Gürtel-Radschnellweg
Radeln For Future lädt am 5. Mai zur wienweiten Demo
Für Radlerinnen und Radler am Gürtel geht es streckenweise nur mühsam voran. "Radeln For Future" fordert Lösungen. Wie diese aussehen, hat die BezirksZeitung für die einzelnen Bezirke aufgeschlüsselt.
Von Miriam Al Kafur und Salme Taha Ali Mohamed
WIEN. Mit einem "Baustart für 20 Kilometer Radinfrastruktur" bewarben die Stadt Wien und die Mobilitätsagentur zuletzt ihre Radwegoffensive für das heurige Jahr. Der Gürtel ist zwar die am stärksten befahrene Landesstraße Österreichs, schaut dabei aber durch die Finger. Große Maßnahmen sind hier nämlich nicht vorgesehen.
Das empfindet die Initiative "Radeln For Future" als Manko. "Es freut uns sehr, dass die Offensive die Nord- und Südverbindung stärken wird, aber wir vermissen konkrete Pläne für den Gürtel", so Gerhard Allgäuer von der Initiative, die einen Radschnellweg fordert. Entlang des gesamten Gürtels von der Landstraße bis Döbling werden mehrere Problemstellen geortet. Die BezirksZeitung hat sich diese nach Bezirken aufgeschlüsselt genauer angeschaut.
Ersatzroute für die Wieden
So fehlt dem Wiedner Gürtel zwischen der Blechturmgasse und Argentinierstraße überhaupt ein Radweg. "Dass die Argentinierstraße zu einer Fahrradstraße umgewandelt wird, ist toll, aber das bringt keine Verbesserung für den Gürtel", so Allgäuer. Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) weist darauf hin, dass der Gürtel "grundsätzlich eine Landesstraße" ist und somit in die Zuständigkeit der Stadt Wien falle. "Die Stadt müsste hier ein größeres Projekt ausschreiben. Im Bezirk wären wir auf jeden Fall daran interessiert", so Halbwidl, die sagt, dass in Wien viel in die Radinfrastruktur investiert werde.
"Für den Abschnitt ohne Gürtelradweg haben wir bereits Vorkehrungen getroffen. Wenn man vom Gürtel in die Argentinierstraße einfährt, kann man gleich auf den neu geschaffenen Radweg Schelleingasse links abbiegen, dann kommt man in die Blechturmgasse", schildert Halbwidl eine Ersatzroute zum Gürtel. Die Schelleingasse wurde nämlich erst im vergangenen Jahr zu einer fahrradfreundlichen Straße umgewandelt.
Evaluierung nach U-Bahn-Bau
Wer den Gürtelradweg Richtung Süden befährt, strandet in Margareten auf einem großen Parkplatz, von dem aus kein sicherer Radweg wegführt. "Das nächste sichere Radwegstück beginnt erst zwei Kilometer entfernt bei der Argentinierstraße. Dem Kfz-Verkehr stehen in diesem Abschnitt hingegen bis zu acht Fahrspuren zur Verfügung", so Allgäuer. Er fordert einen Radschnellweg.
Bezirksvorsteherin Silvia Jancović (SPÖ) betont, dass ihr der Ausbau der Radinfrastruktur im Bezirk sehr wichtig sei. Außerdem könne die parallel zum Gürtel verlaufende Gassergasse als Radstrecke genutzt werden. "Nach Fertigstellung des U-Bahn-Ausbaus werden die Radverbindungen im Bereich des Matzleinsdorfer Platzes evaluiert. Ich bin ständig im Austausch mit den Dienststellen, um die Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten", verspricht Jancović.
Leichter vom Gürtel zur Mahü
Im Sechsten müssen Radlerinnen und Radler zwischen Franz-Schwarz-Park und der Mariahilfer Straße eine 800 Meter lange Engstelle passieren. Entlang der "Stadtwildnis" an der Grenze zum fünften und zwölften Bezirks geht es über Verkehrsinseln von roter Ampel zu roter Ampel weiter. Das gilt auch für die Anbindung zum Wientalradweg an den nördlichen Gürtel.
Aber vor allem der Europaplatz als Schnittstelle zwischen Mariahilf, Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus und Vorplatz des Westbahnhofs sorge immer wieder für Probleme. "Anstatt die beiden Radwegstücke nördlich und südlich in gerader Linie zu verbinden, müssen Radfahrende zweimal die Gürtelfahrbahn überqueren und sieben Ampeln passieren", so Allgäuer. Das Unfallpotential sei hier besonders hoch.
Gleiche Probleme im 7ten und 15ten
Die Stelle könne leicht entschärft werden, wenn die innere Kfz-Fahrspur am Neubaugürtel abgetrennt und zu einem Radschnellweg wird, meint Allgäuer. Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) weist darauf hin, dass die Stadt die Radinfrastruktur jährlich verbessere: "Im Sommer werden wir zwischen den beiden Gürtelfahrbahnen die Radwege zur Mariahilfer Straße sicherer machen. Entlang des Christian-Broda-Platzes wird ein eigener Fahrradstreifen gebaut."
Neben dem Europaplatz plagen den Siebten und Fünfzehnten noch weitere unsichere Stellen, wie Allgäuer schildert: Beim Emil-Maurer-Platz vermisst man eine Grünwelle und der Urban-Loritz-Platz gleicht einem Labyrinth. Der Westbahnhof ist überhaupt ein Ort, der viel Unfallpotential birgt. Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) sieht viel Potential entlang des Gürtels. "Wir unterstützen das Anliegen, den Gürtelradweg zu verbessern, mit Nachdruck", verspricht er.
Unweit des Urban-Loritz-Platzes entsteht beim Sophienspital ein neues Wohn-Grätzl, welches den Bereich nochmals aufleben lassen wird. Hierzu sagt Reiter: "Durch die Entwicklung des Sophienspitals ergibt sich aus Sicht des 7. Bezirks eine neue Dynamik. Am Areal entsteht neuer Wohnraum, Kindergärten, sowie eine neue Volkshochschule. Durch die neuen Funktionen und die Öffnung des Sophienspitals in Richtung Stollgasse wird eine erhöhte Fußgänger*innenfrequenz in der Gasse erwartet. Daraus ergibt sich ein erhöhter Querungsbedarf über den Gürtel. Auch die Radwegeverbindung ist hier nicht ideal.
Denn aktuell ist die Goldschlagstraße eine wichtige Radverbindung für die Bewohner*innen des 6. und 7. Bezirks in Richtung Westen. Hier ist die Querung über den Gürtel problematisch."
Besonders der Bereich rund um den Westbahnhof war schon öfter Thema. Reiter erklärt hierzu erneut: "Die aktuelle Verkehrsorganisation rund um den Europaplatz muss hinterfragt werden: ist die Breite des Straßenraumes in der Felberstraße, am Gürtel und im Gürtelpool-Bereich angemessen? Brauchen wir nach wie vor so viel Platz für den MIV? Aktuelle Verkehrszählungen aus dem 7. Bezirk zeigen, dass sich der MIV allgemein stark reduziert hat. Darauf sollte auch die Platzverteilung im Straßenraum reagieren."
Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht (SPÖ) sieht viel Potenzial entlang des Gürtels: "Wir sind bestrebt, rund um die Äußere Mariahilfer Straße alternative Radrouten, die zusätzlich für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen, zu ermöglichen. Ich bin dazu bereits im Austausch mit den zuständigen Dienststellen der Stadt und bin optimistisch, dass wir gemeinsam zügig attraktive Radwegeprojekte auf den Weg bringen können."
Von Döbling bis Landstraße
Als besonders gefährlich schätzt Radeln For Future die umständliche Zickzackroute über eine Verkehrsinsel bei der Anbindung zum Wientalradweg, wie auch hin zur Eichenstraße in Meidling. Bei der Stadtwildnis fordern die Radlerinnen und Radler hingegen eine grüne Welle, um die Unfallgefahr zu minimieren. Auch die zahlreichen Übergänge wären bedenklich.
Diese könne man durch eine Routenänderung leicht beheben könnte. Auf Rückfrage in der Bezirksvorstehung Meidling heißt es, diese Bereiche betreffe das übergeordnete Radwegnetz. Der Bezirk habe auf diese Planung keinen Einfluss.
Für Radeln For Future ist das momentan zu wenig. Bei einem groß angelegten "Gürtel Bike Ride" am 5. Mai wollen sie auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Vom Votivpark aus wird zur Gürtelbrücke, zum anderen Ende beim Landstraßer Gürtel und wieder retour geradelt – aufgrund fehlender Radwegverbindungen auch auf der Straße.
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