AK Pendler-Umfrage
Mehr Öffis für Wiener Außenbezirke gefordert
Immer mehr Zeit verbringen arbeitenden Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Gleichzeitig steht der wachsende Verkehr im Zentrum der aktuellen Klimadebatte.
WIEN. Die Arbeiterkammern Wien, Niederösterreich und Burgenland haben bei Pendlern nachgefragt, und mehr als 2.000 Auto-, Bus- und Bahnpendler der Ostregion haben online geantwortet. Die wichtigsten Ergebnisse: Bus, Bahn und Bim werden angenommen, wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt - und Pendeln ist nie freiwillig.
Ein Drittel der Befragten braucht für den Weg zur Arbeit mehr als 60 Minuten, also mehr als zwei Stunden jeden Tag. Elf Prozent der Befragten gaben zudem an, länger als 90 Minuten für eine Strecke unterwegs zu sein. Und mehr als die Hälfte der Befragten sagen: „Wir müssen Kinder oder Pflegebedürftige zu Hause betreuen."
Auto und Öffis werden gemeinsam genützt
Gut die Hälfte der Autopendler in der Ost-Region sind auch Öffi-Pendler: Sie steigen auf dem Weg zur Arbeit mindestens ein Mal um. Insgesamt sind 36 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Pünktlichkeit der Züge. 32 Prozent der Bahnpendler bemängeln die Zahl der Zugverbindungen und 19 Prozent der Bahnpendler sind mit der Bequemlichkeit und Ausstattung der Züge mit W-Lan unzufrieden oder sehr unzufrieden. Auf einzelnen Bahnachsen gibt es aber große Unterschiede, vor allem die Nordbahn bekommt viele Negativ-Bewertungen.
Pendler wollen bessere und andere Fahrgastinfos: 98 Prozent wollen wissen, wie lange die Verspätung dauert, nur für 46 Prozent zählt dagegen der Grund der Verspätung. 49 Prozent der Autopendler sagen: „Ein Ausbau der Öffis mit dichteren Takten und besseren Zubringern zu den Bahnhöfen würde mir die Möglichkeit geben, auf das Auto zu verzichten.“ 20 Prozent der Öffi-Pendler arbeiten häufig in Bahn oder Bus, die meisten von ihnen unentgeltlich.
AK Präsidentin Renate Anderl (AK Wien) dazu: „Bessere Öffis sind ein Schlüssel zur Verbesserung des Alltags der Menschen und zur Lösung der Klimakrise. Bus, Bahn und Bim werden angenommen, wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Deshalb setzt sich die AK für massive Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr ein. Von den zehn Milliarden Euro, die wir in den nächsten zehn Jahren für Investitionen in den Klimaschutz vorschlagen, sollten mindestens 5,5 zusätzliche Milliarden für den Ausbau der Öffi-Angebots verwendet werden - gerade auch in der Ostregion."
Mehr Öffis für die Außenbezirke gefordert
Gerade in den Wiener Außenbezirken müsse es, so die Forderung der AK, mehr und schnellere Öffi-Angebote geben. Pendler, die die Öffis nutzen, sollen als „Ökobonus“ ein großes Pendlerpauschale bekommen. Sozial gerecht wäre für die AK die Umwandlung des Freibetrags in einen Absetzbetrag: So könnten auch die Menschen mit kleineren Einkommen einen fairen Ausgleich für ihren Wege-Aufwand zur Arbeit bekommen.
Ein zentrales Thema sind auch Park & Ride-Möglichkeiten. Hier erreichen die AK immer wieder Rückmeldungen, dass die vorhandenen Parkplätze mitunter nicht ausreichen. Pkw, Bus oder Zug: Mehr als 51.000 Burgenländer pendeln Tag für Tag in andere Bundesländer zur Arbeit – die Hälfte davon nach Wien und ein Viertel nach Niederösterreich.
Die Forderungen der Arbeiterkammern Niederösterreich, Burgenland und Wien
- 10 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren für den Klimaschutz, davon 5,5 Milliarden für den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich. Die Ostregion als bevölkerungs- und verkehrsreichster Teil des Landes muss davon besonders profitieren.
- Die Öffi-Tarife müssen einfacher, transparenter und noch kostengünstiger werden: Ein Ticket für die ganze Ostregion und besser früher als später für ganz Österreich nach dem Modell des Top-Jugend-Ticket sollte das Ziel sein. Die Arbeiterkammern fordern die Bundesländer, den Bund und den Verkehrsverbund Ostregion auf, im Zuge der aktuellen Klimadebatte deutliche Verbesserungen beim Tarifsystem zu verhandeln
- Kundenfreundlichere und verlässliche Infos: Wie lange eine Verzögerung dauert muss wichtigste Kundeninfo werden.
- Bessere Ausstattung in den Zügen: ein Argument für den Umstieg kann auch der flächendeckende Zugang zum W-Lan sein. Surfen und mobil sein, können die Menschen nur in den Öffis.
- Wenn es die Firma erwartet, ist Arbeiten im Zug Arbeitszeit und gehört bezahlt. Die Arbeiterkammern fordert die Firmen auf, hier geltendes Arbeitsrecht umzusetzen.
- Radfahren wird immer wichtiger zur Überwindung der „letzten Meile“: Deshalb braucht es sichere Radwege und gute Radabstellanlagen im Umfeld der Bahnhöfe und der Betriebe.
- Mobilitätsmanagement ist auch eine Aufgabe der Betriebe: Sie können - gemeinsam mit den Betriebsräten - etwa die Arbeitszeiten an die Mobilitätswirklichkeit der Beschäftigten anpassen, beispielsweise mit flexiblen Beginnzeiten, wo das möglich ist.
- Mehr Öffis in die Wiener Außenbezirke: Die AK Wien hat konkrete Vorschläge für den weiteren Ausbau des S-Bahn-Netzes, der Buslinien und der Straßenbahnlinien in den Außenbezirken vorgelegt und setzt sich dafür ein, dass Busse und Bim in den Wiener Außenbezirken für insgesamt eine Milliarde Euro ausgebaut werden.
Hier geht es zu allen Ergebnissen der Umfrage der AK: https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/umweltundverkehr/verkehr/arbeitswegependler/PendlerInnenumfrage_2019.pdf
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