Klaus Schneeberger: "Ich würde mit der bunten Regierung auch auf Kreuzfahrt gehen"
Wiener Neustadt. Am Bezirksblätter-Boot spricht Neustadt "Kapitän" Klaus Schneeberger über seine Art ein Schiff zu steuern, über seine Crew, über das, was er von Erwin Pröll gelernt hat und blickt auch ein paar Jährchen zurück.
Vorweg: Auf "hoher See" ist man wie am Berg "per Du".
Um bei der Seemannssprache zu bleiben: Bist du eher eine Landratte, also hast lieber festen Boden unter den Füßen, oder hältst du dich auch gerne auf wackeligen Booten oder in luftigen Höhen auf?
Klaus Schneeberger: Gerne probier ich beides, luftige Höhe und Wasser, aber lieber ist mir der sichere Boden.
Hast du schon einmal eine Kreuzfahrt unternommen?
Wir haben mit dem Klub eine Norwegen-Schiffsreise gemacht. Das war sehr interessant.
Unser Interview-Motto lautet „Kapitäne an Bord“ - Ich würde dich als Neustädter Bürgermeister wie einen Kapitän eines großen Schiffes mit einer großen Crew sehen, das nicht immer durch ruhige Gewässer zu steuern ist. Kannst du mit dieser Bezeichnung leben?
Ja, das ist sicher so. Du kannst dir die Situation nicht aussuchen, du musst sie meistern. Im Moment ist ruhiges Fahrwasser, natürlich braucht man immer Schnellboote, um das eine oder andere zu erledigen.
Wenn man hier am See oder um den See wohnt, dann kennen einen die Nachbarn in Badehose oder legerer Kleidung, also nicht gerade in perfekter Pose. Hast du auch so ein Fleckchen, wo dich die Menschen um dich derart privat wahrnehmen? Wo du nicht auf jedes Detail an dir achtgeben musst?
Ja, zuhause im Garten, im Pool, da geh ich natürlich in Gottes Kleidung in der Früh schwimmen. Da lass ich mich gehen, da fühle ich mich wohl. Da kann schon mal auch der Nachbar über den Zaun schauen.
Das Schiff Wiener Neustadt ist sehr groß. Bei deiner Ernennung zum Kapitän ist - wie du selbst sagtest - ein Traum für dich in Erfüllung gegangen. Ein Traum, der täglich viel Arbeit bedeutet - zumindest, was wir an Journalisten anhand der vielen Pressekonferenzen, Presseaussendungen und Pressefotos, auf denen du abgebildet bist, so mitbekommen. Hast du es dir die Jahre zuvor so vorgestellt? Hat es Überraschungen gegeben?
Ich hatte überhaupt keine Vorstellung. Ich wollte dieses Amt, weil ich ganz einfach die Stadt gerne hab und wusste aber gleichzeitig, dass ich die Funktion im Land weiter haben wollte. Dass sich das vereinbaren lässt, schreibe ich meinen hervorragenden Mitarbeitern zu und meiner Erfahrung.
Budgetsanierung, Sanierung des Zentrums, neues Stadion, Stadt und Land miteinand, Landesausstellung, Hotel im Park, etc. - wie wäre ein um 25 Jahre jüngerer Klaus Schneeberger an die Sache heran gegangen?
Nicht so abgeklärt wie heute. Wer meine Tätigkeit beobachtet, weiß, dass ich mich in parteipolitische Auseinandersetzungen, seit ich Bürgermeister bin, nicht mehr einbringe, sondern mein Ziel und mein Anspruch ist, Bürgermeister für alle zu sein, und da spielt die Farbenlehre keine Rolle. Ich weiß nicht, ob ich das vor 25 Jahren so gekonnt hätte. Ich muss mich heute auch noch dann und wann zusammenreißen, wenn ich im Gemeinderatssitzungssaal vorne sitze und nicht zum Rednerpult gehe und mich zurückhalte. Aber ich glaube, das macht die Erfahrung, die das ein bisschen gelassener anmuten lässt und das ist gut so.
Du scheinst mit den andersfärbigen Mitgliedern der bunten Regierung gut auszukommen. Ist das nur politisches Geschick oder stimmt die Chemie etwa zwischen Michael Schnedlitz, Wolfgang Haberler oder Evamaria Sluka-Grabner tatsächlich? Ganz extrem gefragt: Würdest du mit den Genannten eine gemeinsame mehrtägige Kreuzfahrt buchen?
Da hätte ich auch kein Problem, weil wir uns wirklich in der Sache sehr gut verstehen. Jeder hat sein Klientel, ich lass jedem einen Raum, wo er sich selber entfalten kann, entwickeln kann und wenn es Probleme gibt, sprechen wir die auch aus. Das hat es auch schon gegeben, aber das wird in persönlichen, offenen Gesprächen gelöst und damit ist etwas passiert, was uns niemand zugetraut hat, denn die Halbwertszeit war auf ein halbes Jahr ausgerichtet. Als wir gewählt worden sind, hat jeder gesagt, das dauert ein halbes, maximal ein Jahr, jetzt sind es über drei Jahre und es werden noch mehr.
Wie kann man sich so eine „bunte Sitzung“ vorstellen? Hörst du dir alles an und sprichst dann ein Machtwort? Oder gelten tatsächlich die anderen Meinungen?
Das habe ich von Erwin Pröll schon gelernt. Ich lasse immer zuerst alle reden. Warum? Weil sonst meistens meine Meinung die Meinung aller wäre. Wer widerspricht schon gerne einem Chef. Da habe ich gelernt, zuerst die Meinungen aller zu hören, und dann kommt man schon zu einem gemeinsamen Ergebnis.
Wenn dein bisheriges Leben einen Filmtitel bekommen müsste, wie würde er lauten? Und wie sieht das (Happy) Ende aus? Ein Vorschlag: Schneeberger schreibt „Titanic Wiener Neustadt“ komplett um.
High Noon (lacht). 12 Uhr Mittag, der 25. Jänner 2015 (Gemeinderatswahlen in Wiener Neustadt, als die SPÖ die Absolute verlor, Anm. d. Red.).
Der See
Der Neufelder See liegt bereits im Burgenland, dennoch gilt er als "das Meer der Wiener Neustädter" und viele aus Stadt und Bezirk haben hier rund um den See ihr Ferienplätzchen gefunden.
Der See ist 1,8 Kilometer lang und an manchen Stellen über 20 Meter tief. Er gilt als "Kinderstube" für Neustädter Taucher, manchmal auch als "Jahrmarkt der Eitelkeiten", wenn es darum geht, besonders feudale Anwesen, Elektro- oder Segelboote zu präsentieren.
Die Bezirksblätter luden für die erste Interview-Fahrt mit dem redaktionseigenen Boot Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger ein.
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