Flussserie
40.000 Fischer sind wichtige Schützer unserer Flüsse

- Jeder Fischer in NÖ muss in Besitz einer gültigen Fischerkarte sein.
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NÖ. Über 40.000 Fischer gehen in Niederösterreich ihrem Hobby, dem Fischfang nach. "Dieses Hobby ist eines der seltenen, das Generationen und Gesellschaftsschichten überwindet – der Arzt fischt neben und mit dem Fabrikarbeiter, der Großvater mit der Enkelin. Und es ist eines, das in und mit der Natur stattfindet", so Herbert Tiefenbacher, Obmann des Fischereirevierverbands I .
Was wird gefangen, was wird eingesetzt?
HERBERT TIEFENBACHER: Von den Quellgebieten bis in das Tiefland unterscheiden wir in unseren Flüssen vier so genannte Fischregionen: Forellen-, Äschen-, Barben- und Brachsenregion, benannt nach für die jeweiligen Gebiete typischen Fischarten. Der Bezirk Zwettl liegt vor allem in der Forellen- und Äschenregion, die Forelle ist der hauptsächlich gefangene Fisch. In den Kamp-Stauseen werden etwa Hechte, Zander, Karpfen, Welse und Renken gefischt. Auch an manchen Fischzucht-Teichen darf geangelt werden, dort fängt man vor allem Karpfen und Schleien. In NÖ kommen über 60 Fischarten vor.
Das NÖ Fischereigesetz schreibt für jedes Fischereirevier eine Höchstzahl an Fischern vor. Es legt Schonzeiten und Mindestfanggrößen für die einzelnen Arten fest, um die natürliche Vermehrung zu fördern. Und es verpflichtet die Bewirtschafter, je nach Zustand und Befischungsdruck der Gewässer Jungfische oder Fischbrut nachzusetzen. Es werden vor allem die Arten besetzt, die auch entnommen werden. In vielen Oberläufen der Forellenregion, so auch am Kamp und an der Zwettl, wird nicht besetzt, weil in den naturnahen Bächen die natürliche Vermehrung gut funktioniert.
Welchen Beitrag leisten Fischer zum Umweltschutz?
HERBERT TIEFENBACHER: Alleine durch ihre Zahl sind die über 40.000 niederösterreichischen Fischer zu den bedeutendsten Beobachtern und Schützern unserer Flüsse geworden. Im 20. Jahrhundert kam es zu einem dramatischen Rückgang der Fischbestände. Ursachen dieses Rückgangs waren Wasserverschmutzung, Flussverbauungen (Hochwasserschutz, Gewinnung von landwirtschaftlichen Produktionsflächen, Kraftwerke) und zuletzt ein explodierendes Vorkommen von Fischfressern (Kormoran, Fischotter, Grau- und Silberreiher, Gänsesäger, Mink, usw.). Fischer und ihre Organisationen sind Hauptakteure im Kampf gegen diese Bedrohungen.
Die Wasserverschmutzung ist inzwischen durch den Bau von Kläranlagen weitgehend beseitigt, der Alltagsmüll wird aber vielfach von Fischern in und an den Gewässern gesammelt und entsorgt.
Flussverbauungen werden seit ca. 1990 an vielen Orten beseitigt. Diese Baumaßnahmen sind schwierig, weil der Hochwasserschutz und auch die Energiegewinnung aufrecht erhalten werden müssen und die dafür nötigen Flächen neben den Flüssen von den Eigentümern zur Verfügung gestellt werden müssen. Vor allem aber ist diese so genannte „Renaturierung“, also die Wiederherstellung eines naturnahen Zustands, teuer. Fischereiverbände, Fischereibewirtschafter und auch Fischer sind die wesentlichen Ideengeber, aber auch wichtige finanzielle Unterstützer solcher Vorhaben.
Die Zunahme von fischfressenden Arten ist ein gemeinsamer Erfolg von Fischern und Naturschützern, beweist sie doch die Verbesserung unserer Lebensräume und eine Trendwende beim Artensterben. Allerdings besteht zurzeit ein Ungleichgewicht in der Wahrnehmung einzelner Tierarten: Strenger Artenschutz praktisch aller Fischfresser führt zu einem Fraßdruck, der manche Fischarten örtlich an den Rand des Verschwindens gebracht hat, im Bezirk Zwettl etwa die Forelle. Die gerade laufende Diskussion über eine Regulierung des Bestands der Fischfresser zum Schutz von Fischbeständen wird auch von Fischern geführt, die damit zum Interessenausgleich in unserer Umwelt wesentlich beitragen.
Was sind die Aufgaben der Fischereirevierverbände?
HERBERT TIEFENBACHER: Fischereirevierverbände kümmern sich um die regionalen Interessen der Fischerei, ihre landesweite Dachorganisation ist der NÖ Landesfischereiverband. Die Verbände haben behördliche Funktionen wie Festsetzung von Lizenzhöchstzahlen und Besatz für jedes Revier und deren Kontrolle. Sie haben den ökologischen Zustand der Gewässer und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu überwachen. Sie erstellen oder veranlassen fachliche Gutachten. Sie organisieren Kurse für Fischer, Fischereiaufseher und verschiedene Spezialthemen. Vor allem aber sind sie verpflichtet, die Mittel aus der Fischerkartenabgabe, die jeder Fischer mit dem Erwerb der NÖ Fischerkarte zahlt, für die Förderung der Fischerei und der Forschung zu verwenden.
Das Gesetz nennt vor allem drei Ziele: Sicherung der Artenvielfalt, Überwachung des Erhaltungszustands der Gewässer und Erhaltung der natürlichen Lebensräume der Fischarten. Dazu regen die Verbände Fluss-Renaturierungen, Fischwanderhilfen, Projekte zur Sicherung ausreichender Restwassermengen bei Ausleitungen zu Kraftwerken oder Vorhaben zur Gewässerreinigung an und arbeiten in diesen mit. Zurzeit ist etwa ein Projekt zum Wiederaufbau des Äschen-Bestands im mittleren Kamp in Vorbereitung.
Der NÖ Landesfischereiverband erarbeitete als österreichweiter Pionier im Jahr 2019 das „Nachhaltigkeitsprinzip in der fischereilichen Gewässerbewirtschaftung in NÖ“ und vergab in den letzten 15 Jahren über 5 Mio € an Förderungen zur Erhaltung, Rettung und Wiederherstellung unserer Gewässerlebensräume und ihrer Bewohner.
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