Ein vierteiliges Projekt im Theater Werk X
„Arbeitersaga“ – eine Geschichte der SPÖ Wien
Das Stück „Arbeitersaga“ greift auf einen vierteiligen Film von Peter Turrini und Rudi Palla zurück. Auch in der Theateraufführung von WERK X findet sich diese Vierteilung, die an zwei Abenden mit jeweils zwei Teilen aufgeführt wird. Diese vier Teile werden von unterschiedlichen Schauspielern gespielt und wirken wie vier unabhängige Stücke. Jede Folge ist auch von einem anderen Regisseur ausgearbeitet.
Der erste Spielabend wird dem Jahr 1945 – also dem Ende des Krieges – und den 1960er Jahren gewidmet. Am zweiten Spielabend wird es aktueller mit den 1980er und 1990er Jahren. Die Verbindung zu den vier Teilen stellen zwei Protagonisten dar: Karl Blaha und Rudi. Sie sollten das Gemeinsame der gesamten Aufführung liefern. Aber es bleiben vier unterschiedliche Stücke.
Im ersten Teil wird die Situation Österreichs in den letzten Kriegstagen und danach dargestellt. Auf eine zeitgemäße Weise, aber trotzdem geht die Dramatik dieser Zeit nicht verloren. Videoclips unterstützen die Szene. Unmittelbar nach dem Krieg setzt die Sozialdemokratie ein und wird mit der Organisation des 1. Mai Aufmarschs symbolisiert.
Das zweite Stück wirkt, als würden die Bewohner eines Pensionistenheims – also Laien - spielen. Das liegt aber nicht an den Schauspielern, die sehr gute Arbeit leisten, sondern an der Regie. Jugendliche werden von alten Menschen dargestellt. Hier geht man mit den letzten sozialistischen Bundeskanzlern (Vranitzky, Klima, Rendi-Wagner und Kern) hart ins Gericht und macht sie für den Niedergang der Sozialistischen Partei verantwortlich.
Das dritte Stück zeigt an Hand der Umsetzung einer erfolglosen Mülldeponie die überhebliche Etabliertheit der Partei und ihrer Funktionäre. Alles soll positiv dargestellt werden. Auch Flops. Der Elan und die Begeisterung der Aufbauphase wird durch straffe Organisation und Hierarchie ersetzt.
Der vierte Teil rückt die Gegenwart mit Migration und Massenkonsumsehr nahe an das Bühnengeschehen.
Generell sollte das Stück eine Huldigung der Sozialdemokratie werden, geht aber mit dieser hart ins Gericht. Auch im Publikum spürt man, dass man auf die Geschichte dieser Partei stolz ist, aber über den derzeitigen Niedergang und die Erfolglosigkeit traurig ist.
Das Mammutwerk über zwei Abende ist eine Geschichte der Sozialistischen Partei Österreichs, dargestellt am Beispiel der Stadt Wien, die doch immer die „rote Hochburg“ des Landes war.
Der stärkere Theaterabend ist der zweite. Der erste könnte Theaterbesucher vom zweiten Abend abschrecken. Man kann aber – aus eigener Erfahrung – auch mit dem zweiten Teil einsteigen und den ersten dann später nachholen.
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