SOS-Kinderdorf
Mutter ohne Kinder mit ganz viel Herz
Sophie Vater ist SOS-Kinderdorfmutter. Sie betreut vier Kinder, keines davon ist ihr eigenes.
FLORIDSDORF. Betritt man die SOS-Kinderdorf-Wohnung in Floridsdorf, fühlt man sich wie bei einer Großfamilie. Gesellschaftsspiele stapeln sich in den Regalen, ein großer Tisch für acht Personen dominiert den Essbereich und die Wäsche hängt zum Trocknen im Wohnzimmer. Sophie Vater steht gerade in der Küche und bereitet eine Gemüsepfanne für das Mittagessen vor. Noch ist es ruhig in der ebenerdigen Wohnung, die auch einen kleinen Garten hat, denn die Kinder sind noch in der Schule.
Sophie Vater arbeitet seit mittlerweile 10 Jahren im SOS-Kinderdorf. "Begonnen habe ich als Sozialpädagogin in einer Wohngruppe. Dann wechselte ich in eine SOS-Kinderdorf-Familie. Vor drei Jahren wurde ich selbst Kinderdorf-Mutter", erzählt Vater.
Dreamteam mit Herz
Eine SOS-Kinderdorf-Familie besteht aus einer Kinderdorfmutter und zwei Familienpädagogen. "Seit zweieinhalb Jahren sind Ines und Katharina an meiner Seite. Wir arbeiten super zusammen. Wir haben einen ähnlichen Humor, mögen die gleichen Bücher – wir sind ein echtes Dreamteam", schwärmt die Kinderdorfmutter. Gemeinsam kümmern sie sich um vier Kinder. Der Jüngste ist sieben, die zwei Mädchen sind neun und der Älteste ist zehn Jahre alt.
Der größte Unterschied zwischen Familienpädagogen und Kinderdorfmüttern ist, die Zeit mit den Kindern. Sophie Vater hat im Monat zwischen acht und 14 Tage frei. Die restliche Zeit verbringt sie mit den Kindern – Tag und Nacht. Und dieser Alltag ist so, wie in jeder mehrköpfigen Familie. "Wir stehen in der Früh auf, es gibt Frühstück. Dann richten wir uns her und ich begleite die Kinder in die Schule. Während die Kids brav lernen, kümmere ich mich um den Einkauf, das Kochen und den Haushalt", erzählt Vater. Hinzu kommen dann noch Termine, Teambesprechungen und Meetings mit den Therapeuten und schon ist der Vormittag vorbei.
Familienbesuch
Die Kinder haben alle regelmäßig Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Manche einmal im Monat, andere alle zwei Wochen. "Wir haben das Glück, dass wir sehr verlässliche Eltern haben, die nicht eine Stunde vorher absagen", so Vater. Wenn die leiblichen Eltern wieder Fuß gefasst und einen Job haben, aus den Schulden raus sind und Erziehungshilfe in Anspruch nehmen, besteht die Möglichkeit, dass die Kinder wieder zu ihnen zurückkehren. Entschieden wird das vom Gericht und der Kinder- und Jugendhilfe.
Muttertag
In der Kinderdorf-Familie wird der Muttertag ausgiebig gefeiert. An diesem Wochenende ist Besuchswochenende, es werden den Mamas Basteleien und Karten überreicht und auch Sophie Vater geht nicht leer aus. "Ich bekomme jedes Jahr auch etwas Selbstgemachtes", freut sie sich.
Es gibt viele kleine und große gemeinsame Momente, die diesen Job zu etwas ganz Besonderem machen. "Ich finde es total schön, wenn man am Abend beim zu Bett gehen, gesagt bekommt: 'Ich mag dich Sophie.' Oder wenn der Kleinste sagt: 'Ich bleibe für immer bei dir', schmunzelt Vater. Die Zweitälteste hätte wenn sie erwachsen ist, schon gerne eine eigene Wohnung. Möchte aber mit Sophie Vater in Kontakt bleiben und sie regelmäßig treffen: "Es ist total entzückend, dass sie mich in ihrem Leben mit einplanen."
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