Die bz-Produktion vor 35 Jahren: Erinnerung an Disketten und Spiegelspaghetti
Silvia Knapp, heute Produktionsleiterin und seit 1984 in der Firma, und Andreas Czervenka, als Grafiker seit 1989 vor Ort, erinnern sich an die Anfänge der bz.
WIEN. Fünf Grafiker und ein Lehrling sind derzeit für die Inserate, Fotobearbeitungen und den optischen Auftritt der bz verantwortlich. Gearbeitet wird an großen Bildschirmen, etliche Farbdrucker sowie Scanner stehen den Kreativassistenten zur Verfügung.
Dass die Bezirkszeitung einst auch ohne diese professionelle Ausstattung regelmäßig erschien, ist kaum vorstellbar. "Gesetzt wurde anfangs in der Setzerei der Kronen Zeitung", erklärt Silvia Knapp, die 1984 die Produktionsleitung der bz übernahm. Damals hieß die Zeitung allerdings noch Stadtjournal und die Redaktionsräume befanden sich nicht wie heute in der Weyringergasse in der Oberen Wieden sondern im ehemaligen APA-Turm im 19. Bezirk.
Händisches Zusammenfügen
Diese Vorlage, die in eine drucktaugliche Form gebracht wurde – diesen Arbeitsschritt nennt man "Satz" – bestand aus einem Seitenspiegel auf Milimeterpapier, auf dem die Platzierungen der Artikel, Fotos und Inserate händisch eingezeichnet wurden, und einer Diskette, auf der sich die Artikel der Redakteure in einem Word-Dokument befanden.
"So schlich sich auch so mancher Fehler ein. Die Namen der Inserenten wurden auf den Seitenspiegel geschrieben. Einmal erschien auf dem für das Inserat vorgesehenen Platz nicht die Anzeige, sondern einfach nur der Name des Auftraggebers", lacht Knapp, die jeden Datenfilm in der Druckerei persönlich überprüfte. "Wir druckten damals in schwarz/weiß und als Schmuckfarbe kam Anfang der 90er rot dazu", so Knapp.
Grafiker seit 1989 dabei
Als die rote Schmuckfarbe eingeführt wurde, gab es bereits den ersten Grafiker des Stadtjournals, Andreas Czervenka, aufgrund seiner unkonventionellen Frisur "Zopf-Vieh" genannt. "1989 hat Karl Mader, der das Stadtjournal gründete, einen Mac gekauft, aber er hatte niemanden, der sich damit auskannte. Über einen Bekannten bekam ich ein Vorstellungsgespräch vermittelt – an einem Samstag um 9 Uhr. Aufgewacht bin ich um 9 Uhr und als ich um 10:30 Uhr beim Stadtjournal vor der Türe stand, begrüßte mich die Miteigentümerin Christl Gawlik mit den Worten: Sie brauchen eine Einschulung an der Kaffeemaschine." In diesem jovialen Ton ging es weiter, als Czervenka den Mac aufdrehte. "Christl ist durch das Büro gelaufen und hat gerufen: Karl, er kann ihn aufdrehen!"
Da dieses Talent der Zeitung nicht verloren gehen durfte, wurde Zopf-Vieh der erste Grafiker des Stadtjournals und war fortan für Inserate zuständig. "Gesetzt wurde weiterhin in der Krone-Druckerei, bis Mitte der 90er." Unzählige Computerprogramme wurden seitdem verwendet; ein Jobwechsel kam weder Knapp noch Czervenka in den Sinn. "Da die Zeitung immer weiterentwickelt wurde, gab es nie einen Stillstand im Produktionsablauf. Es war immer interessant, vom händischen Anzeichnen bis zum Mausklick", so Knapp.
Familiäre Atmosphäre
Auch die familiäre Atmosphäre hielten die Produktionschefin und Zopf-Vieh beim Stadtjournal. "Karl Mader war wie ein väterliche Freund. In den 90ern wurde am Samstag gespiegelt, also die Seitenspiegel der Zeitungen erstellt, da kochte Maders Frau Vally immer ihre Spiegelspaghetti für das ganze Team", erinnert sich Knapp. "Und als Mader in der Hofburg den Professortitel verliehen bekam, wollte er uns alle dabei haben", fällt Zopf-Vieh ein. "Da ich keinen Anzug besessen habe, hätte ich aufgrund des Dresscodes nicht in die Hofburg dürfen. Kurzerhand hat mich Karl ins Auto gepackt und mir einen Anzug gekauft – den habe ich heute noch!"
Alle Artikel anlässlich unseres Juliäums finden Sie unter: www.meinbezirk.at/bz-geburtstag
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