Papa und die parallelen Buben: Kampf um Aufmerksamkeit
WIEN. „Papa, ich wollt dir auch was erzählen! Jetzt hat mir der Bruder alles vom Mund weggeplaudert!“ Der kleine Beschwerdeführer steht vor mir, hat demonstrativ die Fäuste in die Seiten gestemmt und funkelt mich böse an.
Ich unterdrücke mit aller Kraft das Lachen, bemühe mich um Contenance und bringe mein Bedauern zum Ausdruck. Natürlich, sie haben es nicht leicht. Die parallelen Buben leben im ständigen Kampf um Aufmerksamkeit.
Der Hinweis, dass ich nur zwei Augen, zwei Ohren und zwei Hände habe, wie das bei Einzelnen nun mal üblich ist, ist ihnen wenig Trost. Schon kurz nach dieser Anmerkung werden wieder meine Knie erklommen, meine Ohren werden zu den kleinen Mündern gezogen, auf dass ich sie besser hören kann, und an meinem T-Shirt wird herumgezerrt, als ginge es um Leben und Tod und nicht ums Mittagsmenü im Kindergarten.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich setze mich sehr ernsthaft mit den Abenteuern, den Fragen und den Sorgen meiner Kinder auseinander und ich höre ihnen auch aufmerksam zu. Aber ich hätt’s halt gern nacheinander und mit einer gewissen Ruhe, schließlich will ich mich damit auseinandersetzen und darauf eingehen.
Oh, was ist das? Die große Schwester ist nach Hause gekommen, und die ist natürlich gleich viel interessanter. Kinder? Hallo? Hallo?!? Wolltet ihr mir nicht was erzählen?? Bitte???
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