Dankbare Flüchtlingsfamilie erstversorgt

Elisabeth W. (li.) und Pia S. (re.) sorgten neben anderen Gemeidebürgern für eine menschenwürdige Ankunft der afghanischen Flüchtlingsfamilie in Schwarzenau.
  • Elisabeth W. (li.) und Pia S. (re.) sorgten neben anderen Gemeidebürgern für eine menschenwürdige Ankunft der afghanischen Flüchtlingsfamilie in Schwarzenau.
  • hochgeladen von Ulrich B. Küntzel

SCHWARZENAU (kuli). Mit nur dem, was sie am Leibe trugen, ist eine Flüchtlingsfamilie nach einer langen und gefährlichen Odyssee durch den vorderen Orient und den Balkan in einer privaten Mietwohnung in Schwarzenau angekommen. In ihrer eigentlichen Heimat Afghanistan von einem gnadenlosen, gewalttätigen Regime verfolgt, hat die Familie von Hakam und Barisat (Namen geändert, amtliche der Redaktion bekannt) in der Nacht von 11. auf 12. Juli 2015 zum ersten Mal seit ewig langer Zeit ruhig schlafen können. In der spärlich eingerichteten Wohnung gab es zunächst nur Schwarztee und Zucker als Nahrung. Dank der spontanen Initiative von Elisabeth W., Pia S. und vor allem von Anita H. wurden die vier Söhne und eine Tochter im Alter zwischen fünf und 17 Jahren samt Eltern erst einmal mit frischen Leiberln und Sommerschuhen ausgestattet, zudem gab es einen Vorrat an Grundnahrungsmitteln, wobei einer der örtlichen Händler einen generösen Rabatt einräumte. Ein Installateur reparierte gratis eine Waschmaschine, eine vielfache Mutter stellte ihren Van für Transporte zur Verfügung. Zum Zweck eines ersten Gespräches wurde durch ein Ärzteehepaar ein Geschwisterpaar ausfindig gemacht, das sich als Dolmetscher zur Verfügung stellte. Die medizinische Versorgung des erkrankten Kleinsten wurde ebenfalls ermöglicht. Auch der Pfarrgemeinderat mit Martha K. sowie Bürgermeister Karl Elsigan haben sich bereits unterstützend eingeschaltet. Hakams Familie ist überglücklich ob so viel Nachbarschaftshilfe und kommt mit dem Dankesagen kaum nach.

Die Ankunft ist geschafft, nur sollte es dabei nicht bleiben. Der oft als leere Worthülse verwendete Begriff Integration will in die Tat umgesetzt werden. Eine erste Deutsch-Stunde wurde bereits abgehalten, der Wille zum Deutsch Lernen ist sehr groß. Weitere Sachspenden und handwerkliche Unterstützung wären ebenfalls hilfreich. Denn Hakam und seine Familie verfügen je über nur gut fünf Euro am Tag. Daher wollen die Älteren alle so schnell wie möglich arbeiten können, um nicht mehr in vollem Maße auf Unterstützung der couragierten Nachbarn und ihrem Netzwerk in Schwarzenau angewiesen zu sein.

Info- und Sachspendentelefon unter 066/41339815 Martha Kohl oder 0699/11454998 Elisabeth Wappelshammer.

Nachfolgend ist ein Brief wiedergegeben, der beim Lokalredakteur eingegangen ist. Hier der Wortlaut:

Elisabeth Wappelshammer:

Mâ hamsaye hastim – wir sind Nachbarn

Seit Freitag, 10.7.2015, ist eine Familie aus Afghanistan in Schwarzenau: Vater, Mutter und fünf Kinder. Erste Begegnungen mit den neuen Nachbarn haben bereits stattgefunden. Hände wurden geschüttelt, Lächeln flog hin und her, erste Informationen wurden ausgetauscht.
Die neuen Nachbarn wollen vor allem eins: Deutsch lernen – so rasch wie möglich. Gleich beim ersten Treffen mit Schwarzenauern üben sie: lotfan heißt „bitte“, merci heißt „danke“, salam bedeutet „Grüß Gott“. Die Verständigung ist nicht leicht, weil die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten nicht besonders gut sind: Die Familie spricht in erster Linie Farsi, also Persisch, die Einheimischen sprechen in erster Linie Deutsch und in zweiter Linie Englisch. Aber auch zwei Söhne der Familie sprechen etwas Englisch, ansonsten kommen Mimik und Gesten zum Einsatz.
Aufgrund der Bemühungen seitens der Gemeinde und der Bereichsleitung der Vermittlerfirma SLC gibt es eine nette kleine Wohnung mit einer Grundausstattung an Möbeln und Küchengeräten. Aber es gab noch keine Lebensmittel und Hygieneartikel für das Wochenende. Darauf reagierte die Schwarzenauer Nachbarschaft rasch und unbürokratisch: Am Freitag wurden Lebensmittel, Waschmittel etc. eingekauft und der Familie zugestellt. Am Samstag folgten weitere Einkäufe in Waidhofen an der Thaya, um ordentliches Schuhwerk und nötige Kleidung zur Verfügung zu stellen. Außerdem lief eine Aktion mit Sachspenden an. Die Pfarre schaltete sich ein, Einheimische, die einander bislang zum Teil gar nicht kannten, organisierten sich in einem Netzwerk – mit Sach- und Geldspenden, Mitfahrgelegenheiten, handwerklichem Geschick, persönlicher Begleitung und Beratung. Durch Vermittlung einer Ärztin übersetzen am Sonntag zwei junge Leute aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya, die Farsi sprechen, bei einem Gespräch, was noch gebraucht wird.
Insofern können wir in Schwarzenau stolz darauf sein, dass die gesellschaftliche Diagnose des Politikwissenschaftlers Anton Pelinka im Mittagsjournal am 11.7.2015 nicht überall stimmt: „Wir haben uns in Österreich einen Wohlstand erarbeitet, der offenkundig das Land unsolidarisch gemacht hat“. Das soziale Netzwerk in Schwarzenau sieht diese sieben Personen jedenfalls nicht nur als Last, sondern heißt sie als neue Nachbarn herzlich willkommen.
Wenn der Alltag der Familie geregelt ist, kommen weitere Aufgaben auf uns zu: Wo können sich z.B. die jungen Leute der Familie beteiligen, gibt es Möglichkeiten für Sport und Kultur? Welche Formen von Begegnungen sind denkbar? Wer sich mit Angeboten, Ideen und Interesse einklinken will, kann sich gerne melden:
Bei Martha Kohl für den Pfarrgemeinderat, Tel.: 0664 / 133 98 15 und bei Mag. Elisabeth Wappelshammer für die Nachbarschaftsinitiative unter elisabeth.wappelshammer@aau.at ; Tel.: 0699 / 114 54 998.

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