem Jahr 2017 – den zweithöchsten Wert an Privatkonkursen seit 2011. Pro Person lagen die Schulden im Schnitt bei 63.300 Euro. Bei einem Drittel der Betroffenen handelte es sich um ehemals Selbständige, 20 Prozent waren selbstverschuldete Fälle, 18 Prozent Fälle wegen Gehaltseinbußen, 24 Prozent wegen persönlicher Probleme bzw. Lebenskrisen. Wie der typische Privatschuldner aussieht? Männlich, im Schnitt 20 Jahre alt, Stadtbewohner, mangelnde Bildung, Neigung zu überbordendem Konsum, definiert Ricardo Vybiral, Chef von Kreditschutzverband (KSV)1870.
Rückgang einzig in Tirol
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern waren erneut enorm. Ein Grund laut KSV1870-Experten: Weil Verschuldung ein typisch städtisches Problem sei, führte Wien hier stets. Doch seit der Novelle 2017 ist die Anzahl der Konkurse im Burgenland (plus 22 Prozent), am meisten aber in der Steiermark (plus 31 Prozent) gewachsen (s. Tabelle). Einzig Tirol verzeichnete einen Rückgang (minus 4 Prozent).
30 Prozent vermeidbar
"Die Zukunft des österreichischen Wirtschaftsstandorts entscheidet sich in den Klassenzimmern", so Vybiral. Denn: "20 bis 30 Prozent der Privatinsolvenzen wären mit besserer Bildung im Finanzbereich vermeidbar", meint der Experte.
Wissensvermittlung
Was ist ein Kredit? Was sind fixe, was variable Kosten? Um einen Beitrag zur frühen Wissensvermittlung zu leisten, bietet KSV1870 Workshops für Schulen an. Mit simplen Praxis-Beispielen wird Finanzwissen geübt, etwa, dass beim Kauf eines Motorrads mit Sprit, Steuer oder Reparaturen regelmäßig Fixkosten anfallen. Über die Initiative "Teach For Austria" bieten die Experten zudem Lehrkräften die Vermittlung von Finanz-Know-how an, damit diese ihr Wissen weitergeben können. Anmeldungen: ksv.kommunikation@ksv.at
Was Experten raten
- Drei Monatsgehälter ansparen
- Mit Haushaltsplan (z.B. via gratis App) Finanzen überblicken
- Schuldenfallen (z.B. Ratenzahlungen von Krediten, Kreditkartenschulden oder Kontoüberziehungen) vermeiden
- Verträge für Handy & Co. regelmäßig überprüfen
- Eigenes Kaufverhalten hinterfragen (z.B. Second Hand statt teurer Markenklamotten, Kochen statt Lieferservice)
- Ist es schon zu spät: Bestehende Schulen abbauen, rechtzeitig mit Bankbetreuer über die Finanzsituation sprechen.
Lesen Sie auch: Insolvenzen in Österreichs Betrieben
Kommentar: Von "redlichen" und "höflichen" Pleitiers
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