Eine Japanerin singt Wienerlieder mit Leib und Seele
Koloratursopranistin Manami Okazaki kam nach Wien, "um die Magie dieser Stadt mit dem ganzen Körper zu spüren".
MARGARETEN. "Das Instrument einer Sängerin ist die eigene Stimme. Wenn man verliebt ist, kann man das darum auch hören", erklärt Manami Okazaki, die in Japan Gesang studiert hat und der Liebe wegen nach Wien gezogen ist. "Seit Kindheit an bin ich in die österreichische Musik verliebt: Strauss, Mozart, Benatzky waren meine Helden. Dann habe ich auch noch das Wienerlied entdeckt, da wars um mich geschehen", sagt Manami Okazaki mit strahlenden Augen.
Schon seit über zehn Jahren lebt sie in Wien, lange Jahre in Margareten, "gleich ums Eck vom Naschmarkt". Seine Nähe und "seine vielen unterschiedlichen Stände aus der ganzen Welt" genoss sie in ihren Jahren im 5. Bezirk. Dort hat ihr der Wiener Schriftsteller und Kabarettist Gerhard Blaboll auch einige Wienerlieder auf den Leib geschrieben: "Zwischen Tokyo und Margareten", "Das japanische Teehaus am Naschmarkt" oder "Was tut die Japanerin in Grinzing".
Was tut die Japanerin in Grinzing
In den Grinzinger Heurigen ist Manami Okazaki auch häufig anzutreffen, wenn sie die Gäste mit Wienerliedern verzaubert. "Touristengruppen aus Japan stürze ich immer wieder ins Durcheinander: Zuerst denken die nämlich, dass ich zu ihnen gehöre - und dann stehe ich plötzlich auf der Bühne und gebe auch noch Wienerlieder zum Besten", lacht die Japanerin in Wien. "Ich mache am liebsten Sachen, die es auf der Welt noch nicht gibt!"
Nach ihrer Übersiedelung in den 7. Bezirk ist sie überrascht, "wie viele freundliche und musikalische Menschen sie schon in der ersten Woche kennengelernt" hat. Besonders angetan hat es ihr das Theater am Spittelberg. Denn: "Auch Operettensänger sind Schauspieler!"
Zu ihrem Gesangs-Repertoire gehört nicht nur die singende Wirtin aus dem "Weißen Rössl am Wolfgangsee", die eines ihrer Lieblingsstücke ist, sondern auch die "Adele" aus Johann Strauss' Operette Fledermaus: "Mein Traum ist es, die Adele in der Volksoper oder in Mörbisch singen zu dürfen. Dann könnte ich wirklich sagen, ich habs geschafft!"
Wiens Walzerklänge sind magisch
Aufgewachsen in Japan, stammt sie aus keiner typischen Musikerfamilie. "Außer einem Cousin meines Vaters, der ein berühmter Maler ist, bin ich die einzige in der Familie, die künstlerisch tätig ist." Schon früh habe sie begriffen, dass "die großen Komponisten alle Österreicher waren". In Tokyo fehlte ihr aber "das unmittelbare Fühlen der Emotionen, die in den Walzerklängen stecken. Das geht nur direkt in Wien, wo man die Magie des Ortes spüren kann".
Mit der eigenen Stimme musizieren zu dürfen macht sie "jeden Tag glücklich". Manami Okazaki kennt aber nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen ihres Berufs: "Wenn man gesund und zufrieden ist, ist Singen das Schönste, was es auf der Welt gibt. Aber wenn man einmal traurig ist, kann das Publikum das auch sofort hören", erzählt sie aus dem Alltag einer Sängerin. "Die größte Herausforderung für eine Koloratursopranistin ist, die Stimme tragfähig und gesund zu erhalten. Aber auch die Seele gehört gepflegt, denn man singt nicht nur mit den Stimmbändern."
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