21. Jänner 2016: Thomas Blimlinger und der vertrottelte Bürger
- Christoph Schwarz ist Chefredakteur der bz-Wiener Bezirkszeitung.
- Foto: Edler
- hochgeladen von Thomas Netopilik
Thomas Blimlinger hat verstanden, wie Social Media funktioniert.
Nämlich so: Wenn man etwas sieht, liest oder hört, das einem nicht gefällt, sollte man sich jedenfalls empören. Man kann - etwas unpersönlich - einfach nur schimpfen. Oder man wird persönlich und beleidigt denjenigen, der für das Ärgernis verantwortlich ist oder zumindest sein könnte. (So genau ist das nicht, man darf sich beim Empören nicht zu lange Zeit lassen.)
Blimlinger, grüner Bezirksvorsteher in Neubau, hat sich gerade auf Facebook für Letzteres entschieden: Er sieht ein Auto, das eine Straßenbahnschiene verparkt und die Bim blockiert. Er fotografiert es (stilecht mit erkennbarem Kennzeichen) und postet: "Trottel".
Schön. Damit hat Blimlinger wohl alles richtig gemacht. Er hat nämlich zugleich bewiesen, dass er kein abgehoben-bürgerfremder Bezirksbürokrat ist, sondern einer wie wir. Einer, der das sagt, was sich alle in so einer Situation denken. (Seien wir froh, dass er nicht "Arschloch" geschrieben hat.)
Wahrscheinlich funktioniert politische Kommunikation im Jahr 2016 so. Und wer findet, dass gewählte politische Repräsentanten die Bürger nicht öffentlich beschimpfen sollten, ist wohl von gestern.
Manchmal bin ich gerne von gestern.
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