Funkhaus-Verkauf: Wie enttäuscht sind Sie, Herr Robol?
Christoph Robol kämpfte als Geschäftsführer der "Interessensgemeinschaft Funkhaus" für den Verbleib der Radiosender Ö1 und FM4 in der Argentinierstraße - umsonst. Die bz bat Robol zum Gespräch.
WIEDEN. Der ORF hat das Funkhaus an die Vorarlberger Baugruppe Rhomberg verkauft. Das Anbot der "Interessensgemeinschaft Funkhaus", kurz IG Funkhaus, von Künstlern wie Karl Markovics und Willi Resetarits medienwirksam unterstützt, wurde ausgeschlagen.
Wie enttäuscht sind Sie?
CHRISTOPH ROBOL: Gar nicht! Ich habe mich sehr für den Erhalt des Funkhauses eingesetzt, aber so blöd sich´s anhört: Es gibt viel zu tun. Unsere Überlegung, einen öffentlichen Raum zu schaffen und Kulturelles mit Sozialem zu vermischen, ist nicht an den Standort Funkhaus gebunden. Das Schöne am Funkhaus war die zentrale Lage.
Was halten Sie vom Käufer?
Mit der Rhomberg-Gruppe hat ein sehr bekanntes Vorarlberger Unternehmen den Zuschlag erhalten. Das macht Sinn, die Vorarlberger haben ein Gespür für Architektur und Rhomberg ist seriös. Es wird spannend!
Das klingt aber sehr positv...
Vielleicht kommt es zu einer Kooperation - es sind ja nicht alle Teile des Funkhauses verkauft (der Radio-Sendesaal, der Peichl-Trakt und die West-Studios verbleiben im Eigentum des ORF, Anm.). Wir sind für Gespräche offen. Wir haben keinen Grund zum Feiern, aber die IG hat einen Prozeß transparent gemacht und die öffentliche Wahrnehmung des Funkhauses geschärft. Das Gebäude kann jetzt nicht mehr so mir-nichts-dir-nichts verschwinden.
Wann haben Sie vom Verkauf an Rhomberg erfahren?
Ganz normal aus den Medien, wie alle anderen auch.
Wie war die Reaktion der Künstler, die der IG Funkhaus angehören?
Wir haben natürlich - wie das Fußball-Nationalteam - Wunden zu lecken und müssen schauen, was wir jetzt machen. Es steht ein Treffen der IG in großer Runde an, da werden die nächsten Schritte besprochen.
Warum hat die IG den Zuschlag nicht erhalten?
Das kann ich nicht sagen, wir wissen es nicht. Wir waren ernstzunehmende Interessenten und haben dem ORF ein sehr gutes Angebot gemacht.
Ö1 und FM4 übersiedeln auf den Küniglberg. Wird die Qualität der Radiosender durch eine Zusammenführung zu einem Newsroom leiden?
In einer Diskussion mit einem Radiofachmann hätte ich keine starken Argumente, aber ich habe eine eigene Sichtweise: Erstens ist der Umbau am Küniglberg eine Riesenherausforderung für den ORF - es herrscht rund um das Areal ein Platzproblem. Ich halte es die Infrastruktur betreffend für komplex, weitere 1000 Mitarbeiter dort hinaufzukarren. Zweitens könnte es sein, dass man in sieben Jahren - so lange ist der Umbau geplant - keinen fixen, großen Standort für Medien mehr benötigt. Und Drittens halte ich Machtkonzentration grundsätzlich für schlecht.
Warum haben Sie sich überhaupt für den Erhalt des Funkhauses eingesetzt?
Ich bin von einer kleinen Gruppe, die einen Verkauf befürchtete, angesprochen worden, sie betriebswirtschaftlich zu beraten. Durch das Projekt "Tatort Hypo", das mit 140.000 Unterschriften am Einsetzen des Untersuchungs-Ausschusses beteiligt war, habe ich mir einen Namen gemacht, der Allgemeinheit eine Stimme zu geben. So ist die IG Funkhaus dann entstanden.
Braucht die Allgemeinheit eine Stimme?
Die Allgemeinheit, die keine Lobby hat, wird bestohlen. Alles, was Wert und Bestand hat, wird sofort privatisiert. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht mehr leisten, alles unter das Dach der Wirtschaft zu stellen. Auch das Funkhaus hat der Allgemeinheit gehört; vom Funkhaus an sich kam kein Verkaufsauftrag an den ORF, denn wie kann man etwas verkaufen, was einem nicht gehört?
Hintergrund
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