Stephansdom geräumt: Höhepunkt in Bombenwarnung-Serie in Wien
Verdächtige Gegenstände sorgten vergangene und diese Woche in Wien wiederholt für Polizeieinsätze. Gestern abend wurde sogar der Stephansdom gesperrt.
WIEN. Gestern, Dienstag, war das Zentrum Wiens betroffen: Der Stephandsom musste geräumt und anschließend eine Stunde lang abgesperrt werden, weil ein verdächtiger Gegenstand gemeldet wurde. Der Brennstoffexperte der Polizei gab schließlich Entwarnung, und kurz nach 19 Uhr wurde die Sperre aufgehoben.
Doch der gestrige ist nur einer der Fälle, die sich in letzter Zeit in Wien häufen: Vergangenen Montag sorgte ein verdächtiges Gepäcksstück in der Brigittenau für Straßensperren, am Tag darauf wurde dann ein herrenloser Koffer in der Wiener Innenstadt entdeckt. Wieder mussten mehrere Straßen gesperrt werden. Vergangenen Mittwoch wurde wegen eines verdächtigen Pakets das Bezirksgericht Donaustadt evakuiert - es handelte sich allerdings um Kinderschuhe. Auch die Wiener U-Bahn war in letzter Zeit öfter Schauplatz von Räumungen und Bombendrohungen, zuletzt musste Ende Juli die Station Reumannplatz geräumt werden. Die Vorfälle, auch wenn sie gehäuft auftreten, stehen laut Polizei übrigens wahrscheinlich in keinem Zusammenhang. Meist handelt es sich um Unachtsamkeiten und nicht um Absicht.
Wiederholungstätern und Straßensperren
Wie viel Schaden durch abgestellte Gegenstände oder nicht ernst gemeinte Bombendrohungen verursacht werden, kann man nicht genau abschätzen, da die Einsätze natürlich unterschiedlich groß ausfallen. Täglich gehen etwa 4.000 Anrufe beim Polizeinotruf ein, erklärt ein Sprecher dazu. Etwa 1.200 führen auch zu Einsätzen. "Wenn also jemand einen Gegenstand meldet oder eine Drohung ausspricht, wird das natürlich zuerst auf Ernsthaftigkeit geprüft", sagt er. Von manchen Anrufern wisse man etwa schon, dass sie unter Demenz leiden und fast täglich zum Telefon greifen.
Handelt es sich aber um einen ernsten Anruf, wird eine Streife zum Ort des Geschehens geschickt. Die Beamten entscheiden dann, was weiter passieren soll. Sehen sie einen verdächtigen Gegenstand, können sie einen der in jedem Bezirk vorhandenen Sprengstoffexperten zuziehen und, sollte das notwendig sein, Evakuierungsmaßnahmen und Sperren einleiten. "Manche Einsätze handeln wir mit drei Beamten ab, für manche benötigen wir mehr als 20 und Spürhunde", so der Sprecher. Jede Bedrohung muss schließlich ernst genommen werden - "auch wenn es in 99 Prozent der Fälle nichts ist."
Bis zu drei Jahre Gefängnis
Vergisst man eine Koffer oder eine Tasche und löst somit einen Einsatz aus, macht man sich übrigens nicht strafbar. Man bekommt aber eine "kriminalpolizeiliche Beratung" - sprich, wird angehalten, das nächste Mal besser auf seine Sachen aufzupassen.
Anders wenn man einen Drohanruf tätigt oder sich mit dem Abstellen eines verdächtigen Gegentands einen "Scherz" erlaubt: Da wird dann wegen gefährlicher Drohung ermittelt, der Strafrahmen beträgt bis zu drei Jahren. Seltener, aber auch, wird wegen Landzwang ermittelt - wenn man "die Bevölkerung oder einen großen Personenkreis durch eine Drohung mit einem Angriff auf Leben, Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit oder Vermögen in Furcht und Unruhe versetzt". Strafrahmen: Ebenfalls bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe, wenn jemandem etwas zustößt, mehr.
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