Familien-Kolumne
Sag Bitte, bitte!
- Alina Rheindorf ist Autorin, Journalistin & zweifache Mama
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
WIEN. Natürlich gibt es eine endlos lange Liste an Weisheiten, die man seinem Kind auf den Weg mitgeben sollte. Zwei Dinge hindern mich aber daran, ständig mit hocherhobenem Zeigefinger den Weg zu weisen. Erstens macht es keinen Spaß, permanent klug zu sein. Zweitens läuft man dabei Gefahr, dass das Kind irgendwann mit zugehaltenen Ohren abbiegt und auf dem unbetretenen Trampelpfad weiterstapft. Perfekte Eltern beschränken sich deshalb darauf, ihre Vorbildfunktion auszuüben. In meinem Fall geht das nicht.
Viele, die mich kennen, wird das jetzt verwundern, aber ja, ich bin nicht vollkommen. Und ich will nicht, dass meine Kinder meine vielen Fehler und Unvollkommenheiten eins zu eins kopieren. Sie sollen ihre eigenen Makel entwickeln dürfen (weil sie für mich ohnehin perfekt sind und es immer sein werden). Erziehungstechnisch beschränke ich mich also auf das Wesentliche.
1. Sei du selbst und mach nichts, nur um anderen zu gefallen!
2. Mach dich selbst und möglichst viele andere auch glücklich!
3. Und sei immer höflich!
Jetzt steht der achte Geburtstag ins Haus und die „Erziehungsarbeit“ trägt tatsächlich Früchte. Auf der Wunschliste steht nicht Handy oder Tablet und auch die gefürchteten drei Worte "Aber alle haben …" sind nicht gefallen. Ihm gefällt nicht, was alle haben. Glücklich würde ihn eine exotische neue Mitbewohnerin machen. Deshalb zieht diese Woche eine Gottesanbeterin bei uns ein. Er hat schließlich Bitte gesagt.
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