5 Minuten Wien: Womit wir wieder bei Donald Trump wären
Donald Trump kann man sich sehr gut als bösen Lehnsherr in einem Mittelalter-Kostümschinken vorstellen. Er würde jedes Mal, wenn bei seinen Leibeigenen eine Hochzeit ansteht, auf dem Recht der ersten Nacht bestehen. Und Jungfrau um Jungfrau würde in seinem Schlafzimmer erfahren, was es heißt, wenn sich ein Star für sie interessiert.
Es ist gut, dass über einen derart ungeniert zur Schau gestellten Frauenhass wie jener von Trump diesseits wie jenseits des Atlantik Empörung herrscht. Es ist gut, dass ab und zu anhand von tragischen Beispielen – wie jenes der Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012 – deutlich wird, wie sehr Sexismus und Gewalt gegen Frauen überall auf der Welt Realität sind.
Man kann solche gemeinsamen Momente der Empörung auch dafür nutzen, weiter zu denken – und sich mit dem alltäglichen Sexismus gegen Frauen im eigenen Umfeld auseinandersetzen. Ein Beispiel beschreibt Uwe Mauch in seinem neuen Buch "Die Armen von Wien". Er hört zwei Frauen mit Kopftuch zu, die sich über ihre Erfahrungen austauschen. Beide haben sie schon gehört "von zornigen, anonym agierenden Männern, die auf Frauen mit Kopftuch eindreschen, mit dem Finger auf sie zeigen, sie bespucken. Auf den Straßen von Wien, in U-Bahn-Stationen, in Parkanlagen. Eine junge Mutter wurde vor den Augen ihrer Kinder mit Bier übergossen." Verbale und physische Gewalt gegen Frauen mit Kopftuch in Wien – das ist längst Realität. Hier geben sich Frauenhass und Fremdenfeindlichkeit ein trautes Stelldichein – womit wir wieder bei Trump wären. Und wer sich vor dem einen Wüterich ekelt, kann vielleicht als Ausgleich einen anderen Wüterich auf den Straßen Wiens in die Schranken weisen. Gemeinsam geht das nämlich leichter.
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