Wiener dreht Film über Bud Spencer: "Die Leute schreien förmlich nach einer Doku"

- Fan trifft Kindheitsidol: Karl-Martin Pold (rechts) und Bud Spencer in Rom.
- Foto: budspencermovie.com
- hochgeladen von Maria-Theresia Klenner
Karl-Martin Pold ist 35 Jahre alt, diplomierter Theater- und Medienwissenschaftler und vor allem eines: Bud Spencer-Fan. Seit acht Jahren dreht Pold einen Dokumentarfilm über seinen kürzlich verstorbenen Lieblingsschaupieler. Die bz bat den Künstler zum Interview.
Braucht die Welt wirklich einen Kino-Dokumentarfilm über Bud Spencer?
KARL-MARTIN POLD: Die Leute schreien förmlich nach einer Bud-Spencer-Doku! Jeder kennt ihn, aber die wenigsten wissen etwas über das abwechslungsreiche Leben des Carlo Pedersoli, wie sein richtiger Name war. Spencer war Erfinder, Schwimmer, Komponist - er hat ein Leben gelebt, dessen Geschichte man erzählen muss.
Gibt es nicht genug Dokus über Bud Spencer?
Eben nicht! Es gibt ganz wenig Dokus oder Biografien. Als ich 2008 für meine Diplomarbeit Infos über Bud Spencer gesucht habe, habe ich nichts gefunden. 2011 veröffentlichte er seine erste Autobiografie - die hat mittlerweile bereits ihre zehnte Auflage. Das Interesse ist also enorm.
Wieviele Bücher hat Spencer geschrieben?
Vier. Drei Autobiografien und ein philosophisches Kochbuch.
Woher kommt, auch Jahrzehnte nach seinen großen Kinofilmen, dieses Interesse an Bud Spencer?
Die Botschaft, die hinter den Filmen steht, ist ausschlaggebend. Spencer und Hill sind ja keine richtigen Helden, sondern verlieren immer. Sie suchen zum Beispiel einen Schatz und schaffen das nicht. Die Botschaft ist: Auch wenn man im Leben seine Ziele nicht immer erreicht, soll man es mit Humor nehmen. Natürlich spielen im deutschen Sprachraum auch die Sprüche in der Synchronisation von Rainer Brandt eine große Rolle.
Aber Antihelden gibt es in vielen Filmen. Wieso geniessen die Bud-Spencer-Filme einen derartigen Kultstatus?
Die Kinder lieben ihn, da er der große Bär ist, der sich für Kinder und Schwache einsetzt. Diese Schutzfunktion ist in vielen Filmen - von der Plattfuß-Serie bis zum Banana Joe - Thema. Er hatte auch im wirklichen Leben ein großes Herz. Die älteren Menschen sind begeistert von der politischen Unkorrektheit: In den Filmen wird geflucht, gesoffen und geschimpft. Es werden Regeln gebrochen, und wer nervt, bekommt eine auf´s Maul.
Auf seinen Tod am 27. Juni gab es eine Riesenreaktion. Haben Sie mit diesem Echo gerechnet?
Ja! Ich war bei einigen Signierstunden von Bud in Deutschland - die Veranstaltungsräume waren bummvoll. Der jüngste Fan war 6 Jahre, der älteste 90 Jahre alt. Wenn irgendwo sein Name fällt, weiß jeder eine Filmszene zu erzählen. Es gibt wirklich niemanden, der Bud Spencer nicht positiv gegenüber steht.
Wie sieht der durchschnittliche Fan aus?
Er ist 30 Jahre alt, männlich und quer durch alle soziale Schichten.
Also keine weiblichen Fans?
Auch, aber die Frauen sind mehr von Terence Hill begeistert.
Woher kommt Ihre Faszination?
Mir gefällt seine Vielschichtigkeit. In meiner Kindheit war Bud omnipräsent, mit Poster in meinem Zimmer. Mit meinen Freunden habe ich die ballettartigen Schlägereien nachgespielt. So mit zehn Jahren war der Hype vorbei und mit zwanzig habe ich seine Filme mit den schnoddrigen Kult-Sprüchen wieder entdeckt.
Und dann beschließt man, einen Kinofilm über sein Idol zu drehen?
Ich habe für meine letzte Diplomarbeit einen Trailer zu einer fiktiven Doku über Bud Spencer veröffentlicht. Dann kamen unzählige E-Mails aus der ganzen Welt - von Japan bis Südamerika - mit der Frage, wann der Film denn endlich ins Kino kommt. Da habe ich mir gedacht: Willst du in irgendeinem Büro sitzen und einen trockenen Job verrichten oder deinen Lebenstraum verwirklichen?
Also wurde aus dem Spaß Ernst?
Ja. Ich bin an Filmförderstellen herangetreten, doch die haben alle abgeblockt mit dem Argument, die Doku hat zu wenig Kinopotenzial. Ich habe den Film dann mit Freiwilligen auf die Beine gestellt - das Interesse war enorm! Unsere Facebookseite hat über 260.000 Fans - das ist mehr als Rapid hat. Es gab noch nie ein Filmprojekt, das vor seiner Veröffentlichung so viele Fans hatte.
Konnten Sie auch Prominente ins Boot holen?
Ja, ich habe alle zusammengetrommelt, die mit Bud gearbeitet haben. Viele Schauspielkollegen haben mitgewirkt, leider sind etliche schon gestorben. Rainer Brandt konnten wir als Texter gewinnen und den Synchronsprecher von Terence Hill als Erzähler. Auch Terence Hill, der seit dreißig Jahren kein Interview zum Thema Bud Spencer mehr gegeben hat, habe ich getroffen und er kommt im Film vor.
War Terence Hill mit Bud Spencer zerstritten?
Nein, aber Terence Hill hat ein zwiespältiges Verhältnis zu den Spencer-Hill-Filmen. Er wollte immer als ernstzunehmender Schauspieler gelten. Mario Girotti, so sein echter Name, ist ein introvertierter Mensch.
Und Bud Spencer haben Sie auch getroffen?
Natürlich! Es war nicht leicht und hat Jahre gedauert. Er hatte kein Management, keine Homepage und keinen PC. Über einen italiensichen Fan habe ich dann die Telefonnummer seiner ehemaligen Sekretärin erhalten. Das war der erste Schritt. Ich habe mit Bud Spencer dann via Fax kommuniziert.
Wie war das erste Treffen?
Ich war sehr nervös - immerhin habe ich mein Kindheitsidol getroffen. Das erste Treffen fand in Rom statt und hat zwei Stunden gedauert. Er ist extrem höflich und begrüßt einen mit einem Lachen, aber wenn er genug hat, geht er - dann ist das Treffen höflich beendet. Trotz riesengroßem Herz ist er so launisch wie in seinen Filmen.
Sind weitere Treffen gefolgt?
Natürlich, ich war auch bei ihm daheim und habe seine Familie kennen gelernt.
War die Todesnachricht ein Schock für Sie?
Ja, obwohl bei einem Menschen von über achtzig Jahren der Gedanken an den Tod mitschwebt, habe ich nicht gedacht, dass Bud Spencer eines Tages sterben wird. Mich hat ein italienischer Freund von Bud angerufen und die Todesnachricht überbracht - das war ein Schock. Ich dachte immer, dieser Mensch kann nicht sterben, er ist unsterblich.
Würden die Filme heute auch noch funktionieren?
Interessante Frage. In den 60er Jahren waren die zynischen, düsteren Italo-Western sehr in - Leichenberge, Blutspritzer, alles sehr brutal. Dann kam der Regisseur Enzo Barboni und machte mit Bud Spencer und Terence Hill etwas völlig Neues: lustige Sprüche statt Bösewichte. Das war ein Riesenerfolg und hat zwanzig Jahre funktioniert. Mitte der Achtziger war das Konzept dann abgelutscht. Seit Mitte der 90er Jahre haben diese Filme aber wieder Aufwind: Es gibt Vereine, Bud Spencer-T-Shirts und jeden Tag läuft irgendwo im deutschsprachigen Fernsehen ein Bud Spencer-Film.
Was ist Ihr Lieblingsfilm?
Vier Fäuste gegen Rio. Das ist ein Spätwerk und war im Kino leider nicht mehr so ein großer Erfolg. Dabei ist der Film so lustig - vom Anfang bis zum Schluss! Da sitzt jeder Gag und der Film steht auch bei den Fans ganz oben.
Wird Ihr Dokumentarfilm auch lustig?
Ja, das wird keine trockene Arte-Doku. Der Film ist halb Roadmovie, halb Doku. Er erzählt eine Geschichte mit extrem viel Humor.
Warum sollte man sich Ihren Film ansehen?
Weil man erfährt, wie der Mensch Carlo Pedersoli tickt.
Wann kommt der Film in die Kinos?
2017. Ein fixer Termin ist noch nicht festgelegt.
Alle Infos über den Film "Sie nannten ihn Spencer" von Karl-Martin Pold auf www.budspencermovie.com und auf Facebook
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