Chef der Grünen Liesing verlässt die Partei
Nur wenige Wochen nach dem Parteiaustritt von Liesinger ÖVP-Klubobmann Ernst Paleta zieht Tarik Darwish nach. Auch der Grüne Klubobmann legt seine Parteimitgleidschaft nieder. Systemkritik hat in Liesing Tradition.
LIESING. Leicht alternativ, eine markante dunkle Brille und ein Piercing in der Unterlippe - so wurde er zum Aushängeschild der Grünen Liesing. Doch jetzt tritt der 28-jährige Tarik Darwish aus der Partei aus.
Wie kam es dazu? Es war 2008, mitten im grünen Wahlkampf rund um den damaligen grünen Parteichef Alexander Van der Bellen, als sich Darwish dazu entschloss, bei den Grünen aktiv zu werden. Besonders die soziale Ausrichtung der Partei sei der Grund dafür gewesen. Damals. Denn jetzt, acht Jahre und ein weiterer Wahlkampf rund um Van der Bellen später, fehlt ihm genau das. "Die Grünen sind teilweise zum postdemokratischen Projekt verkommen – Marketinglinie und Marktforschungsergebnisse dürfen keine politischen Inhalte diktieren", sagt er zur bz. "Da bin ich vielleicht ein zu verblümter Idealist."
Steckt da mehr dahinter?
Der Abgang von Darwish ist der letzte in einer langen Reihe. in keinem anderen Bezirk zeigen sich die aktuellen Probleme der Wiener Stadtpolitik deutlicher als in Liesing. Und das quer durch alle Parteien. Eine Betrachtung.
• Die Stadt schafft an: SPÖ-Bezirksvorsteher Manfred Wurm ging im Oktober 2012 in Pension - einige Monate bevor er es ursprünglich geplant hatte. Der Grund: Wurm war - wie der Rest des Bezirks - für eine deutliche Reduzierung der Wohnungsanzahl beim Projekt Waldmühle Rodaun eingetreten. Eine zuerst gegebene Zusage des Wiener Planungsstadtrates, diesem Wunsch zu entsprechen, wurde später zurückgenommen.
• Zu viel blau in schwarz: Erst vor wenigen Wochen ist ÖVP-Klubobmann Ernst Paleta aus der Partei ausgetreten. Man biedere sich viel zu sehr an die FPÖ an, sagte er. "Nicht jeder will den Weg der Veränderung mitgehen", hieß es zu Paletas Abgang aus dem Land. Übrigens: Der ehemalige SPÖ-Bezirksvorsteher Manfred Wurm gratulierte Paleta persönlich zum Rückgrat - trotz offen ausgetragener Feindschaft.
• Gegen Platzhirsche keine Chance: Die stellvertretende FPÖ-Bezirksvorsteherin Gabriele Jell-Wiesinger wurde 2013 wegen "parteischädigendem Verhalten" aus der Partei ausgeschlossen. Sie selbst wertete das als Retourkutsche. Zuvor hatte ein Ausschlussverfahren gegen FPÖ-Bezirksparteiobmann Wolfgang Jung angestrengt. Keiner der Partei-Granden - damals schon Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus - hätten das Gespräch mit ihr gesucht. Jung genießt bis heute höchstes Ansehen in FPÖ-Kreisen und war auch treibende Kraft rund um die Asyl-Demo in Liesing.
• Linke Alternative fehlt: Für den Ex-Grünen Darwish müssten sich die Grünen weiter links positionieren und linke soziale Themen mehr in den Vordergrund stellen. Der neue Landessprecher Joachim Kovacs lässt ihn zumindest leise hoffen. "Der linke Flügel der Grünen wird immer lauter und das Bobo-Denken nimmt langsam ab."
Private Veränderungen
Tarik Darwish hat indes eine neue Berufung gefunden. "Inzwischen hat sich für mich eine neue berufliche Heimat entwickelt: Meine pädagogische Tätigkeit im Bereich Asyl und Integration bei der Caritas". Auch privat stehen große Veränderungen an: "Ich darf mich auch noch auf die Geburt meines ersten Kindes freuen". Die Hauptthemen von Darwish waren Anti-Rassismus-Arbeit, Bildung, Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit und transparente Kulturpolitik.
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