Street Art Guide Vienna
Wenn ganz Wien zur Galerie wird
Fotograf Thomas Grötschnig zeigt in seinem „Street Art Guide Vienna“ die künstlerisch wohl spannendsten Seiten Wiens.
WIEN. 2020 wird wohl als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem das Spazieren gehen wieder en vogue wurde. Für Thomas Grötschnig hingegen ist die Renaissance des Flanierens nichts Neues – widmete er doch bereits fünf Bücher dem Gehen, genauer gesagt dem, was es dabei zu entdecken gibt.
Wie alles begann? Vor mittlerweile fünf Jahren, als „ich nach Jahren im Ausland wieder nach Wien zurückgekommen bin. Ich war viel mit meiner Freundin spazieren und mein Hobby, Street Art zu fotografieren, die wir dabei entdeckten“, so Grötschnig. Das Archiv wuchs und wuchs, schnell folgten ein Facebook- und ein Instagram-Account zu den „Vienna Murals“ mit mittlerweile 6.900 Likes und 6.300 Fans.
Manche „Murals“, so heißen die oft riesigen Kunstwerke im öffentlichen Raum, entdeckt Grötschnig zufällig, „oft an Ecken, an denen man schon Wochen nicht mehr war“, oder auch durch Tipps aus der Community. Dann heißt es schnell sein mit dem Fotografieren, denn so manches Bild verschwindet schneller, als es dem Künstler oder oder Künstlerin wohl lieb ist. Zweiteres ist auch ein Mitgrund, wieso Grötschnig einem seiner Bücher, dem Street Art Guide Volume 1, nun ein Update verpasst. „Die erste Auflage ist 2017 erschienen, da hat sich viel getan seither. Neue Werke sind entstanden, andere hingegen sind bereits wieder weg, weil sie übermalt wurden.“
Wien als begehrtes Pflaster für Street Art
In Sachen Street Art ist Wien laut Grötschnig übrigens ein begehrtes Pflaster: „Momentan sind wir auf einem guten Weg. Man könnte sagen, wir sind ein internationaler Hotspot. Nach Wien kommen Artists aus der ganzen Welt, um zu malen. Aber auch die lokale Szene ist sehr gut vernetzt, das merkt man immer mehr.“
Was Wien dabei so besonders macht? „Bei uns gibt’s sehr viele legale Flecken zum Malen, die so genannten ‚Wiener Wände‘. Man kann einfach hingehen und ganz unkompliziert loslegen.“ Andere Städte – etwa Madrid, Mannheim oder Berlin, für die Grötschnig ebenfalls schon Street Art Guides veröffentlicht hat – könnten davon nur träumen: „In Madrid etwa gibt’s nur einen Spot, bei dem legal malen möglich ist – der ist aber in einem Vorort und man muss vorher eine Genehmigung einholen, um dort malen zu dürfen. Diesbezüglich ist Wien schon einzigartig.“
Wanderungen durch das künstlerische Wien
Wer diese Einzigartigkeit entdecken möchte, den nimmt Grötschnig neben seinen Guides zusätzlich mit den „Street Art Wanderwegen“ an die Hand: Auf fünf Routen lernt man Wiens spannendste Outdoor-Kunstwerke kennen – ob rund ums Bahnhofareal im 15. Bezirk, im Wiedener Freihausviertel, mitten im Siebten, beim Karmelitermarkt oder auf den Weg durch Meidling.
Welches Grätzel Grötschnig, der selbst in der Leopoldstadt wohnt, besonders spannend findet? „Den Yppenplatz. Der ist so multikulti, da treffen so viele unterschiedliche Menschen aufeinander. Am Brunnenmarkt gibt’s Restaurants mit Essen aus aller Welt, daneben sitzen die Leute mitten im Trubel auf den Bankerl. Und dort gibt’s legale Wände, wo immer Neues entsteht. Aber auch bei mir im zweiten Bezirk, am Donaukanal, tut sich immer sehr viel. Wer Street Art entdecken möchte, ist da – mit meinem Guide in der Hand – an der richtigen Stelle.“
Zur Sache: "Street Art Guide"
Die "Street Art Guides" gibt es um 16,90 Euro, die "Street Art Wanderwege" gratis auf www.streetartbooks.eu
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