Geothermie-Anlage in Aspern
Thermalwasser soll Wiener Wohnungen heizen

Eine Geothermie-Anlage, die erste Wiens, soll 20.000 Haushalte mit emissionsfreier Fernwärme versorgen. Wien Energie will bis 2026 einen Meilenstein in Richtung klimaneutraler Großstadt setzen.

WIEN. Damit Wien in Zukunft klimaneutral und unabhängig von fossiler Energie wird, braucht es nachhaltige Energiequellen. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Tiefengeothermie ein. Die Nutzung von Erdwärme aus großer Tiefe ist eine emissionsfreie, saubere und sichere Alternative, um Gebäude zu heizen. Wien verfügt über ein riesiges Thermalwasservorkommen in einigen Kilometern Tiefe – beste Voraussetzungen für eine Geothermie-Anlage.

"Mit der Nutzung von Tiefengeothermie für die Wärmeversorgung verfolgen wir unseren Wiener Klimafahrplan konsequent weiter und machen unsere Stadt bis 2040 CO2-neutral. Dank dem Thermalwasservorkommen direkt unter der Stadt und dem gut ausgebauten Fernwärmenetz befinden wir uns auch im europäischen Vergleich in einer einzigartigen Ausgangslage, um Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen zu können“, bekräftigt Wirtschaft-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Präsentation der Pläne für die 1. Tiefengeothermie-Anlage Wiens. Karl Gruber (Geschäftsführer Wien Energie), Peter Hanke (Stadtrat), Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung) (v.l.) | Foto: Wien Energie/Christian Hofer
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Erste Tiefengeothermie-Anlage für Wien

Dieser "Schatz in der Tiefe" soll künftig durch die Errichtung der ersten Tiefengeothermie-Anlage für Wien genutzt werden. Wien Energie setzt dieses Projekt um und rechnet dafür mit einem Investitionsvolumen in der Höhe von rund 80 Millionen Euro. Das Klimaschutzministerium fördert das Projekt mit rund acht Millionen Euro.

Der Start der Vorarbeiten für die Errichtung der Anlage ist für 2023 geplant. Die Tiefengeothermie-Anlage soll künftig klimaneutrale Fernwärme mit bis zu 20 Megawatt erzeugen, die exakte thermische Leistung kann aber erst nach einer erfolgreichen Erkundungsbohrung final bestimmt werden. Um die Anlage noch effizienter zu machen, plant Wien Energie zudem den kombinierten Betrieb mit einer Wärmepumpe.

Forschungsprojekt GeoTief: Auf der Suche nach mehr umweltfreundlicher Wärme für Wien.  | Foto: Wien Energie/FOTObyHOFER
  • Forschungsprojekt GeoTief: Auf der Suche nach mehr umweltfreundlicher Wärme für Wien.
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Inbetriebnahme ab 2026

Nach eingehender Vorbereitung und Prüfung aller Faktoren wurde beschlossen, mit der Umsetzung dieses Vorhabens zu beginnen. Als optimaler Standort der neuen Anlage wurde ein Areal am Rande der Seestadt Aspern identifiziert, das Wien Energie derzeit von der Wien "3420 aspern Development AG" erwirbt, um in weiterer Folge die erforderlichen Genehmigungen für die Bohr- und Bauarbeiten einholen zu können. Sofern alle damit verbundenen Verfahren plangemäß verlaufen, kann mit den Vorarbeiten für die Bohrungen 2023 begonnen werden. Die Bohrarbeiten finden 2024 statt, die Inbetriebnahme der Tiefengeothermie-Anlage ist für 2026 vorgesehen.

Vier weitere Geothermie-Anlagen

Diese Pilotanlage in Aspern soll der Startschuss für den zügigen Ausbau der Tiefengeothermie in Wien sein. Bis 2030 will Wien Energie insgesamt bis zu vier Tiefengeothermie-Anlagen in der Donaustadt und Simmering mit einer Gesamtleistung von bis zu 120 Megawatt entwickeln. Der Ausbau der Tiefengeothermie soll auch nach 2030 fortgesetzt werden, damit die Fernwärme bis 2040 gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugt wird.

"Wir geben grünes Licht für die Wärmewende! Das Ziel lautet: Raus aus Gas – und die Erschließung der Tiefengeothermie ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Mit unserer ersten Tiefengeothermie-Anlage für Wien wollen wir bereits ab 2026 bis zu 20.000 Haushalte mit grüner Wärme aus der Tiefe versorgen können“, sagt Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie.

Die Geothermie-Forschung blickt unter die Stadt | Foto: Wien Energie/APA-Auftragsgrafik
  • Die Geothermie-Forschung blickt unter die Stadt
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Technisch anspruchsvolles Projekt

Zur Erschließung des Thermalwassers sind mehrere Bohrungen in über 3.000 Meter Tiefe erforderlich. Das ist etwa hundertmal tiefer als die tiefste U-Bahn-Station Wiens. Da die Bohrungen nur einen Durchmesser von circa 30 Zentimeter haben, ist dabei mit keinerlei Auswirkungen wie etwa Vibrationen an der Erdoberfläche zu rechnen. Technisch anspruchsvoll sind Bohrungen in solchen Tiefen aber dennoch.

Mit einer Erkundungsbohrung wird die Beschaffenheit und Verfügbarkeit des Thermalwassers am gewählten Standort untersucht. Nach der erfolgreichen Erkundungsbohrung werden zwei weitere Bohrungen durchgeführt. Für die geplante Nutzung kommt ein System namens „Hydrothermale Dublette“ zum Einsatz. Dafür wird zunächst rund ein Kilometer senkrecht in die Tiefe gebohrt, danach verlaufen die Bohrungen schräg in entgegengesetzte Richtungen bis auf eine Tiefe von rund 3.000 bis 3.500 Meter.

Die Funktionsweise einer Tiefengeothermie-Anlage | Foto: Wien Energie/APA-Auftragsgrafik
  • Die Funktionsweise einer Tiefengeothermie-Anlage
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Erneuerbarer Kreislauf

Über eine der Bohrungen wird das Thermalwasser mittels einer Förderpumpe an die Oberfläche befördert. Nach der Wärmeentnahme an der Oberfläche über Wärmetauscher wird das Thermalwasser über die zweite Bohrung wieder in das gleiche Thermalwasservorkommen zurückgeführt, es entsteht damit ein geschlossener erneuerbarer Kreislauf. Der Entnahme- und der Rückgabepunkt des Thermalwassers liegen dabei rund vier Kilometer voneinander entfernt. Die in der Tiefengeothermie-Anlage gewonnene Wärme wird anschließend in das Fernwärmenetz eingespeist.

Umfassende Erkundung der Geologie abgeschlossen

Die Nutzung von Tiefengeothermie in Wien ist nur deshalb möglich, weil sich mit dem „Aderklaaer Konglomerat“ eine wasserführende Gesteinsschicht unterhalb der Bundeshauptstadt befindet. Als wichtige Grundlage für die Erschließung dieses Vorkommens hat Wien Energie gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Industrie im Forschungsprojekt „GeoTief Wien“ in den letzten Jahren eine umfassende Untersuchung der geologischen Gegebenheiten unter der Stadt vorgenommen.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse beruhen auf einer umfangreichen seismischen 3D-Erkundung des „Aderklaaer Konglomerats“. Das Forschungsteam konnte aber auch die seit 2012 bestehende Tiefenbohrung von Wien Energie in Essling für einen erfolgreichen Fördertest im Aderklaaer Konglomerat nutzen. Nachdem sich die technischen Mittel zur Erkundung und Nutzung geothermischer Vorkommen in den letzten Jahren entsprechend weiterentwickelt haben, ist das Projektteam von Wien Energie zuversichtlich, dass die neuen Bohrungen auf Basis der inzwischen gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich verlaufen werden. Wie schon beim Forschungsprojekt „GeoTief Wien“ arbeitet Wien Energie mit der OMV zusammen, die aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und ihrer technischen Expertise für die geologische Planung der Bohrungen zuständig sein wird.

Veranschaulichung der Bohrtiefe bei Tiefengeothermie | Foto: Wien Energie
  • Veranschaulichung der Bohrtiefe bei Tiefengeothermie
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CO2-Einsparungen und Potenzial für Wien

Das Thermalwasservorkommen unter der Stadt ist so groß, dass bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus Tiefengeothermie versorgt werden könnten. Das entspricht einer jährlichen CO2-Einsparung von 325.000 Tonnen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Errichtung weiterer Tiefengeothermie-Anlagen im Stadtgebiet geplant, die in Summe bis zu 20 Prozent der Fernwärme-Gesamterzeugung abdecken können.

Emissionsfreie, unerschöpfliche Ressource

Zu den Vorteilen der Tiefengeothermie zählt, dass es sich dabei um eine CO2-neutrale Energiequelle handelt, die lokal und rund um die Uhr verfügbar ist und dementsprechend unabhängig von (fossilen) Energieimporten ist. Tiefengeothermie ist eine verlässliche und nach menschlichem Ermessen nahezu unerschöpfliche Ressource, die Wärme und Strom langfristig und zu stabilen Preisen zur Verfügung stellt. Darüber hinaus hat die Tiefengeothermie im Gegensatz zu anderen Alternativenergien einen geringen Flächenbedarf und ist entsprechend landschaftsschonend. Die Anlage selbst ist im Betrieb komplett emissionsfrei.

Um die Anrainerinnen und Anrainer und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer in der Umgebung umfassend über dieses Bauvorhaben zu informieren, sind in den nächsten Wochen Informationsveranstaltungen in der Donaustadt geplant. Weitere Informationen dazu sowie zum Projekt selbst finden sich unter www.geothermie.wien

ZUR SACHE

  •  Anlagenstandort: Seestadt Aspern, 1220 Wien
  • Geplante Leistung: bis zu 20 Megawatt thermisch
  • Fernwärme für bis zu 20.000 Wiener Haushalte
  • Geplantes Investitionsvolumen: rund 80 Millionen Euro
  • Das Projekt wird aus den Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert.
  • Geplanter Beginn der Arbeiten vor Ort: 2023
  • Geplante Inbetriebnahme: 2026

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